Auffälliges Geschäft im Kreis Gütersloh lockt zahlreiche Kunden an

Versmold. Der Einzelhandel in Versmolds Innenstadt ist permanent im Wandel. Während Verwaltung und Politik über neue Konzepte verhandeln und sich ein Laden still und heimlich aus dem Stadtbild verabschiedet, hat sich Enver Oskan an anderer Stelle behauptet. Vor allem im Sommer fällt sein Laden auf. Mersin, so heißt das Geschäft des Sassenbergers, liegt gegenüber der beliebten Kneipe &bdquo;Check In". In den warmen Monaten baut Inhaber Enver Oskan vor den Türen auf: &bdquo;Ab etwa März steht alles voll mit Obst und Gemüse", sagt er. Das ist sein Markenzeichen. &bdquo;Die Ware geht immer super schnell weg", weiß der gebürtige Türke, der 1992 in Deutschland ein neues Zuhause fand und nun mit seiner Familie im benachbarten Sassenberg lebt. Was er aus seiner türkischen Heimat beibehalten hat: orientalische Gelassenheit. Das spürt man in dem kleinen Laden. Direkt an der Kreuzung zum Autobahnzubringer zur A33 Eine Kundin kommt rein. Sie möchte 30 Eier. An der viel befahrenen und hektischen Bielefelder Straße, direkt an der Kreuzung zum Autobahnzubringer zur A33, kennt Oskan keine Hektik. Die Eier sind schnell in die mitgebrachten Pappen verpackt. Dann bleibt Zeit für Smalltalk. Es geht ums Wetter. &bdquo;Ein bisschen mehr Sonne wäre schön", sagt die Kundin. Enver Oskan lächelt. Die Frau wirkt zufrieden, als sie den Laden verlässt. &bdquo;Wenn meine Kunden glücklich sind, bin ich es auch", sagt der Kaufmann. Waren, die nicht mehr frisch sind zu verkaufen, kommt für den Einzelhändler nicht in Frage. &bdquo;Dann werfe ich sie lieber weg." Zumindest beim Obst und Gemüse ist das so. Dabei setzt er auf eine Mischung aus importierten Waren und Produkten aus Deutschland. Äpfel kommen zum Beispiel aus dem Alten Land, Kartoffeln aus der Lüneburger Heide. Zwei Mal in der Woche - donnerstags und samstags - ergänzen frische Baklava das Angebot. Sie stehen an der Kasse bereit. Und eins darf auf keinen Fall fehlen: Reis. &bdquo;Eine Palette davon geht in der Woche auf jeden Fall weg", beschreibt Oskan. 90 Prozent der Kunden sind Deutsche Die trockenen Waren oder Dosen-Produkte kommen bei den Kunden des 55-Jährigen gut an. &bdquo;Zu mir kommen zu 90 Prozent Deutsche", sagt er. Die Einheimischen schätzen die Dinge, die sie im herkömmlichen Supermarkt häufig vergebens suchen. An diesem Tag ist es ruhig bei Enver Oskan. Das ist nicht immer so. Häufig kommen die Ehefrau oder die vier Kinder des Einzelhändlers vorbei. Wenn er einmal eine Pause braucht, springt seine Tochter ein. &bdquo;Wir machen als Familie sehr viel zusammen", sagt er. Das sei eines seiner Geheimnisse, wie er die langen Öffnungszeiten montags bis samstags von 8 bis 20 Uhr bewältigt. Urlaub macht Enver Oskan selten. Schließlich geht er seinem Geschäft mit jeder Menge Leidenschaft nach. Als Oskan nach Deutschland kam, suchte er sofort Anschluss, fing als Arbeiter an. Danach fuhr er einige Jahre lang als angestellter Verkäufer beispielsweise auf Wochenmärkte. Mit Anfang 50 wollte es der Sassenberger dann noch einmal wissen. Als er davon hörte, dass das Ladenlokal frei wird, war es so etwas wie Liebe auf den ersten Blick, wie er sagt. Internationaler Lebensmittelmarkt verschwindet Als &bdquo;ein selbstständiges Familiengeschäft, das Ihnen orientalische und internationale Lebensmittel aus verschiedenen Ländern nach Versmold zuliefert", startete vor einigen Jahren auch ein anderes Geschäft. Inzwischen hat sich der Wakas-Frischemarkt aus der Ravensberger Straße aber zurückgezogen. Die Handy-Nummer auf der Internetseite des Ladens ist nicht mehr erreichbar. Die Schriftzüge hängen noch. Ein Blick ins Innere offenbar allerdings, dass hier an Einzelhandel aktuell nicht mehr zu denken ist. Allerlei Gerümpel liegt im Verkaufsraum, und Obstreste entwickeln so langsam ein Eigenleben. Ansehnlich geht anders. Dabei war Wakas einst Teil von einigen internationalen Lebensmittelmärkten in Versmold. Die Situation ist allerdings schwieriger geworden. Öffnungszeiten von spanischem Fachgeschäft verkürzt Im Gespräch berichtete beispielsweise Eva Vieites, dass ihr sie die Öffnungszeiten ihres spanischen Fachgeschäfts verkürzen musste. Sie hat sich ein zweites Standbein aufgebaut. Darja Bender und Nadjeschda Weber-Der zeigten mit ihrem osteuropäischen Lebensmittelmarkt &bdquo;Meridian" an der Münsterstraße dagegen jede Menge Enthusiasmus. Der örtliche Einzelhandel beschäftigt auch die Politik und die Verwaltung. Im Dezember kündigte Versmolds Bauamts-Chef Dirk Niggemann an, das Einzelhandels-Konzept der Stadt im ersten Quartal 2024 auf die politische Tagesordnung zu setzen. Dann könnte über die Erweiterungspläne des Aldi-Markts und über weitere Entwicklungen am ehemaligen Autohaus Nagel (Münsterstraße) beraten werden.

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