So meistern Altenheime in Bünde ihren Alltag - trotz Pflegenotstand

Bünde/Rödinghausen. &bdquo;Die Schere zwischen den Fachkräften, die wir brauchen und den Fachkräften, die es auf dem Markt gibt, wird immer größer", sagt Klaus Watermann, Geschäftsführer der Praetorius AG. Praetorius betreibt die Altenheime Ravensberger Stift und Ravensberger Residenz in Bünde sowie das Haus am Wiehen in Rödinghausen. Alle drei Heime werden durch den demografischen Wandel vor neue Herausforderungen gestellt. Denn bis 2060 soll laut statistischem Bundesamt die Zahl der 18- bis 30-Jährigen in Deutschland von 11,5 Millionen auf 8,9 Millionen sinken. Im gleichen Zeitraum soll die Anzahl der über 70-Jährigen von 13,1 auf 18,1 Millionen steigen. Die Folgen: ein Mangel an jungen Fachkräften und ein Zuwachs an Pflegebedürftigen. Die ersten Vorzeichen sind auch schon in Bünde zu spüren. &bdquo;Es wird immer schwieriger, gute Mitarbeiter zu finden." &bdquo;Wir haben hier noch keinen großartigen Mangel an Pflegekräften, weil wir genug ausgebildet und unsere Mitarbeiter auch viele Kräfte angeworben haben", berichtet Petra Volkening, Hausleitung des Ravensberger Stiftes. &bdquo;Das ist aber nicht repräsentativ für die Pflege." In der Ravensberger Residenz und im Haus am Wiehen würden hingegen Kräfte gesucht. Momentan würden in beiden Bünder Häusern etwa 110, in Rödinghausen etwa 125 Pflegekräfte arbeiten. Für die Zukunft fürchten Volkening und Watermann Engpässe bei der Besetzung dieser Stellen. Teilweise machten sich diese schon bemerkbar. &bdquo;Wir suchen seit zwei Monaten eine Ergotherapeutin und haben noch nicht einmal eine Bewerbung", so die Hausleiterin. Watermann ergänzt: &bdquo;Es wird immer schwieriger, gute Mitarbeiter zu finden, auch für Bereiche wie Küche und Verwaltung." Pflegekräfte können sich aussuchen, wo sie arbeiten Zum Teil werden Mitarbeiter auch von einer neuen Form der Konkurrenz abgegriffen. &bdquo;Mindestens einmal am Tag werde ich auch von Zeitarbeitsfirmen kontaktiert, die mir Pflegekräfte vermitteln wollen", berichtet Volkening. &bdquo;Da wird aus dem Pflegenotstand ein Geschäft gemacht, denn die Kräfte, die dort arbeiten, fehlen an anderer Stelle." Dadurch stehe dann nicht mehr das Wohl der Bewohner im Vordergrund. &bdquo;Diese Mitarbeiter sind zum Beispiel nur für drei Wochen in einer Einrichtung. Das ist ja gerade mal die Zeit, die man braucht, um die Namen zu lernen", meint Watermann. &bdquo;Pflegekräfte sind auf dem Arbeitsmarkt mittlerweile so rar, dass sie sich aussuchen können, wo sie arbeiten wollen", berichtet Volkening. In dieser Situation brauche es besondere Anreize, um Mitarbeiter zu gewinnen. &bdquo;Wir passen bei Müttern und jungen Familien soweit es möglich ist, die Arbeitszeiten an ihre Situation an", erklärt Watermann. Dafür erhielten alle Heime der Praetorius AG das Gütesiegel &bdquo;Familienfreundliches Unternehmen im Kreis Herford". Um künftigen Engpässen zu begegnen, hat Volkening klare Vorstellungen: &bdquo;Ich würde mir mehr Geld für die Pflege, aber vor allem mehr Ansehen wünschen. Dass Pflegekräfte auch wirklich stolz auf ihren Beruf sind." Die zweite Herausforderung Die zweite große Herausforderung für Altenheime ist der steigende Anteil an Senioren in der Gesellschaft. &bdquo;Der Andrang wird in den letzten Jahren kontinuierlich stärker. Angehörige und soziale Dienste wenden sich vermehrt an uns. Teilweise stehen die Leute plötzlich vor der Tür, um zu fragen, ob es hier noch freie Plätze gibt", sagt sie. Das sei auch in den anderen beiden Heimen so. Oftmals hätten die Familien auch schon mehrere Anfragen bei anderen Heimen hinter sich. Aufnehmen können Ravensberger Stift und Residenz jeweils 84 Personen, während es im Haus am Wiehen 99 sind. &bdquo;Der Andrang wird noch weiter zunehmen, wenn die Stütze der Versorgung durch Angehörige wegbricht", befürchtet Watermann. Momentan werden so noch die meisten Pflegebedürftigen in NRW betreut. &bdquo;Heute werden aber immer mehr Leute berufstätig und Familien wohnen seltener zusammen." Außerdem seien die Bewohner nun im Schnitt älter. Volkening schätzt, dass Bewohner nun fast ausschließlich über 85 Jahre alt sind, während es früher auch einige unter 80 gegeben hätte. Zudem seien sie kränker. &bdquo;In vielen Fällen leiden die Patienten an mehreren Krankheiten", so Watermann. Weit vorne mit dabei ist die Demenz. Etwa die Hälfte der Bewohner leide daran. &bdquo;Es gibt aber auch vermehrt palliative Patienten, die hierherkommen, um zu sterben", sagt Volkening. &bdquo;Die kommen für drei Wochen bis zu einem halben Jahr zu uns. Das ist auch schwierig für die Mitarbeiter, weil das oft die Patienten sind, zu denen man sehr schnell eine Bindung aufbaut." Volkening lobt die Zusammenarbeit mit dem Palliativnetz Kreis Herford und der Hospizgruppe Bünde. &bdquo;Durch die gute Vernetzung und die ehrenamtlichen Mitarbeiter können wir die Menschen gut begleiten und die schönen Momente genießen lassen." Genau das würden sich auch die meisten Bewohner wünschen.

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