Betrugsmasche mit Wohnungssuchenden erreicht die Hansestadt: Mann aus Herford reagiert richtig

Herford. Für den Herforder Dennis-Fabian H. (Name geändert) steht aus persönlichen Gründen ein Tapetenwechsel an. Er möchte eine neue Wohnung und macht sich auf die Suche. Dafür nutzt er die zahlreichen Anbieter im Internet, die einschlägig bekannt sind und übersichtlich Wohnungsangebote präsentieren. Und tatsächlich stößt er auf ein Angebot, das sein Interesse findet. &bdquo;75 Quadratmeter am Herforder Weddigenufer für 600 Euro Kaltmiete klang zunächst einmal gut“, schildert der 30-Jährige, der anonym bleiben möchte, im Gespräch mit der NW. Das Angebot ist auf einem bekannten Internetportal zu finden, es ist zahlreich bebildert und wirkt auf den ersten Blick seriös. So nimmt er über das Kontaktformular Kontakt auf, um einen Besichtigungstermin zu vereinbaren. &bdquo;Bei mir meldete sich dann am nächsten Tag die mutmaßliche Eigentümerin der Wohnung per Mail“, so der Herforder. In der teilte sie dem Interessenten mit, dass einer Besichtigung der Wohnung am Weddigenufer nichts im Wege stehe. Lediglich ein Entfernungsproblem gebe es. Die Dame schreibt, dass sie nach der Corona-Epidemie nach Spanien ausgewandert sei und dort ein kleines Familienunternehmen führe. Sie sei aber gerne bereit, extra aus Spanien für einen Besichtigungstermin anzureisen – allerdings nur unter gewissen Auflagen. Vermieter wohnt angeblich im Ausland &bdquo;Sie teilte mir mit, dass ich die Mietkaution sowie die erste Mietzahlung vorab auf einem bekannten – und seriösen – Internetportal hinterlegen solle. Denn sie habe bereits schlechte Erfahrungen gemacht und wolle die Reise nicht ohne Sicherheit, dass es ein Interessent wirklich ernst meint, antreten“, so der Herforder im NW-Gespräch.2.100 Euro wären es in seinem Fall gewesen. Diese Summe wollte der 30-Jährige nicht an eine völlig unbekannte Person, die er bislang nur per Mailkontakt kennenlernte, überweisen und sagte schließlich ab. Zu wirr kamen ihm die Erläuterungen der Frau vor. In einer kurzen Mail nahm er vom Angebot Abstand, informierte stattdessen die NW über das merkwürdige Verhalten mit der Bitte, doch einmal auf den Busch zu klopfen. Die Betrugsmasche ist schon seit einiger Zeit bekannt, findet aber dennoch immer und wieder Opfer, die letztlich Tausende Euro verlieren. Die NW hat sich den Fall ganz genau angeschaut und den Weg bis zur eigentlichen Betrugshandlung ausführlich dokumentiert. Lesen Sie auch: Organisierte Kriminalität im Kreis Herford: Was dagegen getan werden soll 29 Anzeigen, immer dieselbe Einrichtung, immer an einem anderen Ort Bei der Recherche stößt diese Zeitung auf exakt das gleiche Angebot wie es der 30-jährige Herforder geschildert hat. Die Wohnungsanzeige ist reich bebildert. Die erste Überraschung: Die Bilder, die die möblierte Wohnung zeigen sollen, werden auch für weitere 29 Vermietungsanzeigen verwendet – und zwar portalübergreifend. Ein Alarmzeichen. 29 Mal die gleiche Innenausstattung – und das bundesweit im Land verteilt? Da passt was nicht. Eine Interessensbekundung an die mutmaßliche Vermieterin geht raus. Die Antwort folgt am nächsten Tag, per E-Mail stehen dort die gleichen Floskeln drin, die auch der NW-Informant erhalten hatte. Wortgleich heißt es: &bdquo;Hallo, ich freue mich über Ihr Interesse an einer persönlichen Besichtigung. Allerdings möchte ich vorab einige Bedingungen klären, da ich in der Vergangenheit negative Erfahrungen gemacht habe: Bei einer früheren Absprache mit einer Familie wurde bereits ein anderer Mietvertrag unterschrieben, als ich zur Besichtigung kam – was meine Zeit, Mühe und Kosten unnötig in Anspruch nahm.“ Um in den Genuss eines Besichtigungstermins zu kommen, soll die Mietkaution sowie die erste Mietzahlung auf der als seriös bekannten Plattform &bdquo;booking.com“ hinterlegt werden. Erst dann sei die Dame bereit, sich mit dem Interessenten zu treffen. Sollte es vor Ort zu keinem Abschluss des Mietvertrages kommen, weil die Wohnung dem Interessenten doch nicht zusagt, so würde das Geld binnen 24 Stunden selbstverständlich von &bdquo;booking.com“ zurücküberwiesen werden. 2.100 Euro treuhänderisch von seriösem Portal verwaltet? Die Buchungsplattform verwalte Geld nicht treuhänderisch. Doch wie genau funktioniert die Betrugsmasche? Die Vermieterin möchte per WhatsApp weiter kommunizieren und darüber einen Link zum Angebot schicken, damit der Interessent die 2.100 Euro durch Annahme des Angebotes überweisen kann. Die NW hat diesen Link erhalten und tatsächlich öffnet sich eine Internetseite, die der originalen Webseite von &bdquo;booking.com“ zum Verwechseln ähnlich sieht. Auch interessant: Betrugs-Maschen am Telefon: Expertin gibt Tipps, wie man sich vor Betrügern schützt Fake-Seite sorgt dafür, dass das Geld für immer verloren ist Es ist allerdings eine gefälschte Seite, die mit dem echten Anbieter der Buchungsplattform nichts zu tun hat. Wer das Angebot annimmt und die vereinbarte Summe überweist, würde das Geld unwiederbringlich in die Hände von Kriminellen spielen.Besonders perfide: Die Internetadresse beginnt tatsächlich mit &bdquo;https://booking.com“, so dass der Interessent sich auf der originalen Seite wähnt. Doch der Teufel liegt im Detail: In Wirklichkeit landet er auf einer sogenannten Sub-Domain, deren eigentliche Haupt-Domain eine völlig andere ist – nämlich die der Betrüger. Lesen Sie auch: Miese Geschäfte mit Rolexuhren im Kreis Herford: Polizist fühlt sich betrogen Vermieter: &bdquo;Wir haben gar keine 75 Quadratmeter-Wohnungen“ Die Neue Westfälische hat mit dem tatsächlichen Inhaber des Mehrfamilienhauses am Weddigenufer Kontakt aufgenommen. Dieser bestätigt, dass in dem Haus derzeit keine Wohnung vermietet wird. Der Geschäftsmann ist als Inhaber zeitgleich auch Vermieter aller Parteien in dem Objekt. &bdquo;In meinem Haus gibt es überhaupt keine 75 Quadratmeter großen Wohnungen, sondern nur kleine Appartements von 29 Quadratmetern“, sagt er.

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