
Verl. Die Bauaufsicht der Stadt Verl hat ein Personalproblem. Vier der acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des ursprünglichen Fachbereichs in der Verwaltung haben gekündigt, zwei haben ihren Arbeitsplatz im Rathaus bereits aufgegeben.
Einer von ihnen ist Fachbereichsleiter Thomas Scherf, der zum 1. April zum Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes Nordrhein-Westfalen gewechselt ist. Seither sind rein rechnerisch 1,5 der insgesamt 6,4 Stellen unbesetzt. Zwei weitere Mitarbeiter werden in den kommenden Wochen die Stadt verlassen.
Zu den Hintergründen äußert sich die Stadt mit Verweis auf Persönlichkeitsrechte und Datenschutz nicht. Die Verwaltungsspitze reagiert auf die Situation mit organisatorischen Veränderungen und hat die vakanten Positionen ausgeschrieben. Erste Bewerbungsgespräche hätten bereits stattgefunden, teilte die Verwaltung am Dienstag auf Nachfrage mit.
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Unternehmer aus Kreis Gütersloh teilt problematische Erfahrung
Die Handlungsfähigkeit des Fachbereichs sei sichergestellt, betont die Stadt in ihrer schriftlichen Antwort. Die Leitung hat kommissarisch Nadine Markmann übernommen, eigentlich Fachbereichsleiterin Stadtentwicklung und Bauen. Personal aus anderen Bereichen der Verwaltung müsse in der Bauaufsicht nicht aushelfen, denn zu zeitlichen Verzögerungen bei der Bearbeitung von Bauanträgen sei es aufgrund der Personalsituation bisher nicht gekommen. Die Bearbeitung erfolge so zügig wie möglich und so sorgfältig wie vorgeschrieben.
Außerhalb des Rathauses gibt es jedoch auch andere Erfahrungen. So hatte Philipp Ehlert, geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens Gustav Ehlert in Sürenheide, im Zusammenhang mit der laufenden Erweiterung seines Unternehmens an der Schinkenstraße jüngst beklagt, dass er mehr als ein Dreivierteljahr auf die Baugenehmigung hatte warten müssen.
Und in der letzten Sitzung des Stadtrates vor der Osterferien-Pause sah sich die städtische Beigeordnete Katrin Vilmar mit der Frage eines Ratsherrn konfrontiert, ob die Bauaufsicht angesichts der Personallage überhaupt handlungsfähig sei.
Stadt im Kreis Gütersloh legt Fachbereiche zusammen
Bis auf Weiteres seien der Fachbereich Bauaufsicht sowie der Fachbereich Stadtentwicklung und Umwelt zum Fachbereich Bauaufsicht, Stadtentwicklung und Umwelt zusammengelegt worden, heißt es in der Stellungnahme aus dem Rathaus weiter. Für die Bauaufsicht solle jetzt die Position einer Sachgebietsleitung installiert und eine entsprechende Stelle in Kürze ausgeschrieben werden.
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Die stellvertretende Leitung des zusammengelegten Fachbereichs wurde Marion Balsliemke übertragen, bisher stellvertretende Leiterin der Bauaufsicht unter Thomas Scherf.Wie lange dieses Modell tragen wird, ist ungewiss. „Im Rahmen einer regelmäßigen Überprüfung der Verwaltungsstrukturen“ werde der Bereich der Bauaufsicht „einer ohnehin bereits länger geplanten, von externer Seite begleiteten Organisationsuntersuchung unterzogen“, heißt es im besten Verwaltungsdeutsch in der Stellungnahme der Stadt Verl.
Dies sei Teil eines langfristigen Prozesses, der nach und nach alle Bereiche der Verwaltung betreffen soll. Ziel sei es, Strukturen und Abläufe im Rathaus zu prüfen und gegebenenfalls zu optimieren. Eine kommissarische Leitung gibt es auch im Fachbereich Soziales. Seit rund anderthalb Jahren fehlt die eigentliche Fachbereichsleiterin aus Krankheitsgründen. Zunächst hatte ein Jahr lang Katrin Vilmar den Ausfall kommissarisch kompensiert, ehe im vergangenen November, ebenfalls kommissarisch, Jugendamtsleiter Patrick Bullermann diese Position übertragen wurde.