Verl. „Katzenbabys im Pappkarton, Schildkröten in der Babybadewanne!" Das ist nur eine Situation von vielen, die Elke Schierl erlebt hat. „Und die stehen dann bei uns vor der Tür." Vor der Tür des Katzenhauses auf dem Hof Diekämper.
Elke Schierl und ihre ehrenamtlichen Kollegen haben schon einiges gesehen und noch viel mehr dagegen getan. Aktuell machen ihnen die Ferien zu schaffen. Diese Zeit aber verlangt dem Verein „Tiere in Not Verl" viel ab, wenn Urlauber ihre Katzen aussetzen. Aktuell leben 33 Katzen auf dem Hof Diekämper am Schmiedestrang. Eigentlich sind sie nur als vorübergehende Gäste geplant. Dazu kommen drei weitere externe private Pflegestellen in Verl. Dort warten noch einmal 15 Katzen auf eine Pflegestelle oder auf ein endgültiges Zuhause.
„Wir haben auch schon mal 50 Katzen hier gehabt", erklärt Schierl. „Aktuell sind die Kapazitäten mit 33 Tieren erschöpft, weil die Quarantänestation voll ist." Hier lande jeder Neuzugang für mindestens eine Woche, da „ fast jede Katze verfloht und verwurmt ist".
"Fast jeder Neuzugang hat Flöhe und Würmer"
21 Katzen hat der Verein erst kürzlich, nachdem ihn ein ambulanter Pflegedienst informiert hatte, aufgenommen. „Der betreute auf einem Hof ältere Menschen, die selbst pflegebedürftig waren. Die haben zwar die Katzen noch mit Futter versorgen können, aber die Katzen waren alle nicht kastriert. Und das kann dann schnell überhand nehmen, weil sich die Katzen ziemlich schnell vermehren", sagt Schierl.

Trotzdem seien die Tierhelfer auf manchen Höfen nicht gerne gesehen, so Schierl. Darum möchten die Ehrenamtlichen nicht auf ein Pressefoto, da sie anonym bleiben möchten.
„Die wenigsten Hofbesitzer lassen ihre Katzen kastrieren. Aus einem Aberglauben heraus," sagt Schierl. „Kastrierte Katzen fangen angeblich keine Mäuse mehr. Das ist Quatsch. Im Gegenteil, eine Katze, die sich nicht um Babys kümmern muss, hat viel mehr Zeit für die Mäusejagd." Vermutlich spielen auch Kastrationskosten eine weitere wichtige Rolle.
Der Verein ist auf finanzielle Unterstützung angewiesen
Unterstützung ist dringend nötig, denn: Die Stadt Verl als Besitzer des Hauses stellt zwar die Räumlichkeiten zur Verfügung und zahlt die Betriebskosten, alles andere muss der Verein aber selber tragen. Allein die Kosten für die Kastration verschlingen einen Großteil des Budgets, so Schierl.
Dazu kommen weitere Ausgaben für Futter und Medikamente sowie für alltägliche Dinge wie Wasch- und Desinfektionsmittel. Einnahmen, etwa für die Vermittlung der Tiere, gibt es dagegen kaum. „Wir verkaufen ja keine Katzen, wir vermitteln ihnen ein neues Zuhause. Jeder neue Besitzer gibt daher das, was es ihm wert ist", erklärt Schierl. Das kann dann aber auch bedeuten, dass der Verein für fünf vermittelte Katzenwelpen nur 50 Euro erhält. Das ist recht wenig Geld in Anbetracht der vorherigen Kosten für Kastration, Medikamente und Arbeitsleistung.
Am Wochenende hat sich die Lage im Katzenhaus leicht entspannt. Denn gleich zwei Familien waren auf der Suche nach einem neuen Familienmitglied auf den Hof gekommen, um jeweils eine Katze aufzunehmen. „Die freien Plätze werden aber schnell wieder belegt sein", sagt Elke Schierl.