Waschbären werden zur Plage - aber was tun?

Bünde. Niedlich ist er ja, der kleine Bär mit der dunklen Maske im Gesicht. Vor allem, wenn er noch ganz klein ist. Aktuell finden immer wieder NW-Leser kleine Waschbär-Kinder und fragen: Wohin mit den Tierchen? An dieser Frage scheiden sich jedoch die Geister. Auch Tierschützer können keine Lösung anbieten. "Wer Waschbären findet, der sollte sie einfach sitzen lassen", sagt Friedhelm Diebrok, Kreisvorsitzender des Naturschutzbundes (NABU). Normalerweise würden diese nämlich von den Eltern weiter versorgt - auch, wenn diese gerade nicht zu sehen sind. Mitnehmen sei keine gute Idee. Denn Hilfe oder gar Abnehmer fänden sich nur selten. Tier-Aufzuchtstationen, Wildtierhilfen oder Tierheime würden kleine Waschbären gar nicht oder selten aufnehmen. Denn: "Was soll mit den Tieren passieren", fragt Diebrok. Ihnen droht aufgrund einer EU-Verordnung dort nur ein Jahrzehnte langes Leben im Käfig. Eine EU-Verordnung Waschbären gehören nämlich zu den invasiven Arten. Invasiv bedeutet dass sie sich "ausbreiten und dadurch die biologische Vielfalt, andere Tier- und Pflanzenarten und damit auch die heimischen Ökosysteme gefährden", erläutert der Tierschutzbund. Das soll nach dem Willen der EU unterbunden werden. Seit 2015 gibt es eine Verordnung, die eine Liste mit invasiven Arten führt. Seit 2016 steht auch der Waschbär darauf. Diese Tiere dürfen nicht mehr in die EU gebracht, dort gehalten, gezüchtet oder befördert werden. Ursprünglich stammt der kleine Bär aus Nordamerika. Als Zuchttier kam er einst nach Europa. Sein dichtes, langhaariges Fell galt als begehrte Beute. Doch aus den Pelztierzuchtfarmen konnten die etwa katzengroßen Tiere immer wieder entwischen. In den Wäldern fanden sie Futter, Wohnhöhlen und konnten sich durch das Fehlen natürlicher Feinde ungestört vermehren. Die rasant ansteigende Populationsdichte des Waschbären hat insbesondere auch auf die heimischen Vögel negative Auswirkungen. Infolge der Plünderung ihrer Nester können einzelne Vogelarten lokal sogar ganz verschwinden. Probleme im Tierschutz Das ist auch einer der Gründe, warum der Naturschutzbeirat des Kreises Herford vergangenen Sommer beschlossen hat, Fallen für Waschbären aufzustellen. "&bdquo;In anderen Regionen kennen wir die Probleme mit den Waschbären schon länger. Inzwischen betrifft das auch den Kreis Herford. Bei Bodenbrütern und Amphibien haben wir ganz große Verluste", hatte Klaus Nottmeier, Leiter der Biologischen Station Ravensberg in Stift Quernheim, die Problematik eingeordnet. Auch Friedhelm Diebrok hat sich darüber schon geärgert: "Zur Zeit der Krötenwanderung gehen die Waschbären die Eimer an den Krötenzäunen ab und ,ernten' die Tiere regelrecht", sagt er. "Das ist ein gedeckter Tisch." Waschbären seien einfach unglaublich clever. "Selbst wenn Sie die Bären in den Wald bringen, hilft das nicht. Die kommen zurück in die Dörfer und Städte." Denn dort finden sie Unterschlupft und Futter. Kaum natürliche Feinde Natürliche Feinde finden Waschbären im Kreis Herford kaum. "Wolf und Luchs würden einen Waschbären schon packen", sagt der Vorsitzende des Kreis-NABU. Aber hier gebe es diese Arten nicht. "Ein Uhu könnte jungen Waschbären gefährlich werden", so seine Einschätzung. Der kleine Bär stehe einfach weit oben in der Nahrungskette. Es sei unheimlich schwierig, mit der Waschbär-Population umzugehen. "Ich bekomme dazu Anrufe aus dem ganzen Kreis Herford. Aber eine Lösung für das Waschbär-Problem habe ich auch nicht", gesteht Diebrok. Denn so ein Waschbär als Nachbar kann auch für den Menschen ziemlich unangenehm sein: Der maskierte Eindringling verwüstet Blumenbeete, räumt Mülltonnen aus und richtet sich auch auf Dachböden gerne ein. Dann bleibe im Prinzip nur, den Waschbären wie einen Marder zu vergrämen und alle Löcher zu stopfen. Jagd eine mögliche Lösung? Laut Aussage von Kreisjagdberater Jochen Meyer zu Bexten im Naturschutzbeirat hätten sich die Bestände der Waschbären mehr als verdoppelt: 2016 seien knapp 300 dieser Tiere gezählt worden, 2017/18 seien es im Kreis Herford 780 gewesen. Die Lösung dort: Lebendfallen aufstellen und die gefangenen Waschbären töten. Zumindest zum Schutz einer besonderen Krötenart in Löhne-Obernbeck. Der Tierschutzbund ist von dieser Methode nicht überzeugt: "Die Jagd auf die Tiere hat bislang keinen Erfolg gezeigt, da frei werdende Reviere unmittelbar von anderen Waschbären besetzt werden. Eine tiergerechte und nachhaltige Lösung wäre dagegen die Kastration möglichst vieler Tiere: Ein kastrierter Waschbär besetzt weiter ein Revier und führt so zu einer tierverträglichen Reduktion der Population", heißt es in einer Meldung des Tierschutzverbandes.

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