Silvester im Tierheim: Alles andere als Party

Bünde. Eine fröhliche Party mit Sekt, Bowle, einem Glas Schnaps und dazu ein buntes Feuerwerk – das verbinden die meisten mit einer typischen Silvesternacht. Christian Metz hat in diesem Jahr das Kontrastprogramm. Er verbringt die letzte Nacht des Jahres im Tierheim Bünde, hat dort ein Auge auf die etwa 100 Vierbeiner. Für Tiere gilt Silvester als &bdquo;Nacht des Schreckens" oder als &bdquo;gefährlichste Nacht des Jahres". Denn immer wieder geraten Tiere in Panik, wenn das neue Jahr mit dem Zünden von Böllern und Feuerwerkskörpern lautstark begrüßt wird. Daher muss auch im Tierheim Bünde ein Mitarbeiter den jährlichen Silvester-Dienst übernehmen, um genau das zu verhindern. Christian Metz’ Bereitschaftsdienst beginnt um 21 Uhr. Dann müssen alle Tiere ins Gebäude, keins ist mehr im Außengehege. Zudem werden Türen und Fenster geschlossen, damit möglichst kein Lärm von Außen eindringt. &bdquo;Ich habe zur Sicherheit auch das ein oder andere Fenster mit Decken abgedeckt", sagt Tierheim-Leiterin Kathrin Sander, die im vergangenen Jahr Silvester-Dienst hatte. So sollen die Vierbeiner möglichst wenig von den bunten Lichtern der Raketen mitbekommen. Immer wieder stehen Kontrollgänge an, um nach dem Rechten zu sehen. &bdquo;Manche Hunde reagieren an Silvester panisch", erzählt Sander. So habe sich eine Fellnase am Silvesterabend schon mal die Pfoten aufgerissen, weil er sich sehr erschrocken habe. &bdquo;Den habe ich dann nach vorne geholt." Vorne – das ist dort, wo der Empfang des Tierheims ist – verbringt in der Regel der Mitarbeiter die meiste Zeit während des Silvesterdienstes. &bdquo;Man kann Fernsehen gucken, dort ist auch ein Internetzugang", sagt Sander. Es gebe also Möglichkeiten, damit die Zeit zwischen den einzelnen Kontrollgängen nicht zu lang werde. Sie erinnert sich an ganz andere Zeiten: Vor zehn Jahren habe es im Tierheim Bünde lediglich ein Telefon und ein Radio gegeben. Musik trägt auch zur Beruhigung der Tiere bei. Sander dreht an Silvester deshalb auch schon mal die Musik etwas lauter, damit die beruhigenden Melodien die Geräuschkulisse draußen übertönen. &bdquo;Aber nicht zu laut", betont sie. Ein weiteres bewährtes Mittel, das zur Entspannung beiträgt: ein Leckerli. Wichtig sei der richtige Umgang mit dem Tier: Herrchen und Frauchen sollten durch ihre Anwesenheit Ruhe und Gelassenheit ausstrahlen, aber keinesfalls sollte der ängstliche Vierbeiner bedauert oder getröstet werden. &bdquo;Hierdurch wird seine Angst nur verstärkt", erklärt Sander. Pauschal könne man nicht sagen, dass Hunde schreckhafter seien als Katzen. &bdquo;Das ist bei jedem Tier anders." Für Sander ist das Böllern an Silvester Quälerei für die Tiere. &bdquo;Die Knallerei versetzt Millionen Haustiere und Wildtiere in Panik und Todesangst", schreibt der Tierschutzverein Herford in einer Pressemitteilung zu Silvester. Neben dem Bereitschaftsdienst im Tierheim gibt es an Silvester einen weiteren Dienst: Michaela Westermann ist erreichbar, wenn beispielsweise ein Tier in freier Wildbahn verletzt gefunden wird und im Tierheim untergebracht werden muss. Westermann wird dann von der Kreisleitstelle der Feuerwehr kontaktiert. Wenn es draußen wieder etwas ruhiger wird, dürfen die Vierbeiner an die frische Luft. Das ist meist so gegen vier Uhr morgens. &bdquo;Diesen Rhythmus haben die Tiere sonst auch, wenn sie in einer normalen Nacht schlafen", sagt Sander. &bdquo;Die kennen das." Für Christian Metz ist dann aber noch lange nicht Feierabend. Bis 12 Uhr mittags betreut er die Tiere, dann steht der Schichtwechsel an. Auch die Vierbeiner können so langsam durchatmen. Dann dauert es wieder 364 Tage bis sie wieder ansteht, die Silvesternacht. Das Tierheim in Bünde bleibt an Silvester und Neujahr geschlossen. Erster Öffnungstag im neuen Jahr ist Freitag, 4. Januar, zwischen 15.30 und 17.30 Uhr.

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