Absichtlich mit dem Virus anstecken: Internetgruppe plante Corona-Partys

Bünde. Sie wettern nicht nur gegen die Corona-Maßnahmen, sondern bereiten sich auch auf den großen Blackout in Deutschland vor: die mehr als 120 Mitglieder einer geschlossenen Telegram-Gruppe. Der NW-Redaktion ist es durch die Auswertung von tausenden Chat-Nachrichten gelungen, einen tiefen Einblick in eine Parallelwelt zu bekommen. Es geht unter anderem um Corona-Partys, geheime Treffen im Doberg und Notfall-Wasser aus der Else. Bereits im Sommer haben sich Mitglieder der Gruppe regelmäßig an Sonntagen am Doberg getroffen. Der Doberg soll auch der Rückzugsort für den Fall eines so genannten Blackouts sein, also den Tag, an dem die staatliche Ordnung in Deutschland zusammenbricht. Ein Szenario, das für viele Mitglieder der Gruppe offenbar real ist. &bdquo;Das hat nichts mit Glauben zu tun. Es gibt Politiker, die das schon vorhersagen“, behauptet eine Bünderin, die die NW-Redaktion unter der Woche telefonisch kontaktiert hatte. Um sich zu schützen, sollen sich die Bünder Mitglieder im Ernstfall regelmäßig um 12 und 18 Uhr dort treffen. Trinkwasser aus der Else Wie bereits berichtet, wurden in der Gruppe täglich zum Teil über hundert Beiträge geschrieben oder aus anderen Gruppen geteilt. Vieles davon ist faktisch falsch, einiges eindeutig rechtsextrem und manches könnte sogar strafrechtlich relevant sein. Die Mitglieder treffen sich seit einiger Zeit auch real – und nicht nur digital in der Anonymität der Telegram-Gruppe. Einmal pro Woche finden private, konspirative Treffen statt. Die Adresse erhalten Interessierte nur per privater Nachricht. Den Chat-Nachrichten lässt sich entnehmen, dass in den Wohnzimmern unter anderem besprochen wird, wie sich die Gruppe während eines Blackouts selbst versorgen will. &bdquo;So gerade einmal probeweise Reis gekocht mit Fondueset mit Brennpaste. Dauert etwas, aber klappt super“, schreibt eine Nutzerin, die nach eigener Aussage seit mehreren Jahrzehnten im medizinischen Bereich arbeitet. In einer anderen Diskussion geht es darum, woher die Gruppenmitglieder während des befürchteten Blackouts Trinkwasser bekommen – ob aus einem Notbrunnen oder aus der Else. Im Ernstfall soll das Flusswasser gereinigt werden. Über die Gedanken zum Blackout mag man vielleicht schmunzeln. Doch die Mitglieder meinen es ernst. &bdquo;Das kann man überall im Internet nachlesen, dass das real ist“, behauptet auch eine Heilpraktikerin aus der Gruppe. Deutlich weniger witzig wird es aber, wenn diskutiert wird, wie Mitglieder sich selbst mit Corona infizieren können, um einer Impfung zu entgehen. In mehreren Beiträgen wird über Corona-Partys diskutiert. Das sind Treffen, auf denen sich Ungeimpfte absichtlich mit dem Virus anstecken, um als Genesen zu gelten. Als Genesener hat man für sechs Monate die gleichen Rechte, die auch ein Geimpfter hat. &bdquo;Tja, woher bekommen wir jetzt einen Infizierten? Gute Idee“, schreibt eine Nutzerin mit dem Namen Gudrun. Als die Bekannten eines Gruppenmitglieds sich mit dem Virus infiziert haben, gibt es Jubel: &bdquo;Jetzt freuen sich beide über den Genesenen-Schein“, schreibt Gruppenmitglied Gaby. Eine Idee, die auch Anfang Dezember noch auf Begeisterung stößt. &bdquo;Jemand in meinem näheren Umfeld hat Corona“, schreibt ein Nutzer. Er habe ihm daraufhin direkt geschrieben. &bdquo;Lust auf kuscheln. Oder auf eine Corona-Party.“ &bdquo;Mit der Machete ins Parlament“ Zur Impflicht in der Pflege schreibt eine offenbar noch jüngere Frau, dass sie ihre Ausbildung in einem &bdquo;Gesundheitsberuf“ im letzten Jahr nicht gefährden will und deswegen überlege, sich gegen ihre Überzeugung impfen zu lassen. &bdquo;Ich glaube, ich sollte schnell mal zu einem Treffen kommen“, schreibt sie. Die Idee, sich impfen zu lassen, kommt gar nicht gut an. In einer Sprachnachricht rät ihr die Administratorin der Gruppe, eine Tierschützerin aus Bünde, vehement, sich nicht impfen zu lassen. &bdquo;Wir wissen alle, was diese Impfung mit den Menschen macht. Und das ist russisches Roulette“, sagt sie. Die junge Frau solle also ihre Karriere für ihre Überzeugung wegwerfen.Beunruhigend sind auch die Gewaltfantasien, die sich in mehreren Chatverläufen finden. &bdquo;Ich würde ihr liebend gerne auf offener Straße begegnen“, schreibt Mitglied Erich unter einem geteilten Tageschau-Kommentar zu Ungeimpften.An einer anderen Stelle schreibt der gleiche Nutzer, der zuletzt auch schon &bdquo;Köpfe rollen“ sehen wollte: &bdquo;Ich darf nix machen. Meine Frau sagt Nein. Ich wäre schon lange ins Parlament mit ner Machete einmarschiert. Aber nein.“ Dazu mehrere Lachmsileys. Experten warnen seit Monaten vor einer Radikalisierung der Szene und der zunehmenden Gewaltbereitschaft in Äußerungen auf Telegram – auch im Bünder Land ist das real.

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