Plötzlicher Baustopp am Millionenprojekt in Bünde

Bünde. Ein langer Bauzaun umzieht das Gelände des Bünder Bahnhofs. Die wenigen offene Wege zur Baustelle sind durch Flatterbänder abgesperrt, nur ein Durchgang führt zu den Gleisen. Doch hinter dem Zaun, der mit grünen Planen die Sicht für Neugierige verdeckt, passiert derzeit nichts. Kein Lärm der Abrissarbeiten ist zu hören. Werkzeuge wie Hubwagen sind an einem Geländer angekettet. Und anstatt Arbeitern mit Warnwesten und Helmen sind am Bahnhof nur Fahrgäste zu sehen, die auf ihren Zug warten. Die Bauarbeiten am Großprojekt sind erst einmal gestoppt. Arbeiten stehen schon länger still Das bestätigt die Stadt Bünde auf Nachfrage der Neuen Westfälischen. "Entgegen der Planungen sind Probleme mit dem Abrissunternehmen aufgetreten, so dass die Kommunalbetriebe Bünde gezwungen sind, ein anderes Unternehmen für den Abriss zu beauftragen", teilt Stadtsprecherin Doris Greiner-Rietz mit. Die Bauarbeiten auf Bündes Großbaustelle sollen nicht erst seit wenigen Tagen ruhen. Ein Mann, der beruflich täglich am Bahnhof unterwegs ist, beschreibt am Dienstag, dass er schon lange keine Arbeiter mehr am Bahnhof gesehen hat. "Gefühlt hat sich hier schon seit drei oder vier Wochen nichts mehr getan", erklärt er. Zum Ende des Lockdowns habe man immer mal wieder Arbeiter gesehen. "Das ist jetzt aber schon länger vorbei", sagt er. Mehr als zwei Millionen Euro investiert Etwa 2,4 Millionen Euro lässt sich die Stadt Bünde die Abriss- und Modernisierungsarbeiten am Bahnhof kosten, um das Einfahrtstor zur Stadt auf den neuesten Stand zu bringen. Nach dem Abriss von großen Teilen des maroden Gebäudes soll an gleicher Stelle eine moderne Bahnhofshalle entstehen, die sich architektonisch an Bündes Geschichte als Zigarrenstadt orientieren soll. Früher waren sogenannte Zigarrenpressen mit ihrer charakteristischen Form das Alltagswerkzeug der Zigarrenmacher. Diese Formen sollen sich auch in der neuen Fassade wiederfinden. So hat es das Unternehmen BKS Architekten aus Lübbecke geplant, das den Zuschlag für die Planungen bei einem Wettbewerb bekommen hatte. Drei Geschäfte sollen zudem im Bahnhof entstehen: Den größten Raum nimmt eine Filiale von Karlchens Backstube auf 510 Quadratmetern Fläche ein, die im Westen des Gebäudes entstehen soll. Im östlichen Bereich soll eine neue Buchhandlung auf einer Fläche von 120 Quadratmetern untergebracht werden. Dritter Mieter wird die Deutsche Bahn sein, die zumindest in den kommenden Jahren hier ein Reisezentrum betreiben wird. Derzeit werden Kunden noch in einem provisorischen Container vor dem Bahnhofsgebäude betreut. Eröffnung verschiebt sich nach hinten Planmäßig werden die Geschäfte und das Ticket-Center nicht mehr in den Bahnhof einziehen. Bei den Kommunalbetrieben geht man schon länger von Verzögerungen bei den Bauarbeiten aus. Durch Corona sei es bereits zu Beeinträchtigungen gekommen, musste die KBB zuletzt eingestehen. Diese Nachricht wurde den Bünder Ratsmitgliedern in der Sitzung am 3. September mitgeteilt. So konnten erst Ende Mai die ersten bestehenden Teile des alten Gebäudes abgerissen werden. Ursprünglich waren diese Arbeiten deutlich früher vorgesehen gewesen. Anschließend wurde vor allem im Inneren des Bahnhofs gearbeitet. Durch den Ausfall des Abrissunternehmens dürfte sich der Zeitplan noch weiter nach hinten verschieben. Ein Ende der Abrissarbeiten war nach Informationen der Neuen Westfälischen ursprünglich bereits für Mitte November 2020 geplant, später soll der Termin intern für das Frühjahr 2021 angedacht gewesen sein. Bahnhof erst Ende 2021 fertig? Doch auch dieses Ziel wird wohl nicht mehr erreicht werden. Da für die eigentlichen Neubaumaßnahmen etwa ein Jahr eingeplant sind, dürften die Arbeiten wohl nicht vor Ende 2021 beendet werden. Offiziell heißt es auf eine entsprechende Frage aus der Verwaltung allerdings nur: "Durch den hohen formellen Aufwand im öffentlichen Bereich kann es zu leichten Verzögerungen kommen." Der Stadt und den Kommunalbetrieben Bünde sei aber sehr daran gelegen, "den Abriss so schnell wie möglich zu beginnen", teilt die Verwaltung zudem mit. Man wolle informieren, sobald der genaue Termin für den Abriss feststeht. Verwaltung schweigt zu Details Welche Probleme es mit dem Abrissunternehmen gegeben hat, dazu möchte die Stadt Bünde konkret nichts sagen - offiziell aus "Datenschutzgründen". Auch ob sich die kalkulierten Kosten von etwa 2,4 Millionen Euro durch den Baustopp erhöhen werden, lässt die Verwaltung unbeantwortet. "Da es sich um interne Abläufe und Vertragsangelegenheiten handelt, geben wir dazu keine Details bekannt", heißt es aus dem Rathaus. Die Neue Westfälische hat auch das Lübbecker Büro von BKS Architekten per E-Mail um eine Stellungnahme gebeten. Bis Redaktionsschluss ging keine Antwort im Postfach dieser Zeitung ein.

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