In Verl überholen die Grünen die SPD

Verl. Zufriedenheit bei der CDU, Glücksgefühle bei den Grünen, Wundpflege bei der SPD: Am Tag nach der Wahl beginnen die Parteien mit der Analyse. Lange sah es am Wahlabend so aus, als sollte die SPD zwar nur drittstärkste Kraft im neuen Stadtrat sein, gleichwohl aber wie die Grünen sechs Ratsmandate erhalten. Am Ende steht fest: Der Rat wird nicht um ein Überhangmandat vergrößert und die SPD büßt einen weiteren Sitz ein. Die herbe Schlappe mit einem Minus von 9,2 Prozentpunkten gegenüber der Kommunalwahl 2014 kostet die SPD vier Mandate und fordert prominente Opfer: Die langjährigen Ratsmitglieder Hedwig Rottmann, Lothar Kletzin und Doris Clasbrummel, auf der Reserveliste auf den Plätzen 6 bis 8 platziert, werden dem neuen Stadtrat nicht mehr angehören. Dabei kann Kletzin in seinem Wahlbezirk 19 in Sürenheide mit 26,9 Prozent sogar das beste SPD-Ergebnis überhaupt vorweisen, Rottmann im Sürenheider Wahlbezirk 1 mit 20,2 Prozent das zweitbeste. SPD-Fraktionschef räumt "taktische Fehler" ein Spitzenkandidat Peter Heethey will auch im neuen Rat für den Fraktionsvorsitz zur Verfügung stehen: &bdquo;Sonst wirkt es, als wäre ich beleidigt.“ Er nennt als Grund für das schlechte Ergebnis den Landes- und Bundestrend (&bdquo;Der schlägt sich auch in den Kommunen nieder“), räumt aber auch &bdquo;taktische Fehler“ seiner Partei im Wahlkampf ein. So sei der Versuch, junge Wähler über einen Online-Wahlkampf zu erreichen, offensichtlich fehlgeschlagen. Die Strategie, mit dem eigenen Bürgermeister-Kandidaten ausschließlich auf Sieg zu setzen, sei gleichfalls schiefgelaufen. Dieter Fleiter hatte nicht zugleich für den Rat kandidiert und war nicht auf der Reserveliste abgesichert. Möglicherweise hätten das die Wähler so ausgelegt, dass der selbstständige Unternehmensberater nicht ernsthaft in die Politik wechseln wollte und die SPD hier lediglich einen &bdquo;Zählkandidaten“ präsentierte, räumt Heethey ein. Fleiter hatte 17,6 Prozent der Stimmen auf sich vereinen können, nach eigenen Worten aber 25 plus X angepeilt. Dagegen fuhr Amtsinhaber Michael Esken mit 82,4 Prozent ein Traumergebnis ein. Der alte und neue Bürgermeister ist überzeugt, dass sich der Präsenzwahlkampf und die vielen Hausbesuche bei den Wählern ausgezahlt haben. An seinem eigenen wie an den Ergebnissen der CDU in den einzelnen Wahlbezirken lasse sich das eindeutig ablesen. CDU gewinnt alle 19 Direktmandate Die CDU hat wie schon 2014 alle Direktmandate gewonnen. Das beste Ergebnis gelang Andreas Westermeyer, der sich den Wahlbezirk 7 mit 74,8 Prozent sicherte. Lediglich im Wahlbezirk 17 und den Sürenheider Wahlbezirken 18 und 19 blieben die Direktkandidaten Ulrich Pollmüller, Hedwig Masjosthusmann und Werner Paulfeuerborn unter der 50-Prozent-Marke. CDU-Fraktionsvorsitzende Gabriele Nitsch spricht deshalb von einem Erfolg ihrer Partei. Der Stimmenzuwachs von fast 1,2 Prozentpunkten gegenüber der Wahl 2014 auf 58,1 Prozent der abgegebenen Stimmen bedeutet zwar das zweitschlechteste Kommunalwahlergebnis für die Verler CDU seit der Wiedervereinigung, sichert ihr aber weiterhin die absolute Mehrheit im Rat. Die starken Gewinne der Grünen seien ebenso folgenlos geblieben wie die der FWG, stellt Nitsch zufrieden fest. Ex-Bürgermeister holt das beste FWG-Ergebnis Die Freien Wähler steigerten ihren Stimmenanteil für viele überraschend um 2,2 Prozentpunkte auf 7,4 Prozent. Ein Grund für den Erfolg: Paul Hermreck landete im Wahlkreis 18 in Sürenheide mit knapp 17 Prozent auf Platz zwei und erzielte das mit Abstand beste Ergebnis der FWG, die vor allem in ihrem &bdquo;Kernland“ Bornholte-Bahnhof stark blieb und dort in beiden Wahlbezirken zweistellige Ergebnisse einfuhr. Damit wird der Ex-Bürgermeister, abgesichert auf Listenplatz 3, in den neuen Rat einziehen. Die Wähler hätten eben nicht vergessen, &bdquo;dass ich mich seinerzeit für den Neubau des Elli-Marktes in Sürenheide eingesetzt habe“, sagt Hermreck. Der Wahllobby auf dem Rathaus-Parkplatz war er am Sonntagabend im Gegensatz zum Spitzenpersonal der anderen Parteien übrigens fern geblieben. Eitel Sonnenschein herrscht bei den Grünen. In 13 der 19 Wahlbezirke lag die Partei vor der SPD, steigt, obwohl erst zum zweiten Mal in Verl angetreten, zur stärksten Oppositionspartei im Rat auf. In allen Wahlbezirken gewannen die Grünen einen zweistelligen Stimmenanteil, Josefine Sternberg kam im Wahlbezirk 17 gar auf 25,2 Prozent. Aus Sicht von Wahlleiter Heribert Schönauer ist die Kommunalwahl trotz der Corona-Einschränkungen &bdquo;optimal gelaufen“. Zwar gab es Warteschlangen vor den Wahllokalen, die immer nur zwei Wähler gleichzeitig betreten durften. Die Wahlbeteiligung stieg aber sogar um 6,8 Prozentpunkte auf 57,4 Prozent. Fast 4.900 der 20.974 Wahlberechtigten hatten per Briefwahl abgestimmt.

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