Magier aus dem Kreis Gütersloh eröffnet Zaubermuseum an Top-Adresse in Hamburg

Versmold. Schon als Schüler am CJD-Gymnasium Versmold im Kreis Gütersloh hatte er den Wunsch, seiner Kunst einen Raum zu geben, sie der Öffentlichkeit zu zeigen. Damals, so erinnert sich Wittus Witt, schuf er zusammen mit zwei Mitschülerinnen auf dem Schulhof in einem ausgedienten Omnibusanhänger eine kleine Galerie. Mehr als 50 Jahre später eröffnet der renommierte Zauberer an bekannter Hamburger Adresse ein Museum, das es so kein zweites Mal in Deutschland gibt. Am 18. Dezember schlägt der gebürtige Versmolder mit dem Zaubermuseum Bellachini am Hansaplatz ein neues Kapitel auf, das den Kreis zur Schulzeit in der Heimat schließt. Auf knapp 90 Quadratmeter Fläche, aufgeteilt in zwei Räume, präsentiert Wittus Witt künftig Exponate aus seiner umfangreichen Sammlung: Zauberkästen, Plakate, verschiedene Werbematerialien, Zauberbücher, Grafiken und Literatur. Wittus Witt spricht vom ersten deutschen Zaubermuseum. "Natürlich haben auch andere Kollegen Sammlungen", sagt er im Gespräch, und es gebe auch Ausstellungen. Ein Museum mit festen Öffnungszeiten, wechselnden Ausstellungen und Führungen gebe es in dieser Form bisher aber nicht. "Sensationelle Lage" in Hamburg Wittus Witt, der nach wie vor enge Freundschaften in seine Heimat pflegt, erfüllt sich damit einen großen Wunsch. Der Umzug seiner Galerie W im vergangenen Jahr an die neue Adresse im Stadtteil St. Georg in Nähe zu Schauspielhaus und Hauptbahnhof ("sensationelle Lage") gab den Ausschlag. "Da machte es Klick", erzählt Wittus Witt und ergänzt: "Ich habe zehn Jahre mit der Kunstgalerie keinen Cent verdient - bis auf schöne Erlebnisse. Da kann ich jetzt die nächsten zehn Jahre mit dem Zaubermuseum kein Geld verdienen." Mit der Zauberei an sich verdient der gebürtige Versmolder sehr wohl Geld. Witt ist Verleger, Autor und Künstler und hat sich als solcher bundesweit einen Namen gemacht. Das Museum ist dem Magier eine echte Herzensangelegenheit, möchte er doch die Menschen mitnehmen in die Kunst der Zauberei. Fernab von Massenevents, wie man sie aus dem TV oder von der großen Showbühne kennt. Über die Ehrlich Brothers und Harry Potter "Sie meinen die Ehrlich Brothers", sagt er auf die Frage, was die Öffentlichkeit im Allgemeinen mit dem Stichwort Zauberei verbindet. "Das ist eine Form", sagt Wittus Witt. Mit der Kammerkunst, für die er stehe, habe das aber wenig zu tun. Gleiches gelte für den wohl bekanntesten Zauberschüler der Welt, Harry Potter, aus der Feder von Erfolgsautorin Joanne K. Rowling. "Das ist Märchenzauber, Fantasyspiel", ordnet Wittus Witt ein. Die Premiere des Musicals in Hamburg hat er übrigens gesehen und darüber für seine Fachzeitschrift berichtet. Wittus Witt, der in Bockhorst aufwuchs, 1971 am CJD-Gymnasium sein Abitur baute und schließlich an der Kunstakademie Düsseldorf seinen Abschluss als Diplom-Designer ablegte, steht für die klassische Zauberkunst. Schon während des Studiums zeigt er seine Tricks auf der Straße. "Sieben Jahre lang stand ich an der immer gleichen Ecke in Düsseldorf", erzählte er vor einigen Jahren dem Haller Kreisblatt. TV-Moderator entdeckt ihn auf der Straße Der Zufall bringt den Versmolder schließlich ins Fernsehen. TV-Moderator Jean Pütz entdeckt ihn auf der Straße und ist fasziniert. Es folgt eine beeindruckende Karriere: mehr als 200 TV-Auftritte, verschiedenen Soloprogramme auf der Theaterbühne und mehr als 100 Publikationen. Darin lüftet Wittus Witt übrigens auch Geheimnisse einiger Zaubertricks - und findet das überhaupt nicht ehrrührig. "Wie soll man Respekt vor Kunst haben, wenn man nicht weiß, was dahinter steckt?", sagte Witt schon vor einigen Jahren in einem Interview. "Wenn ich weiß, wie schwierig es ist ein Haus zu bauen oder die Statik zu berechnen, ist meine Achtung vor dem Architekten doch viel größer." Ihm ist es ein großes Anliegen, dass sein Metier als Kunst verstanden wird. Namenspate ist ein bekannter Zauberkünstler Seit 2006 lebt und arbeitet Witt in der Hansestadt, ist Organisator der Hamburger Zaubernächte und Gründer des Hamburger Zauber-Salons. Die Geschichte der Zauberkunst der Stadt reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück: erst als Taschenspieler und Gaukler auf dem Dom, später in den Varietés der Stadt. "Es war nur eine Frage der Zeit, wann es auch ein Museum geben würde, das die Geschichte der Zauberkunst speziell in Hamburg und allgemein zum Thema hat", schreibt Witt auf der Webseite. Der Name Bellachini nimmt Bezug auf die lange Tradition. Erstmalig sei er von dem Zauberer Samuel Berlach verwendet worden, "der bekannteste und populärste Zauberkünstler des 19. Jahrhunderts", so Witt. Die Popularität zeigte sich darin, dass sich viele Zauberkünstler in späteren Jahren ebenfalls Bellachini nannten, um sich in dessen Ruhm zu sonnen. Der Name stehe für eine lange Zaubertradition und sei darum Pate des Hamburger Zaubermuseums. Die Vorbereitungen dazu haben bereits vor längerer Zeit begonnen, seien dann jedoch durch die Pandemie lahmgelegt worden. Die Corona-Einschränkungen hätten auch seine Branche getroffen, sagt Witt. Auftritte waren lange Zeit nicht möglich. "Ich hatte das Glück, dass ich vielseitig aufgestellt bin." Und doch ist er froh, wieder Kontakt zum Publikum zu haben und vor allem sein Herzensprojekt nun vollenden zu können. Kurz vor Weihnachten macht sich Wittus Witt mit dem Zaubermuseum selbst ein großes Geschenk.

Meistgelesen