Nach Hochwasser: Warum konnte das Wasser nicht ablaufen?

Bünde. Andreas Freyer zeigt auf den Gullydeckel an der Klinkstraße. Gräser und Unkraut sprießen in die Höhe. Bei anderen Gullys findet man ein ähnliches Bild vor. Für den Bünder liegt auf der Hand: Wenn schon die Gräser aus den Deckeln wuchern, müsse es im Kanal, wo das Wasser ablaufen soll, genauso zugewuchert sein. Bei ihm selbst war jedenfalls Land unter Anfang Juni, als der Starkregen aufkam. &bdquo;Bei mir stand zehn Zentimeter Wasser im Keller", sagt Freyer, der an der Klinkstraße wohnt. &bdquo;Und ich bin kein Einzelfall." Nachbarn an der Klinkstraße hätten das gleiche Problem gehabt. Seit Anfang Juni habe die Stadt Bünde hier an der Klinkstraße noch nichts unternommen, kritisiert Freyer. Ähnliches hatte ein weiterer NW-Leser bereits geäußert: Der hatte sich an den Tagen nach dem Hochwasser die Kanalisation und die Gräben des Strangbachs angeschaut. Dort sei alles zugewachsen gewesen, Holz habe die Kanalisation verstopft, hatte er gegenüber der NW berichtet. Dieses Problem sieht Andreas Freyer ebenfalls für die Klinkstraße. Die Stadt müsste die Kanäle jetzt genauer kontrollieren, auch die Gräben des Butterbachs müssten unter die Lupe genommen werden. Nicht, dass bald wieder Land unter sei. &bdquo;Die Rohre wurden seit dem Hochwasser noch nicht durchgespült", bemängelt Freyer. "Straßenabläufe werden pro einmal pro Jahr gereinigt" &bdquo;Die Straßenabläufe werden einmal pro Jahr gereinigt. An Straßen mit vielen Bäumen und hohem Laubanfall wird nach Bedarf gereinigt", sagt Doris Greiner-Rietz, Sprecherin der Stadt Bünde dazu. &bdquo;Ein teilweise gefüllter Schlammeimer im Straßenablauf ist unbedenklich, er verhindert lediglich das Eindringen von Laub und anderen Sperrstoffen in den Kanal." Die Kanalisation und die Ausläufe in den Strangbach seien nach dem Starkregenereignis untersucht worden. &bdquo;Probleme lagen nicht vor", sagt Greiner-Rietz. Eine Überprüfung und Reinigung erfolge im 3-Jahres-Rhythmus nach Spülplan, der in diesem Bereich für dieses Jahr noch eine Kontrolle vorsehe. &bdquo;Die Schächte werden durch eine optische Kontrolle bei der Reinigung untersucht, das Kanalnetz durch eine Kamerabefahrung." Kurzfristige Maßnahmen gegen Hochwasser aus Starkregen gebe es nicht Die Stadt-Sprecherin stellt klar: &bdquo;Kurzfristige Maßnahmen gegen Hochwasser aus Starkregen gibt es nicht. Starkregen kann – meist lokal und punktuell – überall auftreten." Vor Starkregen gebe es keine wirkliche Vorwarnzeit. &bdquo;Die Menge des Niederschlags und die Dauer des Niederschlags lassen sich nicht vorhersehen." Für solche Mengen seien weder die Grundstücksentwässerung (Grundleitungen, Fallrohre, Dachrinnen) noch die öffentliche Kanalisation bemessen. &bdquo;Mit der öffentlichen Kanalisation können Schäden aus solchen Ereignissen nicht verhindert werden. Rückhaltebecken in der Kanalisation dienen nur dem Schutz des Gewässers." Was passiert mit dem Butterbach? In der Nähe der Klinkstraße fließt der Butterbach in die Else. Muss hier in puncto Hochwasserschutz etwas unternommen werden? Der Butterbach verläuft durch einen dicht besiedelten Raum. &bdquo;In der Vergangenheit sind Gewässer begradigt und in ein enges Gewässerbett gezwungen worden. Die Bebauung ist häufig bis an die Gewässer herangerückt, zum Teil auch ohne Genehmigung. Die Gewässer sind hierdurch zu reinen Ableitungskanälen geworden", erklärt Greiner-Rietz. Der Klimawandel und die Zunahme von extremen Wetterereignissen, aber auch der Verlust des biologischen Artenreichtums in den Gewässern, habe zu einem Umdenken geführt. Um ein Gewässer wieder in einen natürlichen Zustand zu überführen, bedürfe es enormer Anstrengungen. Maßnahmen am Butterbach, insbesondere in den verrohrten Bereichen des Sportplatzes, sind in Planung, sagt Greiner-Rietz. Andreas Freyer ist in der Zwischenzeit selbst aktiv geworden und hat sich für einen Starkregen gewappnet: Er hat für seinen Keller eine Pumpe installiert. &bdquo;Sonst könnte ich nicht ruhig schlafen."

Meistgelesen