Gütersloh

Erschreckender Ferientrend: Gütersloher schieben Haustiere ins Tierheim ab

Das Gütersloher Tierheim nimmt nicht nur angeschlagene Fundtiere auf – sondern auch die Zwei- und Vierbeiner, die die Besitzer nicht mehr haben möchten. Sogar ein Rehkitz war kürzlich dort zu Gast.

Diese Jungkatze und ihre vier Geschwister wurden vergangene Woche als Fundtiere im Gütersloher Tierheim abgegeben. | © Tierheim

18.08.2019 | 18.08.2019, 14:08

Gütersloh. Ferienzeit bedeutet im Tierheim Gütersloh nicht unbedingt Ruhe. Denn hier finden etliche Tiere ein Zuhause auf Zeit: Katzen, Hunde, Kaninchen, Wellensittiche, Enten, Igel, Tauben, auch mal eine Schildkröte – sogar ein Rehkitz und ein Nutria waren schon zu Gast. Mit Beginn der Schulferien nimmt das Tierheim vor allem Fundtiere vermehrt auf, meist Katzen mit ihren Babys und Kaninchen, berichtet Kristina Leinfelder, zweite Vorsitzende des Tierschutzvereins Gütersloh und Umgebung.

Fünf Jungkatzen im Alter von vier Monaten seien erst vergangene Woche als Fundtiere abgegeben worden. „Die Welpen waren in einem extrem schlechten Zustand. Sie waren total verschnupft und hatten wahnsinnig verklebte und entzündete Augen", sagt Leinfelder. Solche Zustände seien unter anderem häufig auf fehlende Kastrationen zurückzuführen. Zwar gebe es das regionale Kastrationsgebot, so die Tierschützerin, daran würden sich aber noch immer nicht alle Besitzer halten.

Viele Tierbesitzer können nicht mit ansehen, wie ihr Tier alt wird

Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes geht von knapp 70.000 ausgesetzten Tieren während der Ferien in ganz Deutschland aus. Ganz so dramatisch sei die Situation in Gütersloh allerdings nicht, heißt es vom Tierheim. Leinfelder: „Die Zahl ausgesetzter Tiere über die Ferien ist bei uns gering." Das bedeutete aber nicht automatisch, dass es im Gütersloher Tierheim aktuell noch viele freie Plätze gebe. Denn die Mitarbeiter nehmen nicht nur Fundtiere auf – auch die Gruppe der Abgabetiere sorgt seit einiger Zeit für großen Zuwachs. Dabei handelt es sich um Tiere, die aus verschiedenen Gründen von ihren Besitzern nicht mehr gewollt werden. Daheim könnten viele Besitzer nicht mitansehen, wie das Tier alt werde oder gar sterbe, vermutet Leinfelder.

Außerdem seien viele Haustiere, an die man sich früher auf Dauer gebunden hat, heute zum „Lebensabschnittstier" avanciert. Haustierbesitzer, die eine „kleine Veränderung" im Leben erfahren würden – wie ein neuer Partner, eine Schwangerschaft oder ein Kind – würden sich häufig dann von dem trennen, das am ehesten zu verkraften sei. „Und das ist meistens das Haustier."

Katzen und ihre Welpen eingefangen in Lebendfallen

Solche Abgabetiere würden in Gütersloh aber in der Regel nur aufgenommen, wenn das Tierheim genug freie Plätze hat. Genau wie Tiere aus Fangstellen. Das sind meist verwilderte, scheue, überwiegend unkastrierte Katzen und ihre Welpen – eingefangen in Lebendfallen. Nachdem die Mitarbeiter des Tierheims die Zwei- und Vierbeiner wieder aufgepepäppelt haben, versuchen sie, sie weiterzuvermitteln - zum Beispiel über ihre Homepage.

Und auch, wenn das Tierheim mal komplett voll ist und ein Besitzer sein Tier abgeben möchte, weil er es nicht mehr haben will, helfen die Tierheimmitarbeiter immer weiter. Dann zwar nicht mit einem freien Platz - aber mit Unterstüzung, um schnell einen neuen Besitzer zu finden.

Um dem neuen Trend Tiere abzugeben entgegenzuwirken, rät Kristina Leinfelder allerdings zukünftigen Tierbesitzern, sich unbedingt vor dem Kauf zu informieren: Über die zukünftigen Kosten, über Besuche und Aufenthalte beim Tierarzt und wie es ist, sich später einmal von dem geliebten Haustier trennen zu müssen. Und sie sollten sich fragen: „Kann ich einem Tier von meinem jetzigen Lebensumstand jahrelang das bieten, was es braucht?"