Bünde. Noch immer spürt man die Aufregung in der Stimme von Ebru Alper, wenn sie über das Hochwasser spricht, das ihre Wohnung Anfang Juni geflutet hat. „Für den Abend hatte sich Besuch angekündigt. Um 18.30 Uhr habe ich es dann plätschern hören", sagt die 29-Jährige, die zum Zeitpunkt des Unwetters in ihrer Wohnung an der Holzhauser Straße in Ennigloh auf die angekündigten Gäste wartet.
Doch plötzlich ist an einen ruhigen Abend mit Bekannten nicht mehr zu denken. „Ich habe nur gesehen, wie das Wasser durch die Tür kam", sagt sie. Mit Eimern und einem Wischer versucht sie erst, das Wasser aus der Wohnung zu befördern. „Dann habe ich daran gedacht, dass ich schnell den Strom abstellen muss", erzählt die gelernte Einzelhandelskauffrau. „Doch als ich die Wohnungstür aufgemacht habe, um zum Hauptstromschalter zu kommen, kam mir das Wasser schon kniehoch entgegen", sagt sie.
Wasser drang von zwei Seiten ein
Innerhalb kurzer Zeit habe ihre Wohnung dann unter Wasser gestanden. Denn das Wasser sei gleich von zwei Seiten in die Erdgeschosswohnung eingedrungen: aus der Waschküche im Keller und von der Terrasse. „Ich habe dann probiert, meine Sachen zu retten", sagt Ebru Alper. Doch das Wasser hat einiges an Inventar zerstört. Das Schlafzimmer habe es komplett erwischt, die Möbel dort seien nicht mehr zu gebrauchen. Glück hat sie bei den Möbeln im Wohnzimmer. „Das ist Antikholz, die Möbel haben das Wasser überstanden", sagt sie. Ihr Schaden liegt dennoch bei etwa 2.000 Euro.
Am Abend des schweren Unwetters versucht Ebru Alper natürlich die Feuerwehr zu erreichen. Doch zeitgleich mit ihr kämpfen viele Bünder gegen das Hochwasser. Besonders in Hunnebrock ist die Lage dramatisch. Dort stehen viele Keller unter Wasser. Zudem stecken Autos auf der Engerstraße fest. Auch im Bahnhofstunnel im Zentrum von Bünde haben die Einsatzkräfte zu tun. „Ich habe das erste Mal erlebt, dass die Leitung der Feuerwehr besetzt war", sagt sie.
Feuchtigkeit und fieser Gestank
Die Bünderin bittet Freunde und die Familie um Hilfe. „Zehn Leute haben mir dann geholfen, um das Wasser aus der Wohnung zu schaffen", berichtet die 29-Jährige. Nach etwa vier Stunden sei das Wasser abgepumpt gewesen. „Die Wohnung ist jedoch unbewohnbar", sagt sie. Der Geruch sei kaum auszuhalten. Zudem ist da die Feuchtigkeit. „So zu wohnen, das ist kein Zustand", sagt Ebru Alper.
Weil sie in der Wohnung vom Hochwasser beschädigten Wohnung an der Holzhauser Straße nicht bleiben kann, sucht sie jetzt ein neues Zuhause. Möglichst im Kreis Herford, gern in Bünde soll die neue Wohnung sein, sagt sie. „Etwa 60 Quadratmeter wären schön", sagt die Bünderin. Sie sucht zudem einen tierlieben Vermieter. „Ich habe drei Katzen, die aber lieb und pflegeleicht sind. Die Wohnungssuche macht das aber manchmal schwierig", sagt die Einzelhandelskauffrau, die auch viele Jahre im Bünder Modehaus in der Innenstadt gearbeitet hat.
Kriminelle bieten falsche Wohnung an
Bei der Suche nach einer neuen Unterkunft ist die Bünderin im Internet auch schon auf Betrüger gestoßen. Vermeintliche Vermieter hatten sich bei ihr mit einem tollen Angebot gemeldet. Wenn sie die genauen Daten von der Wohnung haben wolle, müsse sie aber erst einen dreistelligen Betrag überweisen, teilt der Anbieter der 29-Jährigen.
Ebru Alper recherchiert und stößt auf zahlreiche Artikel über die Kriminellen. Die angebotene Wohnung existiert am Ende nicht. "Es ist traurig, dass andere Menschen so eine Situation ausnutzen", sagt sie. Ebru Alper ist per E-Mail unter ebru-alper@web.de zu erreichen.