
Verl. Eine waschechte Berlinerin gründet mitten in Ostwestfalen mit Gleichgesinnten einen Fanclub des SC Verl. Glauben Sie nicht? Stimmt aber! Als offiziell achter Fanclub unterstützt nun die „Ölbach Crew Heimwärts“ den heimischen Fußball-Drittligisten. „Wir sind alle wahnsinnig unterschiedlich – und verstehen uns super. Jetzt sind wir alle froh, dass das geklappt hat“, erzählt Sonja Pfitzner – die gebürtige Berlinerin, die seit sieben Jahren in Verl lebt – erfreut. Die eingefleischten SCV-Fans möchten auch für gesellschaftlich relevante Werte einstehen.
Es war ein schöner Sommertag, so erinnert sich Sonja Pfitzner, als das gute Dutzend Verler Anhänger alles klarmachte. Am 12. Juli dieses Jahres gründete sich der Fanclub Ölbach Crew Heimwärts in einem Lokal in Verl-Sürenheide. Es wurde eine erste Wahl abgehalten, Sonja Pfitzner wurde Vorsitzende, Regularien wie der Mitgliedsbeitrag (60 Euro pro Saison) wurden festgelegt. „Natürlich haben wir auch auf unsere Gründung angestoßen“, sagt die 51-Jährige und lacht.
In Ostwestfalen-Lippe sind die mittlerweile zwölf Mitglieder durchaus „Exoten“, schließlich existieren hier vor allem Fanclub zu Bundesliga-Vereinen wie Borussia Dortmund, Schalke 04 und Arminia Bielefeld. Dass jetzt ein neuer Fanclub des SC Verl hinzugekommen ist, erfreut auch Tobias Strobl, Trainer des Drittligisten. „Mein Ziel seit meinem Amtsantritt hier ist es auch, den Verein voranzubringen, konstant mehr Zuschauer und Fanclubs für uns zu begeistern. Wir wollen nahbar für die Region sein, daher freuen wir uns brutal darüber“, sagt der 37-Jährige.
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Verl-Fanclub entwirft eigenes Logo
Die Gründungsmitglieder des Fanclubs kennen sich vor allem aus dem Stadion, der Sportclub-Arena, „unserem Wohnzimmer“, wie Sonja Pfitzner schwärmt. Sozialisation, Jobs, Lebensläufe der Mitglieder – grundverschieden, betont die Medizinische Fachangestellte: „Wir haben Spaß daran, wollten Teil des Vereins sein und auch etwas gegen die Vorurteile tun, dass hier alles nur Provinz ist.“ Sie selbst sei durch einen Nachbarn, Mitglied im SCV-Fanclub „Der harte Kern“, vom SC Verl begeistert worden.
Eine Satzung wurde geschrieben, es wurde gewählt, Leitlinien festgelegt und ein Logo entworfen. „Ein zwei mal zwei Meter großes Banner fürs Stadion ist ebenfalls bestellt“, erklärt die Chefin stolz. Der Name des Fanclubs, Ölbach Crew Heimwärts, soll, neben der lokalen Verortung, vor allem ein Ziel ausdrücken: „Mit der Mannschaft zusammen wollen wir die Punkte heimwärts holen. Darauf spielt das an.“ Auch die sprachliche Neuschöpfung aus den Begriffen „heim“ und „auswärts“ sei dabei natürlich passend.
Es geht um mehr als nur Fußball im Fanclub des SC Verl
Wichtig ist der Vorsitzenden und ihren Mitstreitern das Eintreten für gesellschaftlich relevante Werte. Es gehe „um mehr als nur Fußball: Freundschaft, Zusammenhalt und Gemeinschaft sind die Grundpfeiler unserer Gruppe. Wir wollen ein Umfeld schaffen, in dem Fans zusammenkommen, sich austauschen und gemeinsam hinter dem SC Verl stehen“, erklärt der Fanclub. Sonja Pfitzner ergänzt: „Wir distanzieren uns darüber hinaus von Rassismus und Gewaltverherrlichung.“
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Mit seinen Mitgliedern will der Fanclub den SC Verl nicht nur in den Heimspielen, sondern ebenso auswärts unterstützen. Gesungen wird dann gemeinsam die Verler Vereinshymne „Meine Liebe, meine Mannschaft, mein Verein“ – voller Inbrunst auch von Sonja Pfitzner, der Berlinerin, die hier in Verl längst heimisch geworden ist.