Wohin mit dem Verkehr? Verler Neubaugebiet wirft Fragen auf

Verl. 70 Bauplätze kann die Stadt demnächst im Neubaugebiet Leinenweg-Ost anbieten und damit ein wenig zur Entspannung auf dem Grundstücksmarkt beitragen. Für Entspannung bei den Anliegern, bei der Politik und im Rathaus sorgt der derzeitige Planungsstand allerdings nicht: Fast 40 Bürger verfolgten am Donnerstagabend die Diskussion im Bau-, Planungs- und Umweltausschuss des Rates und machten mit ihren Wortmeldungen deutlich, wie widerstreitend ihre Einzelinteressen sind. Die verkehrliche Erschließung des Neubaugebietes bleibt ein Problem. Die zündende Idee, wie das zu lösen wäre, hatte auch der Fachausschuss nicht. Nun muss die Verwaltung nacharbeiten, denn bereits am kommenden Dienstag, 17. September, soll die Entscheidung im Rat fallen, welche der drei vorliegenden Planvarianten weiterverfolgt wird. Im künftigen Quartier zwischen Lerchenweg im Norden und Leinenweg im Westen werden vor allem morgens und nachmittags viele Autos unterwegs sein. Die erste grundlegende Frage, die zu klären wäre: Soll das Wohngebiet über eine oder zwei Straßen erschlossen werden, um den Verkehr auf Lerchen- und Leinenweg aufzuteilen? Gleichzeitig will die Stadt einen Durchgangsverkehr von den westlich gelegenen Gewerbebetrieben unterbinden. Vorgesehen ist deshalb, in Höhe der neuen Kindertagesstätte &bdquo;Marco Polo" auf dem Leinenweg einen Poller aufzustellen, der die Straße in zwei Abschnitte teilt. Ungeklärt bleibt jedoch, ob der Poller nördlich oder südlich der Einmündung des Anne-Frank-Weges stehen soll, der ganz wesentlich die Erschließung des Neubaugebietes leisten muss und unmittelbar vor der Eingangstür der Kita herführt. Ob also die Anbindung der Einrichtung vornehmlich über den Leinenweg oder den Lerchenweg erfolgt. Vor zwölf Jahren bereits hatte die Stadt die Aufstellung des Bebauungsplanes &bdquo;Leinenweg-Ost" beschlossen. Seither stand sie in Gesprächen mit den betroffenen Grundstückseigentümern. Drei Planvarianten liegen nun auf dem Tisch. Eine, die so genannte Variante A, ist allerdings aus dem Rennen. Mindestens ein Baugrundstück müsste nämlich vom Lerchenweg aus erschlossen werden und nicht aus dem Baugebiet heraus - für den oder die betroffenen Eigentümer mit teuren Folgen. Nach dem jüngst erfolgten Ausbau des Lerchenweges müsste die Stadt die Erschließungskosten dafür nämlich mangels anderer Anlieger allein bei ihnen geltend machen. Da die vorhandenen Hofstellen allesamt dem Außenbereich zuzurechnen sind, können diese nicht für die Abrechnung herangezogen werden. Bei den beiden übrigen Varianten werden alle neuen Grundstücke &bdquo;von innen heraus" erschlossen. "Wir haben noch nicht die glorreiche Idee. Aber wir haben eine glorreiche Verwaltung" Die Variante B sieht lediglich eine Zufahrt für das gesamte Baugebiet vor. Die Absperrung durch den Poller auf dem Leinenweg erfolgt südlich der Einmündung des Anne-Frank-Weges. Im Norden ist vom Lerchenweg aus lediglich ein kurzer Stich zur Erschließung des nordöstlichen Flurstücks vorgesehen, die Grundstücke ganz im Süden sind vom Bonhoefferweg aus erreichbar. Dazwischen gibt es Fußwegverbindungen. Ein Nachbar hat bereits die Verschiebung des Pollers nach Süden angeregt. Für die Sicherheit der Anlieger und Besucher der Kita sei es sicherer, über den Lerchenweg zu kommen. Die Variante C kombiniert die in der Variante A vorgesehenen zwei Zufahrten westlich am Leinenweg und nördlich am Lerchenweg mit der Variante B. Der Poller nördlich der Zufahrt an der Kita zum Anne-Frank-Weg bleibt bestehen. Die Erschließung des nördlichen Gebietes wird aus der Variante B übernommen. Zugleich ergibt sich aber eine durchgehende Verbindung vom Leinenweg über den Anne-Frank-Weg zum Lerchenweg. Durch den Wohnstraßenausbau sei sie allerdings &bdquo;hinreichend unattraktiv" für einen durchfahrenden Gewerbeverkehr, ist sich Beigeordneter Thorsten Herbst sicher. Aber gleichgültig, ob der Verkehr künftig über den Lerchen- oder den Leinenweg geführt wird: Alle Fahrzeuge müssen schließlich über den Brummelweg fahren, um von dort auf die Gütersloher Straße zu gelangen. Herbst machte klar, dass für den zuständigen Landesbetrieb Straßen NRW eine Öffnung des Leinenweges nach Süden nicht infrage kommt. Betonringe versperren heute den Weg, und sie werden dort auch bleiben. Über die zu favorisierende Planvariante konnte die Stadt mit den Anliegern bislang keine Einigung erzielen. &bdquo;Jedem kann man es nicht recht machen", sagte Herbst. Nun müsse das ein Dritter entscheiden, die Politik. Die spielte am Donnerstag den Ball zurück. Andreas Westermeier (CDU): &bdquo;Wir haben noch nicht die glorreiche Idee. Aber wir haben eine glorreiche Verwaltung. Vielleicht kann die ja bis zur Ratssitzung eine vierte Variante entwickeln."

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