Impffrust wächst nach Abfuhren des Kreises: Einen Tag zu früh zum Boostern

Bünde/Kirchlengern/Rödinghausen. Die Schlangen vor den Impfzentren werden dieser Tage wieder länger. Manche lassen sich zum ersten Mal impfen, nachdem sie davon überzeugt sind, damit den richtigen Schritt zu gehen. Andere tun es aus Bequemlichkeit, weil die täglichen Tests zeitraubend sind und die Vorteile mit einer Corona-Schutzimpfung überwiegen. Seit Wochen dreht sich aber auch vieles um die dritte Impfung, die so genannte "Booster-Impfung", die in der Regel sechs Monate nach der zweiten Impfung noch einmal das Immunsystem in Schwung bringen und den Schutz vor einer schweren Covid-Erkrankung um ein Vielfaches erhöhen soll. Doch der Frust wächst, wie NW-Leser am Redaktionstelefon erzählen oder in E-Mails schildern. "Die Zahlen sind ja noch nicht hoch genug" Eine Frau war beim Impfzentrum in Enger und schildert ihre Erlebnisse, nachdem sie mit anderen mehrere Stunden angestanden hatte: "Nach Hause geschickt wurden alle, bei denen nicht exakt sechs Monate nach der letzten Impfung vergangen sind. Im Extremfall war es nur ein Tag, den jemand zu früh war. Das kann doch nicht im Sinne einer zügigen Booster-Kampagne sein. Es soll aber eine Anweisung des Kreis Herford gewesen sein. Ich muss feststellen, dass andere Kreise schneller und flexibler zur Brechung der 4. Welle reagieren. Nur der Kreis Herford fängt später an und hat es offenbar nicht nötig. Die Zahlen sind ja noch nicht hoch genug." Der Frust ist nicht nur bei ihr groß. Ähnlich äußern sich andere Leser, die keinen Zutritt zum Impfzentrum erhalten haben. Für die Praxis des Kreises Herford, nur nach Sechs-Monats-Frist eine Auffrischungsimpfung anzubieten, fehlt dabei vielen das Verständnis. Zumal in Funk und Fernsehen oft von einer Booster-Impfung fünf Monate nach der letzten Impfung die Rede sei. Bei ähnlichen Problemen in den vergangenen Tagen in Löhne sagte ein Mann: &bdquo;Das hat zuletzt doch sogar die Bundesregierung empfohlen." Bei einer Impfaktion in der Werretalhalle ist ihm eine Auffrischung ebenfalls versagt geblieben ist. Warum der Kreis seine Vorgehensweise dann nicht aktualisiere, erschließe sich ihm nicht. Zumal die unterschiedlichen Impfstoffe auch unterschiedlich lange Immunisierungszeiten aufweisen. &bdquo;Ein bisschen mehr Flexibilität wäre da schon angebracht." Praxen agieren zum Teil wesentlich flexibler Das aber ist beim Kreis vorerst nicht vorgesehen. Auf Nachfrage bestätigt Pressesprecher Patrick Albrecht, dass zwischen der letzten und der nun anstehenden Impfung sechs Monate liegen müssen. &bdquo;Irgendwo müssen wir nun einmal die Grenze ziehen", sagt er. &bdquo;Und wir haben uns für die entschieden, die auch von der Stiko empfohlen wird." Die halte einen Abstand von fünf Monaten zwar für möglich, allerdings mit einer Einschränkung: &bdquo;Eine Verkürzung des Impfabstandes auf fünf Monate kann im Einzelfall, oder wenn genügend Kapazitäten vorhanden sind, erwogen werden", heißt es von Seiten der Kommission. Eine ähnliche Formulierung findet sich auch bei der Bundesregierung. Genau an dieser Stelle scheiden sich offenbar die Geister. Während in Löhne am Montag viele Besucher aus dieser Empfehlung ableiteten, ein Anrecht auf eine Booster-Impfung zu haben, sieht Albrecht die Sache anders. &bdquo;Bei dem großen Andrang und der extrem hohen Nachfrage haben wir weder genügend Impfstoff, noch ausreichend Personal, um einen Fünf-Monats-Abstand zu gewährleisten", sagt er. Mit anderen Worten: Die Kapazitäten reichten für eine Verkürzung eben nicht aus. Flexibler, wenn auch mit weniger Impfstoff ausgestattet, agieren hiesige Arztpraxen. Zum Teil haben sie ihre Patienten schon Ende September kontaktiert, von denen sie den Impfstatus nicht kannten, weil diese sich ihre Erst- und Zweitimpfung nicht in der Praxis, sondern im Impfzentrum verabreichen ließen. Dabei erfragten und erfassten sie die Impfdaten und merkten ihre Patienten vor. In vielen Praxen im Bünder Land werden dieser Tage Booster-Impfungen verabreicht - oft auch schon vor Ablauf der sechs Monate.

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