Schlechte Nachwuchssituation in der Pflege: Hilfe kommt im Kreis Höxter aus dem Ausland

Höxter. Es klang ziemlich markig, was die Pflegekammer Nordrhein-Westfalen im März in einer Pressemitteilung geschrieben hatte: Von einem &bdquo;massivem Versorgungsmangel in der Pflege“ war die Rede. Und zehn Städte seien besonders betroffen - darunter auch Höxter. Bei der KHWE kam diese Botschaft nicht sonderlich an. Nun hat die Hospitalvereinigung den Vizepräsidenten der Pflegekammer eingeladen - und mit ihm über die Probleme der Pflege gesprochen. &bdquo;Künftig wird es mehr Pflegebedürftige geben - aber weniger Pflegepersonal“, beschreibt Jens Albrecht, Vizepräsident der Pflegekammer NRW, das Problem. Um das zu bewältigen, brauche es, unter anderem, mehr Pflegepersonal mit einer akademischen Ausbildung. Er forderte, dass dazu die Studienmöglichkeiten ausgebaut werden. Sogenannte Community-Health-Nurses - so etwas wie Gemeindeschwestern - könnten in einer Stadt oder einer Region über die Möglichkeiten ambulanter und stationärere Pflege informieren. All das könne helfen, Kosten zu sparen, &bdquo;weil die Menschen länger im häuslichen Umfeld bleiben können“. Tamara Schmiemann, Pflegedienstleiterin im St.-Ansgar-Krankenhaus, stellt klar, dass die KHWE in Sachen Pflegepersonal allein deshalb verhältnismäßig gut aufgestellt sei, weil nach der Schließung des Klinikums Holzminden zahlreiche zusätzliche Patientinnen und Patienten betreut werden mussten. Passend zum Thema: Notlage in der Pflege: Hunderte Pflegebedürftige werden im Kreis Höxter abgewiesen Viele Pflegekräfte aus Holzminden arbeiten heute in Höxter Allein 2024 seien 3.000 zusätzliche Patienten aus Niedersachsen versorgt worden. Zwangsläufig habe die KHWE die Zahl der Pflegekräfte aufstocken müssen. Gelegen seien da die 99 Bewerbungen aus Holzminden gekommen, darunter viele Pflegefachkräfte. Zudem sei die KHWE als &bdquo;Great Place to Work“, also als besonders guter Arbeitgeber, zertifiziert worden - bei Krankenhäusern sei das alles andere als die Regel. &bdquo;Außerdem werben wir Nachwuchs auch aus dem Ausland an“, betont Schmiemann. KHWE-Geschäftsführer Christian Jostes betont dabei, dass diese Art der Rekrutierung das Pflegekräfteproblem nicht lösen könne - &bdquo;das ist nur ein kleiner Baustein“. Weitere Fachkräfte aus dem Ausland werden in Höxter erwartet Wenn die KHWE auf diesen Baustein setze, achte sie genau darauf, dass nur Mitarbeiter aus solchen Ländern angeworben werden, die nicht selbst unter Pflegekräftemangel zu leiden haben. &bdquo;Wir schauen uns ganz genau an, wen wir aus welchen Ländern holen können“, versichert Jostes. Aktuell sind, unter anderem, Mitarbeiter aus Indien und Mexiko im Kreis Höxter aktiv. Sprecherin Isabell Waschkies sagt, aktuell würden 22 ausländische Pflegekräfte am St.-Ansgar-Krankenhaus in Höxter und am St.-Josef-Hospital in Bad Driburg eingesetzt. &bdquo;Im Laufe des Jahres erwarten wir weitere acht Fachkräfte.“ Es handelt sich um ein gemeinsames Projekt des Kreises Höxter und des Kreises Paderborn. Der Kreistag hat im Juni grünes Licht für eine Weiterführung des Vorhabens &bdquo;Gewinnung ausländischer Fachkräfte für Krankenhäuser“ gegeben. Lesen Sie auch: &bdquo;Öffentlicher Druck ist extrem“: Pflegende setzen sich für Pflegekammer ein Die Haupthürde für das Scheitern ausländischer Pflegekräfte Haupthürde - neben der Sprache - ist die berufliche Anerkennung der Ausbildung. Jostes zeigt sich &bdquo;begeistert, wie groß die Fortschritte sind, die sie in Sprache und Kultur gemacht haben“. Die KHWE habe dafür aber auch einiges getan, unter anderem mit einer Integrationsbeauftragten, die &bdquo;rund um die Uhr angerufen“ werden könne. Die sprachliche Hürde werde bereits in Angriff genommen, bevor die potenziellen Pflegekräfte nach Deutschland kämen. Albrecht bezeichnet das Projekt als &bdquo;sehr begrüßenswert“ - besonders vor dem Hintergrund, dass die Fachkräfte nach wie vor in Höxter tätig sind. Andernorts seien 30 Prozent von ihnen oft &bdquo;rasch wieder zu Hause“. Da in jedem Land &bdquo;unter Pflege etwas anderes verstanden“ werde, sei das umso bemerkenswerter. &bdquo;Wenn Kollegen nach einem Jahr noch da sind, ist das ein Zeichen, dass viel richtig gemacht wurde“, lobt er. Pflegemitarbeiter aus dem Ausland kommen als Kollegen nach Höxter Und er stellt heraus: &bdquo;Die treten hier nicht als Pflegehelfer auf, das wird ihnen nicht gerecht. Sie kommen als Kollegen“, hält er fest. Hintergrund ist, dass Pflegeberufe in vielen Ländern mit einer akademischen Ausbildung verbunden sind, &bdquo;in der Regel sind das studierte Menschen“. Dieser Schritt Richtung höherer Qualifizierung wird in Deutschland gerade erst eingeschlagen. Jostes stellt aber dennoch heraus, dass in Pflegeberufen schon jetzt anständige Löhne gezahlt werden: Bereits Berufsanfänger verdienten um die 4.000 Euro brutto. Doch mit wachsendem Gehalt steige nicht nur die Qualität, sondern auch die Verantwortung. &bdquo;Die Pflege ist längst aus der Rolle des dienenden Angestellten für die Medizin herausgetreten. Das versuchen wir auch, deutlich zu machen. Auch interessant: &bdquo;Erhalte täglich Anrufe“: NRW-Pflegekammer sorgt für geteiltes Echo

Meistgelesen