Großbrand zerstört Unternehmens-Werk im Kreis Gütersloh – jetzt äußert sich die Chefin

Werther. Von Werk 1, der Produktionsstraße für Reibekuchen, ist nichts geblieben. Die Halle in Werther im Kreis Gütersloh ist vollständig ausgebrannt, das Dach in Teilen eingestürzt, überall verkohlte Balken, verbogene Metallträger, abgeplatzte Dach- und Seitenplatten. Ein fieser Brandgeruch liegt in der Luft. Doch obwohl die Schäden immens sind und die Brandermittler gerade erst ihre Arbeit aufgenommen haben, will Familie Pahmeyer nach vorne blicken. &bdquo;Das Ganze ist schrecklich“, sagt Marion Pahmeyer, die den Betrieb zusammen mit ihrem Mann Uwe aufgebaut hat und betreibt. Auch ihre Kinder Max und Sophie sind inzwischen in der Manufaktur tätig. &bdquo;Am schlimmsten war, dass wir daneben stehen und zusehen mussten, wie die Halle abbrennt. Glücklicherweise wurde niemand verletzt.“ Trotzdem seien sie und ihre Familie entschlossen, positiv zu bleiben. &bdquo;Wir wollen schnell wieder mit der vollen Kapazität an den Start kommen“, sprechen Marion Pahmeyer und ihr Sohn Max bereits von Wiederaufbau. Besitzerin entdeckt plötzlich Rauch An Tag zwei nach dem Großbrand steckt allerdings allen noch der Schock in den Knochen. &bdquo;Ich war auf dem Weg über den Hof, als ich den Rauch sah“, schildert Marion Pahmeyer die dramatischen Stunden vom Samstagmorgen. Kurz darauf sei auch schon die Feuerwehr eingetroffen. Angestellte, die in der Halle mit Reinigungsarbeiten beschäftigt waren, hätten sie alarmiert. Außerdem habe die Brandmeldeanlage angeschlagen, sodass die ersten Feuerwehrleute schnell vor Ort waren. Lesen Sie auch: Riesige Rauchsäule im Kreis Gütersloh: Feuerwehr löscht Großbrand bei Unternehmen Wie gewaltig jedoch die Einsatzlage war und welche Hitzeentwicklung in der Halle herrschte, in der auf vier Bratstraßen Reibekuchen gebacken werden, schildert Wehrführer und Einsatzleiter Dirk Hollmann: &bdquo;Als wir hier eintrafen, war die Haupthalle so gut wie nicht mehr zu retten“, berichtet er. Schon von Berufs wegen kennt er sich bestens auf dem Gelände aus, hat hier als Tragwerksplaner mehrere Umbauten begleitet. Auch hätten alle drei Wertheraner Löschzüge schon Übungen bei Pahmeyer abgehalten. Eine Reihe von Mitarbeitern sei außerdem in der Feuerwehr – alles unschätzbare Vorteile am Samstag. Werk 1 konnte nicht gerettet werden Doch trotz der rund 80 Einsatzkräfte aus Werther und weiterer 100 der umliegenden Wehren aus dem gesamten Altkreis sowie aus Bielefeld und Spenge konnte das Werk 1 nicht gerettet werden. &bdquo;Es macht einen sehr betroffen, wenn man mit ansehen muss, wie sich trotz aller Bemühungen eine Halle in wenigen Stunden in Luft auflöst.“ &bdquo;Dieser Brand war sehr herausfordernd“, blickt Hollmann zurück. Wenn man die Flammen im Inneren der Produktionshalle schon nicht würde eindämmen können, so galt es unter allen Umständen zu verhindern, dass die Flammen auf die Nebengebäude, auf die Biogasanlage und – wohl am gefährlichsten – auf die beiden Gastanks übergriffen. In ihnen werden getrennt voneinander Stickstoff und Kohlenstoffdioxid vorgehalten. Das Gasgemisch wird später zu den verpackten Reibekuchen gegeben. &bdquo;Damit schaffen wir eine Haltbarkeit ohne Konservierungsstoffe“, erläutert Max Pahmeyer. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn die Tanks explodiert wären. Am Ende konnten die Einsatzkräfte Schlimmeres verhindern. &bdquo;Dafür sind wir sehr dankbar“, spricht Marion Pahmeyer im Namen ihrer Familie. Auch viele andere hätten geholfen, Nachbarn zum Beispiel, umliegende Landwirte, Vertreterinnen und Vertreter der Stadt. &bdquo;Ihnen allen gehört unser Dank“, betont die Firmenchefin. Keiner der 200 Mitarbeiter wird entlassen Nicht zu vergessen, die rund 200 Mitarbeitenden der Kartoffelmanufaktur, die sowohl Samstag als auch Sonntag vor Ort waren. Teils als Feuerwehrleute, teils, um so zu helfen. Am Montagmorgen um 6 Uhr seien alle über das weitere Vorgehen informiert worden – soweit es Familie Pahmeyer schon sagen kann. &bdquo;Natürlich müssen wir jetzt selbst erst einmal überlegen, wie es weitergehen kann.