Weshalb das Zwiebelmärktchen ein großer Schritt zur Normalität ist

Bünde. Die Bürgermeisterin kündigte Anfang August schon an, dass man sich die Entscheidung noch offen halten möchte, ob ein Zwiebelmarkt in diesem Jahr stattfindet oder nicht. Ohne konkret zu werden ließ sie auch durchblicken, dass auch im Falle einer Absage wohl niemand etwas gegen &bdquo;ein Karussell einzuwenden hätte", dass man anstatt eines richtigen Zwiebelmarkts aufstellen würde. Aber in diesen Zeiten fallen Entscheidungen dieser Tragweite schwer – und recht machen kann man es eh niemandem. Sagt man eine Großveranstaltung aus Sorge davor ab, damit möglicherweise ein &bdquo;Mega-Spreading-Event" zu schaffen, bei dem sich Massen mit dem Coronavirus infizieren, erntet man Kritik von der einen Seite, die sagt: &bdquo;Warum geht es woanders und nicht hier?" Oder: &bdquo;Es ist doch eine Veranstaltung, die draußen an der frischen Luft stattfindet. Was soll da schon passieren?" Müssen wir diese Debatte führen? Plant man in der Pandemie aber auch nur ein Stadtfestchen, empört sich die andere Seite und spricht von Unverantwortlichkeit und &bdquo;schlimmen gesundheitlichen Folgen, die die Entscheidung für die Bürger nach sich ziehen kann". Schon vor einer Woche schrieb ich hier, dass wir diese Diskussion möglicherweise gar nicht führen müssten, wäre die Impfbereitschaft nach wie vor auf dem Niveau von Mai und Juni. Unsere dänischen Nachbarn machen es uns gerade vor – und nicht nur die. Man muss sicherlich auch dort die Lage der kommenden Wochen und Monate im Auge behalten und analysieren, wie sich die weitestgehende Aufhebung aller Beschränkungen auswirken wird – doch bis jetzt scheint das, was wir vor eineinhalb Jahren noch Normalität nannten, dort gut zu funktionieren. Hierzulande muss man sich daran wohl erst noch gewöhnen. Die Normalität von 2019 war 2020 für die meisten Menschen in unserem Land das höchste zu erreichende Gut und noch so weit entfernt. Nun haben wir 2021 und sind – wenn auch mit momentan angezogener Handbremse – diesem höchsten Gut schon viele große Schritte näher gekommen. Es scheint gerade so, als würden sich die Städte einen Wettbewerb liefern wollen, wer seinen Bürgern mehr zu bieten hat – oder besser gesagt, wer sich mehr traut, seinen Bürgern etwas zu bieten. Ein gewisses Maß an Eigenverantwortung Auf der anderen Seite muss man in den Verwaltungsspitzen der Städte und Kommunen den Bürgern auch ein gewisses Maß an Eigenverantwortung überlassen. Die, die geimpft oder von einer Covid-Erkrankung genesen sind, können sich zunehmend unbeschwerter bewegen – zu recht. Und wem die Sache nicht ganz geheuer ist, weil er oder sie fürchten, sich trotz Immunschutz zu infizieren oder gar zu erkranken, der wird im Moment auch ein Zwiebelmärktchen nicht besuchen. Wichtig ist hier aber, dem Bürger die Verantwortung darüber selbst zu überlassen. So haben es auch Städte in der Umgebung getan und sind damit bestens gefahren. Insofern war die Entscheidung, Ende Oktober ein Zwiebelmärktchen zu starten, wohl eine, die in der Stadt gut ankommen wird. Ob aber die Entscheidung, den Begriff &bdquo;Zwiebelmarkt" nicht offiziell mit aufzunehmen, sinnvoll gewesen ist, wird sich spätestens zeigen, wenn Verdi erneut gegen die Entscheidung des Stadtrats klagt, der am 7. Oktober höchstwahrscheinlich für einen verkaufsoffenen Sonntag stimmen wird. Der Geschäftsöffnung vor zwei Wochen in Herford soll das Oberverwaltungsgericht wohl nur zugestimmt haben, weil in den Hoekerfest-Häppchen ein traditioneller Begriff enthalten war, nämlich das Hoekerfest.

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