Stadt Verl kauft das Knopfmuseum und hat schon einen genauen Plan dafür

Verl. Die Stadt Verl hat das historisch bedeutende Haus Sender Straße 1 erworben. Seit 2014 beherbergt es das Knopfmuseum des bisherigen Eigentümers Manfred Dolleschel, ehemaliger Inhaber der traditionsreichen Bielefelder Firma Union Knopf. Nach Angaben von Bürgermeister Michael Esken zahlt die Kommune für die Immobilie inklusive Inventar und 305 Quadratmeter großem Grundstück 980.000 Euro. In dem Haus befinden sich auf 255 Quadratmetern neben dem Knopfmuseum eine Druckwerkstatt und eine Ausstellungsfläche. Zudem gibt es eine modern ausgestattete und noch nie vermietete 46 Quadratmeter große Wohnung. Der notarielle Kaufvertrag wurde bereits am 13. April unterzeichnet. Esken wird dem Haupt- und Finanzausschuss am kommenden Dienstag, 3. Mai, und eine Woche später dem Stadtrat in nichtöffentlicher Sitzung den Erwerb der Immobilie zur Genehmigung vorlegen. Eigentümerfamilie intensivierte Gespräche mit der Stadt Verl Nachdem bekannt geworden war, dass sich die Eigentümerfamilie von dem Knopfmuseum trennen wollte, hatte es intensive Gespräche mit der Stadt Verl gegeben. &bdquo;Wir freuen uns, das Haus und vor allem auch das Museum bei der Stadt in guten Händen zu wissen“, wird die Familie in einer von beiden Seiten abgestimmten Pressemitteilung zitiert. Mit dem Kauf verpflichtet sich die Kommune, das Museum mindestens für die nächsten fünf Jahre zu erhalten. Dafür will die Stadt den schräg gegenüber im Heimathaus ansässigen Heimatverein als Betreiber ins Boot holen, kündigte Bürgermeister Michael Esken gestern an. Ein entsprechendes Nutzungskonzept solle nun erarbeitet werden. Der Heimatverein hat in den vergangenen Jahren bereits zu bestimmten Gelegenheiten Führungen und Workshops im Knopfmuseum angeboten. Lesen Sie auch: Landesgartenschau in Verl? Konkurrenz aus der direkten Nachbarschaft Das Haus ist der Stadt aus mehreren Gründen wichtig. Da ist zum einen die Lage an der Ecke von Haupt- und Sender Straße im Schatten der St.-Anna-Kirche im Zentrum des Ortes. Das stadtbildprägende, aber nicht unter Denkmalschutz stehende Gebäude sei auch aus strategischen Gründen wertvoll, spielt der Bürgermeister auf die Pläne der Kommune an, sich für die Ausrichtung der Landesgartenschau 2029 zu bewerben. Unmittelbar angrenzend beginnt eine jener Flächen, deren Eignung als Landesgartenschau-Gelände derzeit geprüft wird. Außerdem ist das Haus Sender Straße 1 eng mit der Geschichte der Stadt Verl verbunden. &bdquo;Es spiegelt durch seine unterschiedlichen Nutzungen die Entwicklung und den wirtschaftlichen Wandel wider. Und es ist ein Ort, der das jüdische Leben in unserer Stadt dokumentiert“, sagt Esken. Die Geschichte des Hauses ist wechselvoll Die wechselvolle Geschichte des Hauses reicht zurück bis in das Jahr 1740. Im 19. Jahrhundert gelangte es in den Besitz des jüdischen Kaufmanns Kalman Hope und ging später an dessen Sohn Max über. 1870 wurde es baulich erweitert. Als Nutzung sind der Handel mit Manufaktur- und Eisenwaren sowie der Betrieb einer Schankwirtschaft belegt. Im Jahr 1929, nach dem Tod Max Hopes, erwarb Otto Maasjost das Gebäude. In der Folgezeit war es Heimat einer Buchdruckerei und der Schreibwarenhandlung Maasjost-Wildoer, bis Mitte der 1990er Jahre für zehn Jahre die Buchhandlung Pegasus einzog. Nach einigen weiteren Vermietungen stand das Haus ab 2010 leer. Manfred Dolleschel als neuer Eigentümer ließ es 2011 und 2012 sanieren. Und zwar mit sehr viel Liebe zum Detail und einem Anspruch an eine hohe Qualität. Fliesenboden und Lichtschalter ließ er teils einzeln originalgetreu anfertigen. Für Fußböden und Dachstuhl wurde Eichenholz verwendet. Das Haus ist über einen Fahrstuhl barrierefrei erschlossen. Manfred Dolleschel richtete in den beiden Jahren bis zur Eröffnung des Museums 2014 in dem Gebäude eine historische Knopfmanufaktur ein. Die mehr als 100 Jahre alte Technik stammt aus Frankreich. Dolleschel ließ sie damals dort vollständig ab- und in Verl wieder originalgetreu aufbauen. Außerdem belebte er die alte Druckerei in Teilen wieder. In einer kleinen Ausstellung ist zudem eine Dokumentation über die Geschichte des Gebäudes zu sehen.

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