“ Das Wichtigste: &bdquo;Es wird niemand entlassen. Wir haben eine Betriebsausfallversicherung, alle bekommen weiterhin ihr Geld“, sagt Marion Pahmeyer. Neben 15 Mitarbeitern, die in der Landwirtschaft arbeiten, dreien, die für die Biogasanlage zuständig sind, und rund 30 in der Verwaltung, seien die übrigen in der Produktion beschäftigt. Produktionskapazität durch Brand um 50 Prozent dezimiert Aktuell müsse man von einer Einbuße bei der Produktionskapazität von 50 Prozent ausgehen. &bdquo;Reibekuchen hamstern muss trotzdem niemand“, richtet sich Marion Pahmeyer an die Endverbraucher in den Supermärkten. An ihre Großkunden Rewe, Edeka, Lidl, Aldi und die Bünting-Gruppe gerichtet sagt sie, dass die Kartoffelmanufaktur jetzt alle Kräfte mobilisieren werde, damit es am Standort weitergeht. Sie sei grundsätzlich ein positiver Mensch, sagt Marion Pahmeyer. Neben dem Werk 1 gebe es ja noch das Werk 2 auf der anderen Seite des Geländes, wo ebenfalls Reibekuchen sowie Rosmarinkartoffeln und Aufläufe gefertigt würden. &bdquo;Wir werden mit Volldampf und allen verfügbaren Kräften die Produktion ausbauen.“ Darüber hinaus werde man mit einem Teil der Mitarbeiter in einem anderen Betrieb unweit von Werther die Produktion auffangen. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Feuerwehr Versmold (@feuerwehr_versmold) Dass es schnell weitergehen muss, steht für Marion Pahmeyer fest. Sie und ihre Familie hätten auch schon eine Idee. &bdquo;Wir bauen aktuell auf dem Gelände eine sechste Lagerhalle. Die ließe sich gut in eine Produktionshalle mit einer Brat- und Verpackungsstraße umbauen.“ Marion Pahmeyer hofft, dass sie bei den Behörden auf offene Ohren stößt und die Genehmigungsverfahren schnell vonstattengehen. Werthers Bürgermeister Veith Lemmen habe jedenfalls bereits seine Unterstützung angeboten. In vier Monaten könnte wieder gewohnter Umfang produziert werden Auch der Hersteller der Maschinen, bei denen es sich fast ausnahmslos um Sonderanfertigungen handelt, stünde Gewehr bei Fuß. &bdquo;Wenn alles optimal läuft, könnten wir in vier Monaten in gewohntem Umfang produzieren“, nennt Marion Pahmeyer ein mögliches Zeitfenster. Im Grunde muss es auch so schnell gehen, da die nächste Kartoffelgeneration auf den Feldern bereits weit gediehen ist. &bdquo;Die Frühkartoffeln müssen bald aus der Erde“, sagt Marion Pahmeyer. Zwar könne man die Knollen noch ein, zwei Wochen länger im Boden lassen. &bdquo;Aber sie dürfen nicht groß werden. Sonst taugen sie nur noch für Reibekuchen oder Aufläufe, nicht für Rosmarinkartoffeln.“ Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Kartoffelmanufaktur Pahmeyer (@hof_pahmeyer) Auch habe ihr Unternehmen mit den fünf Lagerhallen zwar ausreichend Kapazitäten, die Kartoffeln unterzubringen. &bdquo;Aber natürlich planen wir unsere Erntemenge nach der Verarbeitungsmenge.“ Jetzt ermittelt die Polizei Gütersloh Während Familie Pahmeyer den Fortgang ihres Betriebes plant, haben die Ermittler der Kreispolizeibehörde Gütersloh ihre Arbeit aufgenommen. Ein Betreten der Ruine war zunächst allerdings aus Sicherheitsgründen nicht möglich. Wie Polizeisprecherin Katharina Felsch erläutert, würden Brandursachenermittler und Brandsachverständige nun versuchen, mithilfe von Fotos, im Gespräch mit Mitarbeitenden und später auch anhand von Spuren innerhalb des Gebäudes die Brandursache herauszufinden. Das könne in Anbetracht der Größe des Objekts und einem Sachschaden, der wohl in die Millionen geht, durchaus ein paar Wochen dauern. Firmenchefin Marion Pahmeyer nennt indes nach erster Einschätzung ein Fremdverschulden als mögliche Brandursache. &bdquo;Wir sind gerade dabei, einen Wärmespeicher zu bauen“, schildert sie. &bdquo;Am Samstagvormittag haben bei der Verlegung von Rohren für eine Wärmeleitung Schweißarbeiten stattgefunden. Nicht direkt in der Produktionshalle, aber auf der Technikebene darüber.“ Ausgeführt worden seien die Arbeiten durch eine professionelle Firma, die schon häufiger für die Kartoffelmanufaktur tätig gewesen sei. Ob sie tatsächlich den Brand verursacht hat, werden die weiteren Ermittlungen ergeben.

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