Millionending Landesgartenschau: So teuer wäre das mögliche Event im Kreis Gütersloh

Verl. Die Machbarkeitsstudie für die Ausrichtung einer Landesgartenschau im Jahr 2029 nimmt Gestalt an. Wie berichtet haben sich die beiden Kölner Büros RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten und IFT Freizeit- und Tourismusberatung inzwischen auf ein mögliches Veranstaltungsgelände im Bereich des Verler Sees mit Anschluss an den Ortskern Verl festgelegt. Erstmals nennt die Untersuchung aber auch konkrete Zahlen, wie viele Millionen die Stadt für dessen Anlage und die Durchführung einer Landesgartenschau wird in die Hand nehmen müssen – sofern sie sich für eine Bewerbung entscheidet und schließlich den Zuschlag erhält. Bei den Kosten ist zu unterscheiden zwischen den Investitionen in das eigentliche Landesgartenschaugelände und in so genannte flankierende Maßnahmen. Dazu rechnet die Studie Projekte, welche die Stadt sowieso angehen und also auch finanzieren möchte: eine Aufwertung der Verler Ortsmitte, der Helfgerdsiedlung und des die beiden Ortsteile verbindenden Korridors Sürenheider Straßedie Sanierung der Alten Dorfmühledie Entwicklung des Marktplatzes und sogar die des Bahnhofs samt Vorplatz, schon für die TWE-Reaktivierung erforderlich. Als Ausrichter einer Landesgartenschau kann die Stadt die Umsetzung allerdings beschleunigen und erhält einen bevorzugten Zugang zu Fördertöpfen. Vorsichtig gerechnet: 600.000 Besucher Die Machbarkeitsstudie geht von einem Investitionshaushalt mit einem Umfang von insgesamt rund 34,1 Millionen Euro aus. 20,4 Millionen Euro werden für die Errichtung des Landesgartenschaugeländes veranschlagt, 13,7 Millionen Euro für die genannten begleitenden Maßnahmen. Da die Stadt eine Pauschalförderung in Höhe von 6 Millionen Euro erwarten kann sowie weitere Zuschüsse über rund 7,4 Millionen Euro, muss sie laut der Untersuchung der beiden Kölner Büros Eigenmittel in Höhe von rund 20,7 Millionen Euro aufbringen. Darin enthalten sind aber eben auch etwa 8,5 Millionen Euro, die in Projekte jenseits der Landesgartenschau sowieso investiert werden sollen. Blieben also 12,2 Millionen Euro. Für die reine Durchführung der Großveranstaltung rechnet die Studie mit Kosten in Höhe von ungefähr 12 Millionen Euro. Die Eintrittsgelder von (vorsichtig gerechnet) 600.000 Besuchern sowie sonstige Einnahmen würden die Höhe des städtischen Zuschusses auf etwa 3,8 Millionen Euro drücken. In Summe bleibt dann ein Eigenanteil von 16 Millionen Euro stehen. Themengärten rund um den Verler See Das Ausstellungskonzept sieht eine Kernfläche rund um den Verler See vor. Hier könnten Themengärten angeordnet werden, etwa zu Heilpflanzen, Stauden, Rosen oder Gehölzen, hier gibt es Platz für einen Baumlehrpfad und Ausstellungsbereiche, die sich mit Ölbach-Renaturierung und Feuchtwiesen befassen. Die Studie bezieht als so genannte &bdquo;Korrespondenzfläche“ auch die Ostwestfalenhalle Kaunitz ein. Sie könnte während der Veranstaltung zur Blumenhalle werden, die bei einer Landesgartenschau nicht fehlen darf. Drei von vier Besuchern reisen mit Auto oder Bus an Präzisiert wird auch das Verkehrs- und Parkkonzept. Zwischen den Veranstaltungsbereichen mit bestehenden und anzulegenden temporären Parkplätzen soll ein Bus-Shuttle verkehren. Die Studie geht davon aus, dass etwa 60 Prozent der Besucher mit dem eigenen motorisierten Verkehrsmittel anreisen werden, 15 Prozent mit Reisebussen. Lediglich bei 6 Prozent sei mit der Nutzung des ÖPNV zu rechnen. Das hat Auswirkungen auf die erforderlichen Autostellplätze. Kommen die veranschlagten 600.000 Besucher, reichen an einem gewöhnlichen Werktag 643 Parkplätze aus. Würde eine Landesgartenschau Verl sogar eine Million Gäste anziehen, müssten es schon 1.071 sein. An Spitzentagen werden zwischen 1.929 und 3.214 Autoparkplätze benötigt. Bürgermeister Michael Esken und die CDU-Mehrheit im Stadtrat haben in der Vergangenheit eine Nachnutzung des Geländes ähnlich dem Gartenschaupark Rietberg stets ausgeschlossen. Dennoch wird die Stadt auch noch nach der Großveranstaltung von ihren Investitionen profitieren, so das Konzept von RMP und IFT. Die Studie nennt unter der Überschrift &bdquo;Was bleibt?“ beispielhaft die ökologische Aufwertung des Verler Sees, den renaturierten Alten Ölbach, einen &bdquo;Bürgerwald“ als Natur- und Erlebnisort, Anlagen für Sport und Spiel, bessere Wegeverbindungen zwischen dem Ortskern Verl und Sürenheide sowie mögliche Nebeneffekte, zum Beispiel ein Repowering des Holzschnitzelkraftwerks für die Fernwärme. Und einen Image-Gewinn. Dreifachausschuss und Bürgerrallye Vor knapp zwei Wochen hatte die Stadtverwaltung bereits die Vorsitzenden der fünf Ratsfraktionen über den Zwischenstand der Machbarkeitsstudie informiert. Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Bauen sollte sich ursprünglich am Donnerstagabend mit dem Thema befassen. Kurzfristig wurde dieser Punkt aber von der Tagesordnung gestrichen. Nun soll es dazu am Donnerstag, 7. September, eine gemeinsame Sitzung mit den Fachausschüssen für Mobilität und Verkehr sowie Nachhaltigkeit und Umwelt geben. Zuvor ist am Mittwoch, 30. August, im Rahmen der Bürgerbeteiligung eine so genannte &bdquo;Bürgerrallye“ geplant. An mehreren Stationen zwischen Bunten Mühle und Alter Dorfmühle soll es schwerpunktmäßig unter anderem um die Themen Naherholung, Wohnen, Arbeiten und Verkehr, Spiel, Freibad, Nachhaltigkeit und Energiegewinnung, Anknüpfung an die Innenstadt und Veranstaltungen gehen.

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