Architekturbüro insolvent: Bau im Kreis Gütersloh wird teurer und ein Jahr später fertig

Verl. Die Insolvenz des Reutlinger Architekturbüros Campus GmbH Bauten für Bildung und Sport wird für die Stadt Verl teuer – und unangenehmer als zunächst befürchtet. Die Erweiterung der Gesamtschule mit dem Bau neuer Veranstaltungsräume wird die Kommune 5,1 Millionen Euro mehr kosten als noch bei der letzten öffentlich präsentierten Berechnung angegeben. Die Nacharbeiten infolge der Insolvenz führen außerdem dazu, dass sich die Fertigstellung des Projekts um ein gutes Jahr bis Ende 2026 verzögert. 38,7 Millionen Euro: Mit dieser Summe schlossen die Baukosten für die Gesamtschule nach der Berechnung im zweiten Quartal 2022. Das war die letzte öffentliche Zahl, ermittelt auf Basis der Entwurfsplanung. Lesen Sie auch: Unternehmen ist insolvent: Arbeiten an größerem Bauprojekt im Kreis Gütersloh ruhen Im November 2023 war Campus zahlungsunfähig. In der Folge schied es aus der Arbeitsgemeinschaft mit der Firma Krieger Architekten aus Velbert aus, das für die Planung des nebenan entstehenden Hallenbades verantwortlich zeichnet. Gesamtkosten nun bei rund 43,8 Millionen Euro Den hinterlassenen Scherbenhaufen hat Krieger in den vergangenen Wochen und Monaten gemeinsam mit dem Gütersloher Büro GJL+ zusammengekehrt. Das Ergebnis der Aufarbeitung: Mittlerweile muss die Stadt mit Gesamtkosten in Höhe von 43,8 Millionen Euro rechnen. Das entspricht einer Verteuerung um 13,2 Prozent. Die neue Kostenübersicht beruht auf einer überarbeiteten Planung. Die war erforderlich, weil einige &bdquo;Fehler in der Ausführungsplanung von Campus zutage getreten sind“, wie Thomas Kalman vom Büro Krieger in der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Bauen zunächst zurückhaltend erläuterte. Campus habe &bdquo;nicht an der Sache vorbeigeplant“, sagte Verls Erster Beigeordneter Thorsten Herbst. &bdquo;Aber es gab bestimmte Dinge, die in der Planung schlicht nicht beachtet oder nicht richtig umgesetzt wurden.“ Die vorgesehene Fassade hatte gar keine Zulassung Danach sprachen Planer und Stadtverwaltung Klartext. Für den Bauabschnitt &bdquo;Neue Mitte“ habe man sich entschieden, die alte Planung aufzugeben und komplett neu zu zeichnen, um &bdquo;jetzt einen sauberen Bauablauf“ gewährleisten zu können. Es sei gelungen, Stillstand der Baustelle zu verhindern. Denn es habe Dinge gegeben, &bdquo;die einen umhauen“, wie Andreas Grube von GJL+ sagte. &bdquo;Da merkst du auf einmal: Eine Fassade, die diskutiert und besprochen ist, hat gar keine Zulassung. Wir sind Bauleiter, wir haben die Verantwortung - das geht so nicht.“ Suche und Prüfung von Alternativen benötigten Zeit. Weil die &bdquo;Neue Mitte“ an drei Seiten an Bestandsgebäude angeschlossen werden muss, seien zusätzliche Ansprüche an den Brandschutz bei vorhandenen Bauteilen aufgetreten. Das betrifft Treppenhäuser, Flure und den in den 1990er Jahren errichteten Verbindungsbau &bdquo;Trakt E“. Aber auch das ehemalige Pädagogische Zentrum, dem sich die mehrgeschossige &bdquo;Neue Mitte“ anschließen wird. Bleibt Verl letztlich auf den Zusatzkosten sitzen? Weil das PZ niedriger ist, muss dort das Dach erneuert werden, umlaufend darüber sind Fenster zu ersetzen - nicht einfach für die Planer, die das Projekt von Campus übernommen haben. &bdquo;Wenn Sie feststellen, dass Sie die Anschlüssen an den Bestand nicht gewährleisten können, kriegen Sie Läuse im Kopf“, beschrieb Andreas Grube die Situation. Ob die Stadt am Ende auf den Zusatzkosten sitzen bleiben wird, muss die Zukunft zeigen. &bdquo;Wir wahren bei allen Punkten unsere Rechtsposition“, kündigte Thorsten Herbst an. Und Karin Striewe, im Rathaus zuständig fürs Gebäudemanagement, bestätigte, dass die Verwaltung schon in der Vergangenheit Rechnungen von Campus gekürzt habe, als Mängel offenbar geworden waren. &bdquo;Das ist ein Desaster“, schimpft Ex-Bürgermeister Hermreck Die heftige Kritik von Paul Hermreck blieb trotzdem nicht aus. In Kombination mit dem 16,5 Millionen Euro teuren Hallenbad (das die frühere Kostenkalkulation nahezu einhält) reiße das Projekt nun die Schallmauer von 60 Millionen Euro - und irgendwann komme noch der Bau der Parkplätze obendrauf. &bdquo;Das ist ein Desaster“, schimpfte der FWG-Ratsherr und sagte voraus, &bdquo;dass am Ende auch die 43,8 Millionen Euro keinen Bestand haben werden“. Vom entstandenen Zeitverlust besonders betroffen ist die &bdquo;Neue Mitte“. Deren Fertigstellung war für das vierte Quartal des laufenden Jahres vorgesehen; als neuer Termin wird der Dezember 2025 genannt. Sanierungen und Schönheitsreparaturen werden vorgezogen Der Bauabschnitt &bdquo;Neubau“, das ist im Wesentlichen die Veranstaltungshalle mit den darüber liegenden Klassenräumen, der ursprünglich im ersten Quartal 2026 hätte abgeschlossen sein sollen, wird sich wohl bis November 2026 verzögern. Lesen Sie auch: Unternehmen aus dem Kreis Gütersloh ist insolvent - dabei existiert es gar nicht mehr Allerdings ist der Umbau der Gesamtschule damit immer noch nicht vollendet. Es habe sich nämlich herausgestellt, dass auch für die Bestandsgebäude &bdquo;brandschutztechnische Ertüchtigungen in größerem Ausmaß vorgenommen werden müssen, als wir das vorher geahnt und präsentiert bekommen haben“, so Karin Striewe. Sanierungen und Schönheitsreparaturen, eigentlich erst in den kommenden Jahren als Unterhaltungsmaßnahmen vorgesehen, will die Stadt deshalb jetzt vorziehen und im Rahmen der Erweiterungsbauarbeiten durchführen lassen. Wiederkehrende Bauarbeiten während der Sommerferien könnten wegfallen Der Schule erspare das in den kommenden fünf oder sechs Jahren wiederkehrende Bauarbeiten während der Sommerferien. Ende 2028 will die Stadt mit allem durch sein. Der ursprünglich vorgesehene Umfang der Überarbeitung der alten Gesamtschulräume, erweitert sich allerdings erheblich. Welche Kosten das verursachen wird, ist noch unbekannt.

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