Mietstreit: Unternehmen im Kreis Gütersloh fürchtet Schikane des Vermieters

Werther. Auf diese Überraschung an Heiligabend hätte Florian Gahlstorf gerne verzichtet. Da flatterte ein Brief der LVLG-Immobilien und Verwaltungs GmbH ins Haus. Er enthielt einen Mietaufhebungsvertrag, in dem ihm einseitig die Gewerberäume im ehemaligen Kino Alte Bielefelder Straße 22 gekündigt wurden. "Hiermit hebt die LVLG-Immobilien und Gastro Verwaltungs GmbH den Mietvertrag zum 01.02.2023 auf", heißt es wörtlich in dem Schreiben. Seit 2015 betreibt Florian Gahlstorf in den 750 Quadratmeter großen Räumen eine Handelsagentur. Er vertreibe in erster Linie Werkzeuge, handele aber auch mit allen Dingen des täglichen Bedarfs, wie er sagt, unter anderem auf der Internet-Plattform Amazon. Im Mietvertrag, der zunächst für fünf Jahre abgeschlossen worden war, ist eine Zusatzvereinbarung enthalten, nach der der Vertrag nach Ablauf der Mietzeit zweimal zu gleichen Konditionen durch den Mieter einseitig verlängert werden kann.Demnach könnte das Mietverhältnis, wenn Florian Gahlstorf es denn möchte, bis 2030 weiterlaufen. Zwischenzeitlich aber war das Gebäude vom ehemaligen Vermieter an den Immobilieninvestor ECI verkauft worden. Hinter dem Unternehmen steht der in Hamburg geborene Boxpromoter Erol Ceylan. ECI hatte zuvor auch die ehemalige Gaststätte Obermann und das Stadthotel Sedan erworben. Geschäftsführer will sich nicht vertreiben lassen Die neuen Eigentümer haben sich, so Florian Gahlstorf, jedoch nie mit ihm in Verbindung gesetzt. Es habe weder ein offizielles Schreiben noch sonstige Kontakte gegeben, in denen beispielsweise mitgeteilt wurde, wohin die Miete zu überweisen sei. Gahlstorf zahlte daher weiter an den ehemaligen Vermieter. Erst als plötzlich der Geschäftsführer der LVLG GmbH - augenscheinlich für ECI als Hausverwalter vor Ort zuständig - im Geschäft erschien und erbost und lautstark die fehlenden Mieteingänge reklamierte, konnte Florian Gahlstorf auf die fehlenden Informationen aufmerksam machen und erhielt schließlich eine Mail mit der entsprechenden Bankverbindung. Florian Gahlstorf macht sich nun große Sorgen. Er habe den Prozess erlebt, wie der Auszug der Mieter in der ehemaligen Gaststätte Obermann, das in direkter Nachbarschaft liegt, erfolgte. "Es soll hier massive Drohungen gegeben haben", sagt Florian Gahlstorf. Er erinnert sich unter anderem daran, dass eine Schuttmulde direkt in der Zufahrt platziert worden sei, die verhinderte, dass die Mieter ihre Garagen erreichen konnten, und fürchtet nun ähnliche Repressalien, sollte er sich weigern auszuziehen. Doch er gibt sich kämpferisch: "Da müssen schon schwerere Geschütze aufgefahren werden, wenn man versucht, mich mit solchen Mitteln zu vertreiben", sagt er. Dabei ist der 36-Jährige durchaus gesprächsbereit. Dann aber müssten die Konditionen stimmen. "Ich kann mein Geschäft auf keinen Fall innerhalb von einem Monat auflösen", sagt Gahlstorf. Schließlich müsse er eine Familie ernähren, fügt er hinzu und zeigt auf das kleine Bett neben dem Schreibtisch, in dem zeitweise sein sechs Monate alter Sohn schläft. Da er den Vertrag bis 2030 verlängern könne, erwarte er ein entsprechendes Angebot vom Vermieter, das ihm ermögliche, alternative Geschäftsräume anzumieten und einzurichten. Anwalt sieht keinen Handlungsbedarf Auf Nachfrage erklärte der Geschäftsführer der LVLG-Immobilien und Verwaltungs GmbH, Michael Riepe, dass er sich zum Vorgang nicht äußern wolle. Er kündigte jedoch an, dass Florian Gahlstorf demnächst ein weiteres Kündigungsschreiben vom Anwaltsbüro des Unternehmens erhalten werde. Das allerdings ist auch drei Wochen nach diesem Gespräch nicht eingetroffen. Der Anwalt von Florian Gahlstorf sieht daher keinen Handlungsbedarf. Allerdings berichtet Florian Gahlstorf inzwischen von Reaktionen seitens des Verwalters. Der hatte nach Aussage von Gahlstorf dem DHL-Fahrer untersagt, an die Laderampe der Handelsagentur Gahlstorf zu fahren, um dort Paketsendungen abzuholen. "Das ist eine klare Behinderung meiner Geschäftstätigkeit. Ich muss in der Lage sein, Sendungen vor allem wenn es sich um Express- oder Prime-Bestellungen handelt, innerhalb kürzester Zeit zu versenden. Ich habe dem Fahrer deshalb gesagt, er solle dieses Verbot ignorieren und die Sendungen wie bisher an der Rampe abholen", erklärt Florian Gahlstorf. Direkten Kontakt mit dem Verwalter habe es bisher nicht mehr gegeben. Der Unternehmenssitz der LVLG ist im Nachbargebäude, im ehemaligen Sedan, angesiedelt. Ein Firmenschild sucht man dort jedoch vergeblich.

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