Wie wird Bündes Innenstadt zukunftsfähig?

Bünde. In dieser Woche haben wir die siebte Neueröffnung in diesem Jahr in der Bünder Innenstadt verkündet. Noch im September wird in Bünde Bubble-Tea serviert, ein Getränk, das vor allem bei jungen Leuten sehr beliebt ist. Von sieben ehemaligen Geschäften ist es das dritte, in dem sich nicht mehr klassischer Einzelhandel niederlässt. Ist das ein Trend? Ich glaube ja. Innenstädte waren schon immer einem starken Wandel unterzogen: Zur Zeit der Industrialisierung vornehmlich für Produktion und Wohnen genutzt, eröffneten in den 1920er Jahren große Kaufhäuser, die ab den 1980er Jahren zunehmend von kleineren Filialen des Einzelhandels und zum Teil auch Shoppingmalls abgelöst wurden. Seit einiger Zeit nun straucheln die Innenstädte. Was Bünde attraktiv macht Bünde, das zeigt die aktuelle Entwicklung deutlich, gehört zu den attraktiveren Städten. Sonst würden nicht sieben Menschen den Schritt in die Selbstständigkeit wagen – eigentlich sogar neun, aber die Konditorei 16, die ein Paar im ehemaligen Esprit-Store öffnen möchte, wird erst im Frühjahr 2022 ihre Süßigkeiten feilbieten. Bünde hat noch ein wichtiges Kaufhaus mit dem Bünder Modehaus, hat noch den immer seltener werdenden inhabergeführten Einzelhandel. Und doch gab es auch schon vor der Corona-Pandemie einige Leerstände. Georg Kruthoff von Handel Bünde, dem Zusammenschluss der Einzelhändler, sagte schon vor einigen Jahren zur NW: &bdquo;Einkaufen muss ein Erlebnis sein." Ralf Grund vom Stadtmarketing sieht es ähnlich: &bdquo;Es wird einen Funktionswechsel in der Innenstadt geben. Es wird eine Mischung geben, die sich nicht nur am Handel orientiert." Die aktuelle Entwicklung gibt ihnen Recht und untermauert, was Städteplaner seit Jahren predigen: Innenstädte müssen mehr sein als reine Konsumtempel, sie müssen Raum für ein soziales Miteinander bieten. Dabei kann sich beides durchaus gegenseitig befruchten: Ein Buchladen mit angeschlossenem Café gehört dabei schon eher zu den älteren Ideen dieser Art. In Bünde bleibt der Einzelhandel wichtig, immerhin in vier von sieben Geschäften ist er wieder eingezogen. Aber die stärkere Durchmischung ist neu. Soziales Miteinander bekommt stärke Rolle Auch außerhalb der Läden wird das Soziale eine größere Rolle spielen. Wo in Bünde gibt es Plätze in der Öffentlichkeit, die für Zusammenkünfte genutzt werden können? Die Fußgängerzone selbst bietet wenig Raum zum Beisammensein. Die kurzfristig aufgestellten Bänke sind zwar nett, zu einem Gespräch laden sie um einen bunten Blumenkübel gestellt aber eher nicht ein, weil die Gesprächspartner voneinander abgewandt sitzen, wenn sie sich anlehnen wollen. Es gibt Ideen auch abseits von großen baulichen Veränderungen. Einige Kommunen nehmen sich einfach den Platz, wenn sie ihn brauchen. Das kann eine Großstadt wie München sein, die so genannte &bdquo;Sommerstraßen" knapp ein halbes Jahr sperrt, um sie für Cafés und die Nachbarschaft freizugeben. Fußgängern, Radfahrern und spielenden Kindern gehören dann diese autofreien Straßen. Auch in Ostwestfalen gibt es mutige Ansätze: Der autofreie Barmeierplatz in Enger wurde über den Sommer zum öffentlichen Treffpunkt – besonders wichtig jetzt, in der Pandemie, wo die meisten Veranstaltungen ausfallen mussten. Was hätte Bünde wohl auf der Bahnhofstraße machen können, wäre der Tunnel für einige Monate testweise gesperrt worden? Mehr Aufenthaltsqualität In Bünde ist Raum für derlei Ideen rar. Ich persönlich würde mir mehr Raum für Gespräche wünschen, mehr grüne Orte zum Verweilen. Und auch viel mehr Mut, neue Konzepte auszuprobieren. Denn eines ist klar: Neue Ideen wird es auch für noch kommende Leerstände brauchen. So hat zum Beispiel Corona gezeigt, dass viele Angestellte nicht täglich ins Büro pendeln müssen. Der frühere Arbeitsplatz könnte nur noch tageweise zum Austausch mit den Kollegen genutzt werden, so dass Unternehmen angemietete Räume abstoßen. Was passiert mit leerstehenden Büros? Werden es vielleicht die bekannten Co-Working-Spaces, also Arbeitsplätze, die tageweise gemietet werden können? Vielleicht Pop-Up-Stores, die nur für einige Wochen dort einkehren, zum Beispiel in der Weihnachtszeit für Lebkuchen- und Glühweinspezialitäten? Ich bin Dank der vielen Neueröffnungen optimistisch, dass die Bünderinnen und Bünder sich etwas einfallen lassen werden. Verraten Sie mir: Was wäre Ihre Idee für die Innenstadt? Ich freue mich auf Ihre Anregungen unter katharina.eisele@nw.de

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