Zukunft des Bünder Museums ist ungewiss

Bünde. Seit dem Jahr 2009 ist die Stadt Bünde für die Museumsinsel verantwortlich. Noch wird der Etat von etwa 800.000 Euro aber nicht allein aufgebracht. Der Kreis Herford, der vorherige Träger, hatte sich verpflichtet, bis zum Jahr 2024 Fördergelder von 4,9 Millionen Euro an die Stadt zu zahlen. Überwiesen wurden bisher alle zwei Jahre satte 700.000 Euro. Bis 2024 kann die Stadt noch von der Förderung zehren, danach müssen die Kosten selbst getragen werden. Auf Seiten der Bünder Politik ist man sich einig, dass die Museumsinsel (bestehend aus dem Deutschen Tabak- und Zigarrenmuseum, dem Dobergmuseum und dem Kreisheimatmuseum) erhalten werden muss. "Die Bünder Museumsinsel ist ein wichtiger Baustein im kulturellen Angebot in der Stadt Bünde", sagt Martin Schuster, der Bürgermeisterkandidat der CDU. Für Susanne Rutenkröger, die für die SPD ins Rathaus einziehen möchte, speichere das Museum die Identität und Geschichte der Stadt. "Diesen Speicher sollte man nicht löschen", sagt sie. Frage nach der Finanzierung Auch die Grünen sehen die Museumsinsel als Prestigestück. "Allerdings muss man sich die Frage stellen, ob sich die Stadt ein solch großes Museum mit den zusammenhängenden Kosten leisten kann und leisten will", ergänzt Bürgermeisterkandidatin Stephanie Janßen-Rickmann. Im Interview mit der Neuen Westfälischen sagte Bürgermeister Wolfgang Koch (CDU) im Dezember 2019, dass man sich im Klaren sein müsse, dass die Stadt jährlich 600.000 Euro für das Museum zahle. Da laut Verwaltung für 2019 etwa 9400 Besucher gezählt wurden, wird statistisch gesehen jeder Besuch aus dem städtischen Haushalt mit etwa 63,83 Euro unterstützt. Kann sich die Stadt Bünde das auch noch leisten, wenn die Zuschüsse des Kreises Herford wegfallen? Man müsse zukünftig über die Finanzierung sprechen, sagt Martin Schuster. Er ist sich sicher, dass die Stadt Unterstützer für die Museumsinsel finden werde. "Insbesondere die Regionale Bedeutung der Zigarrenindustrie sowie die Anerkennung des Dobergs als Nationales Geotop werden uns helfen", sagt der CDU-Politiker. Die FDP setzt auf einen Finanzierungs-Mix. "Zur Finanzierung sollten auch Sponsoren und Bürgerspenden, der Förderverein und wegen der regionalen Bedeutung auch der Landschaftsverband beitragen", sagt Ernst Tilly. Träger des Museums müsse aber die Stadt Bünde bleiben. Stille im Förderverein Auch Susanne Rutenkröger möchte Förderungsmöglichkeiten eruieren. Zudem müssen die "Möglichkeiten des neu gegründeten Fördervereins besser genutzt werden", sagt die SPD-Politikerin. Um diesen ist es zuletzt still geworden. Jörn Döring, der Vorsitzende, möchte die kommenden Kommunalwahlen abwarten. Schließlich werde der Vorstand des Vereins neben interessierten Bürgern auch mit Vertretern aller Ratsfraktionen besetzt. Nach den Wahlen könne die Arbeit wieder aktiver aufgenommen werden. Ideen für Veranstaltungen und die Finanzierung gebe es im Verein genug, erzählt er im Gespräch mit der Neuen Westfälischen. Eine Einnahmequelle eines Museums sind neben Fördermittel auch Eintrittsgelder. Doch wie können mehr Besucher in die Bünder Museen gelockt werden? "Die Museumsinsel muss sich weiter zu einem lebendigen Ort von Kultur und Veranstaltung entwickeln", sagt Norbert Darnauer von der UWG-Fraktion. Der Standort und das Konzept haben Potenzial. Das zeigen "die Erfolge von Zigarrentag, Bauernmarkt und Mittelalterfest", ergänzt Darnauer. Eine Idee zur Belebung hat Stefanie Janßen-Rickmann. Sie schlägt die Unterbringung der Stadtbücherei auf dem Gelände vor. "Diese Idee habe ich noch immer nicht verworfen", sagt sie. Inwieweit das möglich sei, müsse geprüft werden. Susanne Rutenkröger setzt auf eine bessere Einbindung "von Schulen und Kindergärten als wichtigen außerschulischen Lernort". Nach Informationen dieser Zeitung sind die Besuche von Bildungseinrichtungen aber zuletzt stark zurückgegangen. Verantwortliche von Schulen sollen über die fehlende Qualität im Bereich der Museumspädagogik geklagt haben. Andere Museen in der Umgebung seien Bünde Schritte voraus. Gleiches gilt für die öffentliche Darstellung. Eine eigenständige Internetseite existiert nicht. Wer sich vor einem Besuch über das Museum im Netz informieren möchte, findet nur wenige Informationen. Etat für Ausstellungen gekürzt Eine "hervorragende Arbeit" attestiert Martin Schuster dem langjährigen Museumsleiter Michael Strauß. Der 62-Jährige ist mit viel Herzblut bei der Sache, kämpft aber auch gegen Windmühlen. So soll Strauß der Jahresetat für Ausstellungen und die Sammlungspflege im Laufe der Zeit drastisch gekürzt worden sein - auf 50.000 Euro pro Jahr. Selbst kleinere Ausgaben müsse er sich mittlerweile genehmigen lassen, heißt es aus Museumskreisen. Daher werden Ausstellungen von Strauß und den Mitarbeitern (vier Vollzeitkräfte, vier Teilzeitkräfte und vier Aushilfen) oft in Eigenarbeit angefertigt. Obwohl der Museumsleiter kurz vor der Pensionierungsgrenze steht, hat er sich für die kommenden Jahre noch viel vorgenommen. Wie zu hören ist, arbeitet Michael Strauß bereits an einer neuen Ausstellung, die sich mit unter anderem mit dem Thema Fake News befassen soll. Zudem ist für 2020 ein Schottland-Tag auf der Museumsinsel geplant. An Ideen mangelt es also nicht, eher an der Finanzierung der Projekte.

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