Corona-Schock für Kultur und Restaurants

Bünde/Kirchlengern/Rödinghausen. Nun kommt es erneut zu einem Lockdown. Nicht ganz so heftig zwar wie das im Frühjahr der Fall war und nach jetzigem Stand der Dinge jedenfalls auch nicht so lang – dennoch: Die Einschränkungen drücken auch im Bünder Land mit enormer Last besonders auf die Gastro- und Unterhaltungsbranche – zum zweiten Mal. GASTRONOMIE &bdquo;Ein wenig konnten wir uns nach den letzten Tagen emotional darauf einstellen", sagt Georgios Rizos, Inhaber des Restaurants &bdquo;Delphi" im Gespräch mit der NW. Das zuvor ohnehin kaum vorhandene Weihnachtsgeschäft werde nun wohl komplett ausfallen, befürchtet Rizos. &bdquo;Wir versuchen, diesen Monat durchzuziehen und hoffen, dass der Staat den Gastronomen finanziell unter die Arme greift." &bdquo;Selbst wenn wir im Dezember wieder öffnen dürfen, werden die Regelungen sehr streng sein. Wir müssen versuchen, unsere Kosten zu decken, das ist auch für unsere Mitarbeiter wichtig", so der Gastronom, der ankündigte, den Außer-Haus-Service wieder aufnehmen zu wollen. UNTERHALTUNG Noch im September sorgte Carsten Müller mit seiner Firma Professional Event Solutions für die Veranstaltungstechnik bei den Auftritten der Ehrlich Brothers im Düsseldorfer ISS Dome. &bdquo;Wir hatten 2.500 Gäste, von uns waren knapp 300 Mitarbeiter da. Dennoch hat sich niemand infiziert", berichtet Müller. Auch deswegen hält Müller die komplette, mehrwöchige Schließung von Gastro-Betrieben und Freizeiteinrichtungen für den falschen Weg, da hier ein gutes Hygiene-Konzept vorliege. &bdquo;Die Leute werden das für ein Wochenende akzeptieren, dann aber nicht mehr, weil sie corona-müde sind", glaubt Müller. Die Verdienstausfälle im November hält der Veranstaltungstechniker für weniger dramatisch als das, was in den Folgemonaten passieren – oder besser gesagt nicht passieren wird. &bdquo;Den November überstehen wir, aber was ist mit der Zeit danach? Es traut sich doch niemand mehr, etwas zu planen. Die leere Zeit im Dezember, Januar oder Februar, die wird uns das Genick brechen", prophezeit Müller. &bdquo;Ich hätte mir mehr Mut im Umgang mit der Pandemie gewünscht, aber den hat jetzt niemand mehr." Für Universumchef Dirk Kaiser ist eine Schließung von Theatern eine Maßnahme am falschen Ort. Schließlich seien die Menschen dort offensichtlich sicherer als zu Hause, wenn es um eine Infektion mit dem Coronavirus geht. Programm im Universum findet bis Sonntag statt &bdquo;Das Universum ist ja keine Begegnungsstätte. Es gibt dort einen Menschen auf der Bühne, der spricht. Die Luft wird viermal pro Stunde umgewälzt und nach oben abgesaugt. Es wird desinfiziert. Es wird Maske getragen. Alle Regeln werden da doch strenger eingehalten als zum Beispiel in manchen Supermärkten." Man führe den Betrieb ja so schon seit Monaten – und immer unter öffentlicher Beobachtung. Eine Infektion sei seitdem noch nie auf eine Veranstaltung im Universum zurückzuführen gewesen. &bdquo;Wir sind hier bis jetzt coronafreie Zone gewesen. Ich finde, das ist ein gutes Argument, gerade Theater nicht zu schließen", so Kaiser. Er ist aber ständig mit den Künstlern in Kontakt. John Doyle tritt am heutigen Donnerstag auf, Christoph Sieber morgen. Das haben ihm die beiden Künstler gestern schon telefonisch zugesagt. Dirk Kaiser könne sich – ähnlich wie beim Beherbergungsverbot – vorstellen, dass eine Schließung von Bühnenhäusern vor Gericht keinen Bestand haben könnte. Er frage sich: &bdquo;Woher nimmt man den Optimismus zu glauben, dass sich die Veranstaltungs- und Gastronomiebranche nach einem zweiten Lockdown wieder erholt?" KINO Das Kommunale Kino Lichtblick in Kirchlengern war seit März dicht und soll eigentlich am kommenden Freitag, 6. November, wieder eröffnen. Ist das bei der aktuellen Corona-Lage noch möglich? &bdquo;Die Tendenz ist nein", sagt Michael Höke, Fachbereichsleiter bei der Gemeinde. Man habe aufgrund der stark steigenden Corona-Zahlen – unabhängig von der Anweisung vom Land – ohnehin Zweifel ob einer Wiedereröffnung gehabt. &bdquo;Schade" findet Höke, dass die Verwaltung die neuen Corona-Verordnungen als Erstes über die Medien erfahre. &bdquo;Wir bekommen die schriftlichen Verordnungen des Landes erst ein bis zwei Tage später. Wenn sich die Bürger richtigerweise an uns wenden, wenn sie Fragen haben, können wir zunächst keine ausreichende Auskunft geben." Volker Flohre, Chef der Else-Lichtspiele in Bruchmühlen, hatte mit einer neuerlichen Schließung gerechnet und für die kommenden Wochen weniger Getränke bestellt. &bdquo;Wenn man klar sagt, bis wann der Lockdown dauert, können wir uns darauf einstellen. Hauptsache ist, dass es nicht wieder so ein Hin und Her gibt, wie im Frühjahr – vor allem hier an der Grenze zweier Bundesländer. Das verunsichert die Gäste nur noch mehr und sie trauen sich gar nicht mehr aus dem Haus", sagt er. Dass es im Kino aufgrund der Schutzmaßnahmen sehr sicher sei, unterstreicht auch Flohre.

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