Landesgartenschau in Verl? Stadt wird laut Bürgermeister Esken nicht eingezäunt

Verl. Eines der Hochhäuser in der Helfgerdsiedlung als Aussichtsturm für das Gelände rund um den Verler See, vielleicht noch ein Café auf dem Dach, eine unter ökologischen Gesichtspunkten errichtete Tiny-Haus-Siedlung, mehr Platz für Natur und Kultur, die Alte Dorfmühle als Standesamt und eine zumindest während der Veranstaltungstage autofreie Innenstadt: Von einer Landesgartenschau 2029 in Verl versprechen sich die Bürger einen Schub für die Stadtentwicklung. Aber es gibt auch Bedenken und Sorgen: Wird Verl zu einem eintrittspflichtigen Ort? Verschwindet ein Großteil hinter einem Zaun? Verkraftet die Stadt die zu erwartenden 500.000 bis eine Million Besucher überhaupt? Und was wird das Ganze am Ende kosten? Diese Frage wird die Machbarkeitsstudie allerdings erst in ein paar Monaten beantworten können. Die erste Veranstaltung zur Bürgerbeteiligung am Dienstagabend diente vor allem der Sammlung von Ideen – und die hatten die Bürger reichlich. Rund 200 waren gekommen, sodass die Diskussion aus dem (möblierten) Ratssaal sogar in die benachbarte Cafeteria des Rathauses übertragen werden musste. Am Ende waren die bereitgestellten Stellwände mit &bdquo;Wunschpunkten“ flächendeckend gefüllt. Die Liste der Vorschläge war so lang wie bunt. Vom &bdquo;attraktiven Fahrradrundweg“ bis zur Magnetschwebebahn, von sanierten Straßen bis zur Schienenanbindung an die Sennebahn in Hövelhof, von mehr Ruhezonen in der Natur bis zu attraktiveren Naherholungsgebieten, von einer rekultivierten Heidelandschaft in Sürenheide bis zum Wohnheim für Auszubildende war alles vertreten. Was sich davon in einem Konzept für eine Verler Landesgartenschau wiederfindet, soll unter anderem Thema der Folgeveranstaltung am 30. August sein. "Wer will die Landesgartenschau?", fragt ein Bürger kritisch Doch vor den Ideen prasselten erst einmal Vorbehalte auf die Vertreter der an der Machbarkeitsstudie beteiligten Büros und auf Bürgermeister Michael Esken ein. &bdquo;Wer will die Landesgartenschau?“, eröffnete ein Bürger. &bdquo;Will das die Stadt oder wollen das die Bürger? Werden wir bereichert oder werden wir beeinträchtigt?“ Verl leide bereits heute unter großen Verkehrsproblemen. &bdquo;Wir kriegen ja nicht einmal eine ordentliche Ampelschaltung in der Ortsdurchfahrt hin.“ Und wie passt die für das Jahr 2029 angestrebte Klimaneutralität zu den vielen von auswärts anreisenden Besuchern?, gab ein anderer zu bedenken. Fragen, die im Rahmen eines Verkehrskonzeptes in der Machbarkeitsstudie geklärt würden, versprach Esken und wollte gleich &bdquo;mit einem anderen Vorurteil“ aufräumen: Verl werde nicht eingezäunt. Eine Eintrittspflicht gelte bei einer Landesgartenschau nur während der eigentlichen Veranstaltungstage und auch nur auf dem Ausstellungsgelände selbst. &bdquo;Denken Sie an Bad Lippspringe. Die hatten die Landesgartenschau auch in der Innenstadt, und die war nicht eintrittspflichtig.“ Außerdem: &bdquo;Ich sehe für Verl keinen Zaun auf Dauer. Nicht ansatzweise. Wo auch immer.“ Eine Landesgartenschau biete mehr &bdquo;als blühende Landschaften“, sagte Esken. Sie sei, so drückte es Christian Rast vom Kölner Büro IFT Freizeit- und Tourismusberatung aus, &bdquo;ein Türöffner und Katalysator“. Denn der Ausrichter einer Landesgartenschau erhalte sofortigen Zugang zu Fördertöpfen, bei denen er sich sonst hinten anstellen müsste. Damit seien viele Infrastrukturmaßnahmen umsetzbar, &bdquo;die wir sonst entweder vollständig aus eigenen Mitteln finanzieren müssten – oder gar nicht verwirklichen könnten“, so Esken. Zwei Suchräume für Landesgartenschaugelände sind übrig geblieben Denkbar sei vieles, vom Bau eines Radweges bis zur Modernisierung des Holzhackschnitzelheizwerks. &bdquo;Da ist die Kreativität einer Stadt und einer Verwaltung gefragt.“ Wo diese hinzielen könnte, ließ der Bürgermeister bereits durchblicken: &bdquo;Wir wissen jetzt schon, dass wir die Alte Mühle restaurieren wollen. Wir wissen auch, dass wir dringend etwas am Verler See machen müssen.“ Die beiden genannten Orte beschreiben zugleich die äußersten Punkte eines der beiden verbliebenen Suchräume für ein Landesgartenschaugelände. Für geeignet halten die Büros, die an der Machbarkeitsstudie arbeiten, derzeit auch noch den Grünzug zwischen dem Stadtkern und dem Verler Westen. Dass Verl bis zum Jahr 2029 klimaneutral sein will, sieht Clas Scheele vom Büro RMP Landschaftsarchitekten als Vorteil und Chance: &bdquo;Seien Sie die Kommune, die es allen Kommunen zeigt, seien Sie Vorreiter – auch das ist Thema für eine Gartenschau, wenn wir uns um die Ausrichtung im Wettbewerb mit anderen Kommunen bewegen.“

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