Bünde. Das Baugewerbe bangt wie jede andere Branche aktuell um die rasanten Entwicklungen in einer sich schnell verändernden Zeit. Komponenten wie der Klimawandel, der demografische Wandel und der daraus resultierende Fachkräftemangel sind konstante Gründe zur Sorge. Doch das Gewerbe bekommt langsam wieder Aufwind. Beim Jahresempfang der Baugewerkeinnung Herford in Büschers Gesellschaftshaus blickten etwa 60 Bauschaffende und Vertreter von Baubetrieben aus dem Kreis Herford auf das vergangene Jahr zurück.
2019 macht Hoffnung auf die Zukunft. Das erkläre Hermann Schulte-Hiltrop, Hauptgeschäftsführer der Bauverbände NRW. Er war als Hauptredner eingeladen und blickt optimistisch auf das Jahr 2020: „Von 2018 auf 2019 konnte das Baugewerbe in allen Bausparten eine Umsatzzunahme im zweistelligen Bereich verzeichnen. So etwas habe ich noch nie gesehen", erklärte er.
Für NRW bedeutet das in Zahlen einen Umsatz von 137 Milliarden Euro im Jahr 2019. Seit 2008 erfahre die Bauwirtschaft langsam, aber stetig einen Aufschwung und erhole sich von den Krisenjahren der Rezession. „Die Zeit der Rezession waren die schlimmsten Jahre meines Berufslebens", erinnerte sich Schulte-Hiltrop, der in den 13 Jahren bis 2008 knapp 400.000 Firmeninsolvenzen miterleben musste.
300.000 neue Wohnungen jedes Jahr
Nach zwei Konjunkturpaketen und der Inangriffnahme vieler öffentlicher Gebäude, die restauriert werden mussten, erlebte die Wirtschaft 2008 dann eine Wende und befinde sich auf einem guten Weg. Besonders Bereiche wie Straßentiefbau und Wohnungsbau bereiten dem diplomierten Ökonomen keine Sorgen: „Was den Straßentiefbau angeht, wird es die nächsten zehn Jahre noch gut zu tun geben." Auch die Wohnungsnot, von der immer gesprochen werde, gebe es eigentlich nicht. „Wir bauen 300.000 Wohnungen jedes Jahr und haben in NRW 9 Millionen Wohnungen für 18,3 Millionen Menschen."
Der Klimawandel ist allerdings ein Aspekt, der im Baugewerbe eine immer größer werdende Rolle spielt und teilweise Sorge bereitet. „Die Kunden haben immer zwei Fragen: Preis und Termin. Die anderen Aspekte müssen wir dazu bringen. Zement- und Betonherstellung haben einen hohen CO2-Ausstoß. Daran müssen die Hersteller etwas ändern, das Klima ist ein wichtiger Punkt", sagte Schulte-Hiltrop, der die ergrünte Republik prinzipiell befürwortet, allerdings auch ein Problem darin sieht: „Wir versiegeln zu viele Flächen. Brachflächen müssen renaturiert werden, damit wir sie bebauen können. Wir haben keine Grundstücke und das ist ein riesiges Problem."
Zu wenig Nachwuchs
Auch der demografische Wandel ist nach wie vor ein Grund zur Sorge. In ganz Deutschland gibt es etwa 830.000 Beschäftigte im Baugewerbe. Diese Zahl soll eigentlich auf 850.000 erhöht werden. Tatsache sei aber, dass 2020 etwa 15.000 dieser Beschäftigten in Rente gehen werden und die nachfolgende Jugend ausbleibt.
Im Kreis Herford absolvieren aktuell 27 junge Menschen eine Lehre zum Maurer, die Ausbildungskapazitäten sind allerdings deutlich höher, wie der Ehrenobermeister der Innung, Friedrich Wilhelm Scheding ,erklärte. Er hofft, dass der Mangel an Ausbildungsplätzen in anderen Berufsfeldern im nächsten Jahr wieder für mehr Interessierte am Baugewerbe sorgen wird.
Infos bekommen interessierte Jugendliche zum Beispiel bei der Ausbildungsbörse am 7. Februar in der Stadthalle Bünde.
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