Bünde. Unsere Elsestadt ist und war stets untrennbar mit dem Sport verbunden. Der muss, trotz der vielen Vereine, aber nicht einmal immer in solchen organisiert sein. Den Platz hinter den Fahrradständern am Marktgymnasium, direkt an der Philippstraße, nannten wir den „kleinen Schulhof". Bei schönem Wetter trafen wir uns hier nachmittags zum Volleyballspiel. Plätze wie am Autohof oder im Freibad gab es noch nicht, und hier standen immerhin zwei Stangen im Rasen.
Das Gelände war eingezäunt, also verschafften wir uns an der Treppe, dort wo die Mauer nicht hoch war, Zugang zum Platz. Mit Flatterband, das wir mit Stöcken am Boden befestigten, steckten wir das Spielfeld ab, spannten als Netz Wäscheleinen zwischen die Stangen und duellierten uns in kleinen Teams. Nur zum Spaß? Der Ausdruck „mehrfacher Dekanats-Meister" spricht hier wohl eine deutliche Sprache. Manchmal kam sogar ein Lehrer oder Hausmeister vorbei und wies darauf hin, dass der Platz außerhalb der Unterrichtszeiten eigentlich gesperrt sei. Trotzdem wurden wir einfach still geduldet, was den nur halbherzig mahnenden Personen unseren Respekt einbrachte, während sie uns gewähren ließen.
Beim Spielen in Bustedt erwischt
Anders war das auf dem Sportplatz an der Schule in Bustedt. Dort fuhren wir immer hin, um Fußball zu spielen. Einmal erwischte uns dabei ein sehr wichtiger Mann, im ganzen Habitus das Faktotum zur Einhaltung der Spielregeln selbst. Es sei verboten, auf dem Sportplatz zu spielen. Es zerstöre den Rasen. Den Rasen, auf dem sonst andere eben genau das taten, was wir taten, nämlich nichts anderes als Fußball zu spielen. Das ist vermutlich auch einer der Gründe, warum ich heute im Sommer Jugendliche mit einer Flasche hochprozentigem Doppel-Korn vor dem Spielplatz an der Heidestraße beobachten kann. Der wichtige Mann wollte ein Foto von uns machen und uns anzeigen. Aber gerne doch. Wir haben uns alle in einer Reihe aufgestellt, ihn gefragt, ob es so recht wäre und schauten recht freundlich. Soweit ich weiß, gab es niemals eine weitere Gruppenaufnahme von uns. Schade. Er hat uns nie einen Abzug geschickt.
Der Sportplatz Bünde-Mitte am Freibad ist hingegen mit unschöneren Erinnerungen verbunden. Natürlich wird und wurde hier auch Fußball gespielt, aber auch: Zirkeltraining oder zwölfmal um den Platz laufen, Vorbereitung auf die Bundesjugendspiele. Ausdauertraining, Atemnot, Agonie. Vielleicht begeisterten mich deshalb Schach und Angeln als Sport später. Das war, kurz nachdem man mir mitteilte, dass meine Halte-Griffe beim Judo, das in der nahen BTW-Halle trainiert wurde, nicht alle den Regeln entsprachen, die vorgesehen sind. Aber es war mir doch egal, wie der Gegner zu Boden geht. Blöder Sport! Kein Spiel, kein Tor, nicht mal ein Ball. Und den hatten wir eigentlich immer dabei. Selbst, wenn wir mit einem Tennisball Fußball auf nur ein (Garagen-)Tor spielten, welches auch sehr schön akustisch den Treffer zur Freude der Nachbarn anzeigte.
Der Rost wuchs schneller
Das aber wahrhaft sportliche in jenen Tagen war vermutlich die Tatsache, dass ich, wie auch meine Freunde, die meisten Orte mit dem Fahrrad erreichten musste. Und so fuhren wir zu den Schulkameraden nach Dünne und Stift Quernheim, quälten uns den Berg hinauf zum „Lichtblick" in Kirchlengern, fuhren über Feldwege zum Hücker Moor. Unsere Räder waren meist etwas zu groß im Rahmen, damit man sie auch noch Jahre später benutzen konnte. Oft aber wuchs der Rost schneller als wir. Wer es sich leisten konnte, besaß eine 3-Gang-Naben-Schaltung, bei der der erste Gang immer bis zum Anschlag gespannt sein sollte. Manche hatten sogar eine 5-Gang-Ketten-Schaltung. Und D. gab ständig mit seiner 6-Gang-Naben-Schaltung an. Er besaß eine Tischtennisplatte im Keller. Kein Wunder, dass er auch beim Rundlauf in den Pausen und nach dem Unterricht richtig gut war, für den wir die Schläger mit in die Schule brachten. Als die zwei steinernen Tische von der Ecke der Hausmeisterwohnung auf den Marktplatz wanderten, spielten wir allerdings nicht mehr so häufig.
Jetzt bin ich erst Mitte Vierzig und erzähle bereits sportliche Geschichten von früher, die mir so weit weg erscheinen, als seien wir bei einer Fußball-EM im Achtelfinale ausgeschieden. Ob das am Thema liegen könnte, frage ich mich, während meine Kondition heimlich die Gebrauchsanleitung von Sauerstoffzelten aus dem Internet herunterlädt. Das muss sich wieder ändern. Also spätestens im nächsten Jahr, wenn sie beschließen, die 50-Meter-Bahnen im Freibad wieder auf die ursprünglichen 50 Meter zu kürzen. (Ich habe nämlich das Gefühl, die haben sie heimlich länger gemacht.) Alles andere als durchtrainiert zu sein, kann ich mir in dieser Stadt gar nicht leisten. Denn Bünde, Du warst immer schon ganz schön sportlich. Und wer möchte schon nicht so gut in Form sein wie seine Stadt.