Dreiste Betrüger haben Hochwasseropfer im Visier

Bünde. Seitdem Starkregen ihre Wohnung in Ennigloh Anfang Juni geflutet hat, sucht eine Bünderin eine neue Bleibe. Im Internet schaltet die 29-Jährige eine Anzeige bei Ebay-Kleinanzeigen. Über das Portal möchte sie mit Vermietern in Kontakt kommen. Die Einzelhandelskauffrau rechnet aber nicht damit, dass anschließend auch Nachrichten von Betrügern in ihrem Postfach landen. Diese wollen ihr keine Wohnung vermitteln, sondern die Frau um ihr Geld bringen. Per E-Mail meldet sich eine Frau bei der Bünderin, die sich in dem Schreiben als Johanna Neeltja van Gilst vorstellt. Sie sei Architektin von Beruf und Besitzerin einer Wohnung in Bad Oeynhausen, die sie aktuell vermietet. "Ich möchte Ihnen sagen, dass ich mit meiner Familie nach England gezogen bin, wo ich ein Restaurant besitze", heißt es in der Nachricht. Tolle Wohnung zum Traumpreis 650 Euro beträgt die Miete für die 75 Quadratmeter große Wohnung, die sich in der August-Rürup-Straße in Bad Oeynhausen befinden soll. Inkludiert sind Kosten für Strom und Wasser. Zudem wäre die Wohnung auch möbliert zu haben. Waschmaschine, Staubsauger, Kühlschrank und Mikrowelle werden angepriesen. Und auch ein fester Parkplatz gehört noch dazu. Ein echtes Schnäppchen."Zu schön, um wahr zu sein", denkt sich die Bünderin. Besonders, als sie die Fotos der Wohnung sieht, die die vermeintliche Vermieterin mitgeschickt hat. Für die geringe Miete hat die Dame aus England eine Erklärung. "Der einzige Grund, warum die Miete niedriger ist, ist, dass ich den Ort besitze und frei von Provisionen einer Immobilienagentur bin", schreibt sie. Die Vermieterin gibt sich zudem seriös, indem sie Fragen stellt. So will sie von der Bünderin wissen, wie viele Personen künftig in der Wohnung leben werden und wie lange die 29-Jährige die Wohnung mieten möchte. Zudem soll sie berichten, was sie beruflich macht und wie sie die Miete bezahlen wird. Geht so eine Betrügerin vor? Mieterin soll per Vorkasse zahlen Zum Schein geht die 29-Jährige auf das Angebot ein und bekommt eine erneute Nachricht. Ein Rundgang durch die Wohnung sei leider nicht möglich, heißt es in dem Schreiben. "Die Schlüssel für die Wohnung sind hier bei uns und ich habe keine Freunde oder sonst jemanden in Deutschland", schreibt Neeltja van Gilst an die Bünderin. Wenn die 29-Jährige wirklich an der Wohnung interessiert sei, könne sie ja eine "Vereinbarung unterzeichnen und die erste Zahlung leisten", empfiehlt die Vermieterin. Die Bünderin soll also schon zahlen, bevor sie die Wohnung überhaupt gesehen hat. Doch auch für diesen ungewöhnlichen Schritt hat die Wohnungsbesitzerin eine Erklärung. Für einen Interessenten sei sie einmal nach Deutschland geflogen, doch der Wohnungssuchende sei nie aufgetaucht. "Ich habe Zeit und Geld verschwendet", heißt es in der Nachricht. Um nicht selbst Opfer zu werden, habe sie einen Schlüssel bei "Airbnb", einem großer Vermittler für Ferienwohnungen, hinterlassen, behauptet sie. Wenn die Bünderin die Garantie von 1.300 Euro überweise, werde das Unternehmen "eine verantwortliche Person schicken" und den Schlüssel übergeben. "Wenn Ihnen die Wohnung gefällt, können Sie umziehen", verspricht die Frau. Bünderin wittert den Betrug Doch dazu kommt es nicht. Die Bünderin wittert den Betrug und erstattet stattdessen Anzeige bei der Polizei. Bei den Beamten ist die Masche der vermeintlichen Vermieterin bekannt. Und die sieht so aus: Die Kriminellen erstellen eine gut gemachte Kopie der Internetseite des Online-Vermittlers Airbnb. Anschließend werden dort Wohnungen eingestellt, die zwar existieren, aber nicht zur Vermietung stehen. Die Mieten sind überraschend günstig. Wer auf das Angebot eingeht, muss per Vorkasse zahlen. Das Geld ist dann weg. "Vergewissern Sie sich immer ganz genau, auf welcher Webseite Sie sich befinden. Überweisen Sie niemals an unbekannte Personen Geld vorab", warnt das Landeskriminalamt Niedersachsen. Der Internet-Anbieter Airbnb teilt mit, dass der Fall nichts mit dem Unternehmen zu tun habe. "Airbnb schützt Gastgeber und Gäste, indem alle Zahlungen und Kommunikation über unsere sichere Plattform abgewickelt werden", teilt das Unternehmen auf NW-Nachfrage mit. Ähnliche Fälle, wie ihn die Bünderin erlebt hat, sind dem Unternehmen aber bekannt. Daher geht der Online-Anbieter aktiv gegen die Betrüger vor. So stellt das Unternehmen den Kunden Informationen zur Verfügung, wie sich echte Airbnb-Links im Netz erkennen lassen. Nutzer können zudem "verdächtige Websites melden und wir arbeiten mit externen Partnern zusammen, um sie zu untersuchen, damit sie entfernt werden", teilt Airbnb weiter mit.

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