
Bünde. Die Wut der Hochwasseropfer in Bünde wächst. Nach dem Unwetter am Abend des 5. Juni fordern sie nach wie vor Maßnahmen der Stadt, um solche Folgen eines Starkregens künftig zu verhindern. Doch von der Stadt bekommen sie eigenen Worten zufolge seit dem keine Antwort. Nun haben sie an die Regierungspräsidentin geschrieben. Der Brief ist überschrieben mit den Worten "Beschwerde gegen die Bürgermeisterin als Verwaltungsverantwortliche der Stadt Bünde". Aber ist es tatsächlich so, dass sich in der Verwaltung dahingehend nichts tut?
"Bis heute laufen Trocknungsgeräte"
Immer noch laufen in einigen Häusern in Hunnebrock Trocknungsgeräte - seit fast vier Monaten. Wenn die Feuchtigkeit nach der Überschwemmung überhaupt aus den Wänden und Böden verschwindet, dann nur sehr langsam. Die Erlebnisse und das Leid schweißen die Bürger zusammen. Sie helfen sich, tauschen sich aus. Einige stehen vor finanziellen Belastungen im hohen fünfstelligen Bereich. Bei einer Familie ist noch nicht geklärt, ob sie überhaupt noch in ihrem Haus bleiben kann. "Wir wollen doch nur gehört werden", sagt ein Betroffener im Gespräch mit der Neuen Westfälischen. "Wir wollen doch nur, dass man etwas tut, damit so etwas beim nächsten Starkregen nicht mit solchen Folgen verbunden ist."
Zu Erinnerung: Am Abend des 5. Juni begann gegen 18 Uhr ein Unwetter, dass in kurzer Zeit die Kurt-Schumacher-Straße und umliegende Bereiche unter Wasser setzte. Keller flossen bis unter die Decke voll, das Wasser stand in den Erdgeschosswohnungen und kroch weiter durch Wände nach oben, die immer noch nicht getrocknet sind. Autos in Tiefgaragen und Einfahrten waren nur noch Totalschäden. Von Besenkamp aus sei eine "regelrechte Welle" gekommen.
Regierungspräsidentin soll Aufsichts- und Weisungspflicht ausüben
Das Schreiben eines Bürgers an das Rathaus beantwortete die Bürgermeisterin mit der Ankündigung, dass man die Gefahrenlage in Bezug auf Hochwasser und Starkregen bei der Stadt aufarbeiten würde und dass man nach den Sommerferien bei einem Ortstermin mit den Betroffenen sprechen wolle. "Bislang haben wir nichts gehört - und Ende nächster Woche beginnen schon die Herbstferien", sagt ein Betroffener wütend.
In dem Brief an Regierungspräsidentin Judith Pirscher pochen die Bünder Bürger auf eine Auskunftspflicht der Stadtverwaltung unter der Frage, was die Stadt tun will, um solche Folgen nach einem Unwetter zu verhindern oder zumindest die Gefahr dafür zu reduzieren. "Seit der Antragstellung werden die Bürger in Bünde immer wieder vertröstet und die Anfrage wurde inhaltlich immer noch nicht beantwortet", heißt es in dem Schreiben, in dem die Regierungspräsidentin gebeten wird, gegenüber der Bünder Bürgermeisterin ihre "Aufsichts- und Weisungspflicht" auszuüben. Konkret bezieht man sich dabei auf das Informationsfreiheitsgesetz. Eine Antwort der Regierungspräsidentin auf die Beschwerde vom 19. September liegt den Absendern noch nicht vor.
Bürgermeisterin kündigt Info-Veranstaltung an
Konkret fordern die Bürger eine Erweiterung des Kanalsystems, das derartige Wassermassen, wie sie am 5. Juni auftraten, aufnehmen kann. Bürgermeisterin Susanne Rutenkröger sagte gestern im Gespräch mit der Neuen Westfälischen, dass sie in Kontakt mit einem Sprecher der betroffenen Bürgergruppe sei, der ihr in einem Schreiben auch eine Unterschriftenliste vorgelegt habe. Die Unterzeichner darin seien aber zum Teil nur schwer zu identifizieren. "Wir werden uns in naher Zukunft mit den Betroffenen und Experten bei einer Informationsveranstaltung im Saal der Gaststätte Erdbrügger austauschen.
Dass das bisher noch nicht geschehen ist, hängt einfach damit zusammen, dass ich den Bürgern auch handfeste Informationen vorlegen will, die ich bis jetzt noch nicht habe", so die Bürgermeisterin. Und weiter: "Wir haben eine Starkregenkarte bei einem Ingenieurbüro in Auftrag gegeben, das für eine Untersuchung von fünf Quadratkilometern aber etwa eine Woche benötigt. Und wir müssen 90 Quadratkilometer berücksichtigen", erklärt Susanne Rutenkröger. Das Ingenieurbüro Bockermann Fritze aus Enger erstellt diese Karte und sei laut Rutenkröger jetzt angewiesen, zunächst den Fokus auf Hunnebrock zu legen, um hier möglichst schnell Ergebnisse zeigen zu können.
Das Überschwemmungsproblem nach Starkregen ist in Bünde nicht erst seit diesem Jahr bekannt. Auch nach den starken Unwettern von 2014 und 2015 sowie weiteren davor kam es in Teilen der Stadt zu Überschwemmungen, die hohe Schäden verursachten.