Landesgartenschau in Verl? Konkurrenz aus der direkten Nachbarschaft

Verl. Bei einer Bewerbung um die Ausrichtung der Landesgartenschau 2029 erwächst Verl möglicherweise Konkurrenz in unmittelbarer Nachbarschaft. 28 Jahre nach der LGS 1994 in Schloß Neuhaus hat die Paderborner CDU die Großveranstaltung in dieser Woche wieder zum Thema gemacht.Die Prüfung einer Bewerbung für eine &bdquo;urbane Landesgartenschau“ hatten Christdemokraten und Grüne im Paderborner Stadtrat bereits 2020 in ihren Koalitionsvertrag geschrieben. Die Stadt Verl ist zeitlich mit ihrer Planung allerdings schon deutlich weiter. Am kommenden Mittwoch, 6. April, sollen im Rahmen der Erarbeitung einer Machbarkeitsstudie die beiden ersten Experten-Gespräche stattfinden. Fünf Gebiete könnten sich als Gelände eignen Die von der Stadt beauftragte Arbeitsgemeinschaft mit dem Kölner Büro RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten an der Spitze hat inzwischen fünf Suchgebiete benannt, die sich vielleicht als Gelände für eine Landesgartenschau in Verl eignen würden. Interessierte Kommunen müssen sich bis zum 1. März 2024 beim Landesministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz für die Ausrichtung der Großveranstaltung fünf Jahre später bewerben. Die Machbarkeitsstudie soll deshalb im vierten Quartal des kommenden Jahres fertig gestellt sein, sagte Bürgermeister Michael Esken am Freitag auf Nachfrage. Die bis dahin zur Verfügung stehende Zeit will die Stadt nutzen, ihr Klimaschutzkonzept, das integrierte Mobilitätskonzept und das Stadtentwicklungskonzept fertig zu stellen.&bdquo;Wir wollen bis dahin möglichst alles abarbeiten, was wir in der Pipeline haben“, so Esken, der als Beigeordneter in Gronau im Jahr 2003 sowie als Bürgermeister der sauerländischen Stadt Hemer 2010 bereits Erfahrungen mit zwei Landesgartenschauen gesammelt hat. Die genannten Konzepte sollen, wie schon die Studie zur Aufwertung des Verler Sees, in das Gesamtkonzept einer Landesgartenschau einfließen. Damit beginnt die direkte Bürgerbeteiligung Auch mehrere Bauprojekte hat die Stadt in der Planung oder realisiert sie gerade, die sich wie Perlen einer Kette entlang einer möglichen Landesgartenschau aufreihen. Angefangen von der Sanierung der Alten Dorfmühle an der Hauptstraße über den Wassererlebnisweg entlang des in diesem Winter renaturierten Ölbachs bis zur Straße Zum Meierhof, wo zwischen Freibad und Holzheizwerk gerade für 1,2 Millionen Euro ein riesiges Spielgelände entsteht.Für das Heizwerk steht ausgerechnet im Gartenschaujahr 2029 das Repowering an. Und schließlich diskutiert die Stadt mit der KHW über den Bau von 100 &bdquo;grünen Wohnungen“ in der Helfgerdsiedlung am Verler See. &bdquo;Nichts davon passiert zufällig“, kommentiert Esken diese Auflistung. Die für den kommenden Mittwoch anberaumten ersten beiden Experten-Gespräche sind Teil des Prozesses zur Erarbeitung der &bdquo;Machbarkeitsstudie Landesgartenschau 2029“. Vormittags geht es um die Bereiche Natur, Umwelt und Klima, am Nachmittag sind die Ratsmitglieder eingeladen. Anfang Mai soll eine Expertenrunde aus Vertretern der Heimatverbände (Heimatverein Verl, Dorfgemeinschaften etc.) zusammenkommen. Damit beginnt die direkte Bürgerbeteiligung. Auch Ortsteile im Gespräch Die Experten-Gespräche am Mittwoch dienen dazu herauszufinden, ob es für einzelne Suchgebiete K.o.-Kriterien gibt. Die Korridore werden in der Machbarkeitsstudie mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen beschrieben. Die Suche beschränkte sich dabei nicht allein auf die Verler Kernstadt. Nach NW-Informationen sind auch Ortsteile bei der Auswahl einer möglichen Veranstaltungsfläche untersucht worden. Lesen Sie auch: Wie die Stadt Verl 250.000 Euro Strafzinsen jedes Jahr vermeiden möchte Vom Paderborner Interesse an einer zweiten Landesgartenschau wurde Esken überrascht. Große Chancen räumt er dem Vorhaben allerdings nicht ein. Das hat mehrere Gründe. Bis zum Ablauf der Bewerbungsfrist hat Paderborn nicht einmal mehr zwei Jahre Zeit. Und es wäre das erste Mal, dass eine Landesgartenschau in einer Kommune zweimal stattfinden würde. Einen solchen Versuch hatte für das Jahr 2014 erfolglos die Stadt Hamm unternommen, 1984 Ausrichter der ersten Landesgartenschau in Nordrhein-Westfalen. Warendorf ebenfalls als Konkurrenz? Esken hält es eher für möglich, dass Warendorf zur ernsthaften Konkurrenz wird, falls es sich für 2029 erneut den Hut in den Ring wirft. Warendorf war bereits 2011 mit einer Bewerbung gescheitert und am vergangenen Mittwoch dem rheinischen Neuss unterlegen. Das war allerdings keine Überraschung, denn nachdem 2023 Höxter Ausrichter der Landesgartenschau sein wird, war nach dem ungeschriebenen Gesetz des Proporzes 2026 wieder eine Stadt im Rheinland an der Reihe. 2029 dann also wieder Westfalen. Und da macht sich Verl große Hoffnungen. Das Büro RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten aus Köln, das maßgeblich die Machbarkeitsstudie für die Ölbachstadt erarbeitet, hat mit Realisierungswettbewerben von Gartenschauen große Erfahrung und unter anderem den Zuschlag für die hessische Landesgartenschau 2022 in Darmstadt und die Bundesgartenschau 2023 in Mannheim erhalten.

Meistgelesen