Bäckerjunge: Diese Filialen schließen

Bünde. Im Kreis Herford gibt es laut Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe 21 Bäckereien. Filialen nicht mit eingerechnet. Künftig wird es eine weniger sein, wenn im März Karlchens Backstube mit Sitz in Löhne zwölf Filialen vom Bäckerjungen aus Bünde übernimmt. So der Plan. Sechs Filialen, so der Stand von Donnerstag, werden wohl geschlossen. Das geht aus einer Liste hervor, die der Neuen Westfälischen exklusiv vorliegt. Eine Filiale wird künftig von einer anderen Bäckerei übernommen. Über zwei weitere Zweigstellen wurde noch nicht entschieden. Sollten sich die Verhandlungspartner einigen, könnten also von 21 Filialen immerhin 15 an neue Besitzer übergehen. Das wäre ganz im Sinne der Inhaberfamilie Zimner, die so viele Mitarbeiter wie möglich versorgt wissen will. Sie hatte vergangene Woche bekannt gegeben, dass die seit April 2016 laufende Sanierung des Bäckerjungen gescheitert ist. 172 Mitarbeiter sorgen sich jetzt um ihre Zukunft. Definitiv geschlossen wird der Produktionsstandort in Spradow. Ein Sozialplan wird noch aufgestellt Über die Zukunft der Beschäftigten laufen derzeit die Verhandlungen. Es geht um einen Sozialplan und einen Interessenausgleich für die Arbeitnehmer. Die beiden Parteien sind der Betriebsrat und Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) auf der einen Seite sowie der Insolvenzverwalter und der neue Investor. Einer ersten Gesprächsrunde am vergangenen Dienstag soll eine nächste am kommenden Montag folgen. "Dann wird es sicherlich etwas konkreter werden", vermutet Thorsten Kleile, als Gewerkschaftssekretär bei der NGG verantwortlich für die Bäckereien in den Kreisen Herford und Minden-Lübbecke. Wie schnell Einigung über einen Sozialplan und einen Interessenausgleich erzielt werden kann, sei noch nicht abzusehen. "Der Investor drängt auf eine schnelle Einigung; auch die NGG möchte zügig vorankommen. Ende Februar ist allerdings ein sehr ambitioniertes Ziel", sagt Kleile und sieht noch einige Gesprächsrunden auf die Beteiligten zukommen. Schließung trifft einige Ortsteile und Dörfer schwer Der Planinvestor "Karlchens Backstube" würde mit dem Kauf zu einer der größten Bäckereien der Region mit 65 Filialen wachsen. Das Unternehmen aus Löhne besteht seit mehr als 80 Jahren und wird von den Geschwistern Karsten Krüger und Simone Böhne geführt. "Die Saat, die wir in den letzten Jahren gesät haben, geht jetzt auf", sagt Geschäftsführer Karsten Krüger. Im Jahr 2013 wurden 24 Filialen der Bäckerei Dröge aus dem Kreis Lippe übernommen. Die Integration ins Unternehmen sei gut gelungen. Darauf hofft die Familie jetzt auch mit Blick auf die Filialen des Bäckerjungen in verschiedenen Städten des Kreises Herford. Die bislang vorgesehene Schließung von sechs Filialen trifft einige Ortsteile und Dörfer schwer. In Enger-Pödinghausen verlässt der letzte Nahversorger den Ort. In Holsen gibt es noch eine Bäckereifiliale in einem Supermarkt. "Bäckereien werden immer öfter an Lebensmittelgeschäfte angeschlossen", sagt auch Marco Rieso, Einzelhandelsfachmann der Industrie- und Handelskammer (IHK). Große Konkurrenten seien mittlerweile Franchise-Bäcker wie "Back Factory", die nicht mehr selbst backen, sondern vorgefertigte Produkte aufbacken und anbieten. Das sieht Arno Simon, stellvertretender Obermeister der Bäcker-Innung Wittekindsland, anders. Er prognostiziert: "Die kleinen Betriebe werden weiterhin ihre Berechtigung behalten. Und darauf können wir auch nicht verzichten." Den Menschen sei die Qualität ihrer Brote wichtig. "Darum kaufen sie gern beim Handwerksbäcker nebenan ein." Und sie wollen die Geschäfte unterstützen, bei denen die Mitmenschen beschäftigt sind. Darum könne er sich auch gut vorstellen, "dass einige Standorte noch übernommen werden." In der Pflicht sei aber auch die Politik: Bei kleineren Betrieben sollten die Zügel lockerer gelassen werden. "Die Dokumentationspflicht ist ausufernd. So machen sie es uns nicht leichter." Das sieht bei Karlchens Backstube jetzt anders aus. Mit der Übernahme gehört das Unternehmen zu den Großen in der Region mit 65 Filialen. Das sind mehr als bei Konkurrenten wie Schmidt aus Preußisch Oldendorf (54 Filialen), Hensel aus Enger (42) oder Pollmeier/Lechtermann (32).

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