Aus Liebe zum Tee: Mutter-Tochter-Gespann eröffnet Teeladen im Kreis Gütersloh

Werther. Wenn Nicole van Kooten anfängt über Tee zu reden, könnte man ihr stundenlang zuhören. Angefangen bei den verschiedenen Anbaugebieten über die Fermentierung der Teeblätter bis zu den Transportwegen – die 50-Jährige ist Teeliebhaberin durch und durch. Eine Leidenschaft, die sie an ihre Tochter Natalie Heienbrock weitergegeben hat. Und so war es für die 28-Jährige auch gar keine Frage, dass sie irgendwann ihren eigenen Teeladen eröffnen würde, hatte sie doch seit ihrer Kindheit in den vier Teeläden, die ihre Mutter in Bielefeld, Jöllenbeck und Oerlinghausen betreibt, mitgeholfen und alles Wichtige gelernt. Lesen Sie auch: Neuer Bubble-Tea-Laden in der Gütersloher Innenstadt eröffnet Ein halbes Jahr lang blieb die Tür geschlossen Doch kaum hatte sie im März des vergangenen Jahres den Mietvertrag für das Ladenlokal direkt gegenüber der Jacobi-Kirche in Werther unterschrieben, bremste der erste Lockdown ihre Pläne. &bdquo;Am Anfang haben wir noch alle gedacht: Die werden doch nicht wirklich die Läden schließen", sagt Nicole van Kooten. Doch als es tatsächlich so kam, nutzte die Familie die Zeit, um dem Ladenlokal den letzten Schliff zu verleihen. &bdquo;Eine richtige Eröffnungsfeier hatten wir coronabedingt natürlich nicht, sondern haben eher schleichend eröffnet", sagt Natalie Heienbrock und gibt zu, dass sie darüber schon ein bisschen traurig war. Ebenso darüber, dass sie ihre Kunden bislang nur mit Maske kennt. &bdquo;Wenn ich ihnen ohne Maske in Werther auf der Straße begegne, ist es manchmal schwer, sie wiederzuerkennen." Aber ansonsten lässt sich die Jungunternehmerin, die neben dem Laden in Vollzeit bei einem Wertheraner Maschinenbauunternehmen arbeitet, nicht den Spaß an ihrem Traum nehmen. Selbst über den zweiten Lockdown gerät sie nicht ins Jammern. &bdquo;Ab dem 15. Dezember war der Laden fast für ein halbes Jahr dicht", sagt ihre Mutter, was für die Familie insofern schwer nachzuvollziehen war, da ihre übrigen vier Teeläden, die der Kontrolle anderer Ordnungsämter unterliegen, weiter geöffnet bleiben durften. Tee gilt als ein Lebensmittel des täglichen Bedarfs und hätte weiter verkauft werden dürfen. Aber der Anteil der Non-Food-Waren, die in dem Geschäft ebenfalls angeboten werden, war dem Wertheraner Ordnungsamt zu hoch. &bdquo;Obwohl ich angeboten hatte, das alles wegzuräumen", sagt Natalie Heienbrock schulterzuckend. Hat sie zwischendurch daran gedacht, mal aufzugeben? &bdquo;Nie, ich gehe hier nicht weg", sagt sie bestimmt und lacht dabei. Die Idee, einen Teeladen zu eröffnen, hatte Mutter Nicole van Kooten vor 15 Jahren. Beim jährlichen Familienurlaub an der Nordsee gehörte der Besuch in einer ostfriesischen Teestube immer dazu. &bdquo;Ich liebe das, und da kam mir der Gedanke, die Teeläden zu revolutionieren und eine ganz andere Art Teeladen zu eröffnen, in dem es darum geht, stilvoll Tee zu trinken", erzählt sie. Teetrinker lieben Genuss im schönen Ambiente Denn Teetrinker seien Genießer und umgeben sich gerne mit schönen Dingen, so ihre These. Also warum zum Tee nicht auch gleich Produkte anbieten, die das Leben schöner machen. Der erste Laden eröffnete in Jöllenbeck. Es folgten zwei Läden in der Bielefelder Altstadt und in Oerlinghausen und nun das Geschäft Nummer fünf in Werther von Tochter Natalie. In allen fünf Filialen zusammen werden 800 verschiedene Teesorten angeboten, sagt die Inhaberin stolz. &bdquo;Auch wenn wir in einem Geschäft mal etwas nicht haben, können wir es ganz schnell besorgen." Und auch sonst bemühen sich die Teespezialistinnen, alle Wünsche zu erfüllen. &bdquo;Wir hatten mal eine ältere Dame hier, die unbedingt Grusinien-Tee wollte", erinnert sich Natalie Heienbrock. &bdquo;Davon hatten wir bisher noch nie gehört." Sie recherchierte und fand heraus, dass diese etwas säuerlich schmeckende Teesorte früher als &bdquo;russischer Tee" bekannt gewesen sei und aus Georgien stammt. Seitdem gehört Grusinien-Tee zum Sortiment und die ältere Dame zu den regelmäßigen Kundinnen. &bdquo;Wir lernen ganz viel durch unsere Kunden", sagt Natalie Heienbrock. In Werther hat sie sich ebenfalls auf den Kundenstamm eingestellt. &bdquo;Werther ist eine Familienstadt, deshalb haben wir auch besondere Tees für Kinder, wie zum Beispiel den Früchtetee mit Einhörnern", sagt sie und zeigt die bunte Teemischung in der großen Dose. Natürlich sind die Früchte- und Kräutermischungen, die in Deutschland als Tee verkauft werden, streng genommen Aufgüsse, sagt sie. Aber was die Kunden wünschen, bekommen sie. Der teuerste Tee, den Natalie Heienbrock im Angebot hat, heißt Lung Ching Grande, einer der edelsten chinesischen Grünen Tees. Da kosten 100 Gramm 14,90 Euro. Wobei da noch deutlich Luft nach oben sei, erklärt Nicole van Kooten. &bdquo;Es gibt sogar Tees, für die zahlen Liebhaber bis zu 500 Euro pro 100 Gramm", sagt sie, &bdquo;das ist wie beim Wein." "Wichtig ist, dass man ihn genießt" Ansonsten unterliegen auch die Teevorlieben dem jeweiligen Modegeschmack. Momentan sind Kräutertees und Grüne Tees angesagt, vor Jahren stand mal Roibuschtee hoch im Kurs. So wie die Sorten, ist auch die Art, den Tee zu trinken, von Land zu Land unterschiedlich. So trinken Deutsche ihren Tee gerne aus dicken Pötten, während es in anderen Ländern feine, kleine Tassen sein müssen. &bdquo;Da muss der Rand der Tasse eine bestimmte Wölbung haben, damit der Tee an einem speziellen Ort auf der Zunge aufkommt und der Geschmack entsprechend ankommt", erklärt Natalie Heienbrock. Aber letztlich kommt es weder auf den Preis der Sorte oder die Tasse an. &bdquo;Tee muss schmecken", sagt Nicole van Koo-ten, &bdquo;und die Geschmäcker sind verschieden – wichtig ist, dass man ihn genießt."

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