Bünde. Wiegand Krömker sucht nach einem Foto auf seinem Handy. Wenige Sekunden zeigt er auf das Display. Das Foto zeigt die Schäden, die das Hochwasser Anfang Juni in seinem Haus in der Friedrich-Ebert-Straße angerichtet hat. Es ist nicht das erste Mal, dass die Wassermassen einen fünfstelligen Schaden anrichten. "Schon 2014 waren wir davon betroffen", sagt er. Mehr als 30 Zentimeter hoch habe das Wasser damals schon im Keller gestanden. Und nun ist das Haus also wieder abgesoffen.
Mehr als 30.000 Euro habe der Schaden vor sieben Jahren beantragen. In diesem Jahr dürfte er ähnlich hoch sein. Das Wasser sei unter anderem durch die Fenster in den Keller gelaufen und habe dort die Fliesen hochgedrückt. Mit Fotos hat Krömker alles dokumentiert. Doch woran liegt es, dass das Haus des Bünders in den vergangenen Jahren schon zweimal geflutet wurde?

NW-Leser findet Holz in den Gräben
Laut der Stadt Bünde sei Starkregen für die Schäden im Juni verantwortlich. Bei Starkregen falle sehr viel Niederschlag in kurzer Zeit in der Regel auf eine relativ kleine Fläche, zum Beispiel in einer bebauten Siedlung. Das Wasser sucht dann seinen Weg entsprechend der jeweiligen Gefällesituation. „Der Verlauf eines Hochwassers lässt sich deutlich besser vorhersagen, als ein Starkregen-Ereignis, da dieses kleinräumig auftritt und sich sehr kurzfristig aufbaut. Der Ort des Niederschlags, die Niederschlagsmenge und Zeit spielen dabei für die eintretenden Schäden eine wesentliche Rolle“, teilte Stadtsprecherin Doris Greiner-Rietz zuletzt auf eine NW-Nachfrage mit.
Wiegand Krömker sieht aber ein anderes Problem. Er hat sich an den Tagen nach dem Hochwasser die Kanalisation und die Gräben des Strangbachs angeschaut. Besonders den Bereich, wo der Strangbach an der Friedrich-Ebert-Straße in Richtung Pestalozzistraße verläuft, hat er unter die Lupe genommen. Dort sei alles zugewachsen gewesen, sagt er. Zudem habe Holz die Kanalisation verstopft. Krömker vermutet, dass das Wasser mit einer gemähten Wiese hätte deutlich besser ablaufen und Schäden reduziert werden können.
Rückhaltebecken am Strangbach geplant
Dass es am Strangbach zuletzt wiederholt zu Problemen mit Hochwasser kam, ist auch der Stadtverwaltung bekannt. Daher ist dort ein neues Hochwasserrückhaltebecken vorgesehen. Aber: „Bei Starkregenereignissen helfen Hochwasserrückhaltebecken nur eingeschränkt, weil der Niederschlag aus Starkregenereignissen bereits dort zu Problemen und Schäden führt, wo er zu Boden fällt“, erklärt Sabine Bartetzko von der Stadt Bünde. Bei klassischem Hochwasser seien die Becken allerdings von signifikanter Bedeutung.
In Sachen Hochwasserschutz hat man in der Stadt Bünde vor neun Jahren reagiert. „Der Deich auf der Nordseite der Else von der Levisonstraße bis zur Lettow-Vorbeck-Straße wurde 2012 auf die erforderliche Sollhöhe erhöht“, sagt Bartetzko. Damit sei der Hochwasserschutz durch Hochwasserschutzeinrichtungen wie Deiche, Deichmauern und Hochwasserpumpwerke im Bereich von der Innenstadt elseaufwärts bis zur Levisonstraße recht gut hergestellt. Allerdings gebe es noch Gefahrenstellen durch Bäume und sonstigen Bewuchs auf den Deichen.
Ein Deichabschnitt fehlt
Im Bereich von der Levisonstraße bis zur Osnabrücker Straße fehlt noch ein Deichabschnitt. Im Bereich Osnabrücker Straße bis Werfer Straße sei ebenfalls noch ein nahezu vollständige Neubau der Deiche erforderlich. „Der Grunderwerb ist im Rahmen des Bodenordnungsverfahrens Else-Bünde-West fast vollständig abgeschlossen“, sagt Bartetzko. Die Planungen befinden sich für die einzelnen Abschnitte in unterschiedlichen Phasen und haben teilweise schon begonnen.