Spektakuläre Aktion im Kreis Gütersloh: Neues riesiges Wahrzeichen wird auf Dach gehoben

Steinhagen. Bis zur letzten Minute bewahrten die Mitwisser das Geheimnis: Wie würde Steinhagens neues Wahrzeichen aussehen? Wie berichtet, wurde die Kruke auf der altehrwürdigen Schlichte-Steinhäger-Brennerei direkt am Kirchplatz erneuert. Mehr als hundert Jahre thronte die bisherige Beton-Flasche über Steinhagen und erinnerte an die großen Zeiten als Spirituosen-Metropole. Der Zahn der Zeit hatte allerdings so kräftig zugeschlagen, dass die Konstruktion nicht mehr zu retten war. In den vergangenen Monaten entstand deshalb beim sächsischen Tankhersteller Haase das neue Wahrzeichen. Das besteht nun komplett aus glasfaserverstärktem Kunststoff. Damit wiegt die Mega-Kruke nur noch etwa die Hälfte der Vorgängerin, bleibt aber sehr robust. &bdquo;Das hält prinzipiell ewig“, bestätigte Thomas Wobst, Geschäftsführer des Tank-Herstellers. Der Chef war extra aus dem Urlaub nach Steinhagen angereist, um den historischen Moment mitzuerleben. &bdquo;Das ist auch für uns etwas ganz Besonderes, wir bauen ja eigentlich keine Werbeträger“, berichtete er am Rande der Aufstellaktion. Rund 100.000 Euro kostet das neue Wahrzeichen. Profis brauchen drei Stunden für die spektakuläre Aktion Auch einige Neugierige aus Steinhagen waren schon am Morgen vorbeigekommen, um beim spektakulären Aufstellen der Kruke dabei zu sein. Rund drei Stunden brauchten die Profis mithilfe eines Spezialkrans, um die Kunststoffkonstruktion auf ihr Podest auf 18 Meter Höhe zu heben. Anfangs war die Flasche noch durch eine maßgeschneiderte Folie geschützt, ein zweiter, kleinerer Kran half beim Ausrichten. Ehrengast des Morgens war natürlich Winifred Schlichte. Die 97-jährige Brennerei-Erbin verfolgte die Arbeiten gemeinsam mit Tochter Barbara Schlichte gewissenhaft. &bdquo;Das wollte ich gerne erleben“, sagte die Seniorin: &bdquo;Wenn sie oben ist, wirkt sie so klein, aber auf dem Boden ist sie doch gewaltig.“ Lesen Sie auch: Mit vielen Fotos: Meterhohes Wahrzeichen im Kreis Gütersloh wird abgerissen Genau 6,25 Meter ist die neue GFK-Kruke hoch, dazu kommen noch einmal 3,20 Meter Wetterfahne. Zusammen mit dem 18 Meter hohen Schlichteturm ragt das Jahrhunderte alte Familienwappen damit 27,45 Meter weit in den Steinhagener Himmel. Übrigens 30 Zentimeter weiter als der Vorgänger, wie Horst Neugebauer am Rande erklärte. Lesen Sie auch: Gütersloher Ehepaar gründet neues Start-up und verkauft jetzt exklusive Produkte Gerüchte um Farbe des neuen Wahrzeichens Der Chef der Perus GmbH, die die Immobilien der Brennerei-Dynastie verwaltet, hatte alle Hände voll zu tun, die Arbeiten und die Gäste zu betreuen. &bdquo;Wir wollten nicht höher werden als die Dorfkirche“, betonte Neugebauer. Deren Turm ist 28 Meter hoch - Mission knapp erfüllt. Wichtiger noch als die Frage, wie groß die Kruke ist, war am Vormittag indes die, welche Farbe das Wahrzeichen haben wird. Zur Erinnerung: Die Kruke, die vor wenigen Wochen demontiert worden war, war grün und somit streng genommen eine Steinhäger-Flasche. Aus Kostengründen hatte die Schlichte-Brennerei ihre Produktion vor einigen Jahrzehnten auf grüne Flaschen umgestellt. Irgendwann war auch die alte Kruke entsprechend umlackiert worden. Ein Kompromiss. Für Familie Schlichte und ihre Mitstreiter war schnell entschieden, dass die neue Flasche wieder eine echte Kruke sein soll. &bdquo;Die Farbe war doch klar“, sagte Winifred Schlichte. Immerhin war die Original-Kruke der ganze Stolz der Brennerei. Das nach einem Scherz der Steinhagener Grand Dame kursierende Gerücht, die neue Kruke sei weiß mit lilafarbenen Flecken, erwies sich glücklicherweise als unhaltbar. Große Nachfrage nach spezieller Schnaps-Produktion Das neue mehrere Quadratmeter große Etikett wurde vom klassischen Vorbild inspiriert, das ab den 1920er-Jahren im Einsatz war. Zehn goldene Medaillen zieren die Kruke. In den guten Zeiten sei fast jedes Jahr eins dazugekommen, weiß Winifred Schlichte, die genauso wie die anderen Gäste bei der großen Enthüllung lautstark applaudierte. Schon eine halbe Stunde später konnten die Anwesenden die neue Kruke auf dem Dach bewundern. Bei der neuen kräftig orange-braunen Farbe handelt es sich übrigens um Autolack, der ist besonders haltbar. Sollte die Kruke in den kommenden Jahrzehnten einmal neu lackiert werden müssen, ist das nun auch möglich, sie lässt sich demontieren. Viel Aufmerksamkeit bekam auch der eigens produzierte Aktions-Steinhäger des Historischen Museums. 400 Flaschen des &bdquo;besonders würzigen“ Schnapses hatte Brenner Horst Feye hergestellt. Die kleinen Kruken tragen dasselbe Etikett wie ihre übergroße Schwester. Ein erheblicher Anteil der Charge wurde bereits verkauft. Eine Zweite soll es nicht geben, wie Museumschef Herbert Mikoteit erklärte. Doch keine Beton-Stücke für die Bevölkerung Eine andere Andenken-Aktion muss leider ausfallen. Eigentlich hatte Horst Neugebauer angedacht, die große Beton-Kruke in kleinen Stücken unter das Volk zu bringen - so wie einst bei der Berliner Mauer. Das scheitert indes an der Tatsache, dass die Beton-Konstruktion zuletzt mit Kunststoff verstärkt worden ist, weshalb sie nicht so zerbröselt wie eine Mauer. Kleine Stücke entstanden bei der Entsorgung nicht. Einzig der Flaschenhals und ein Teil mit eingravierter Jahreszahl &bdquo;1912“ sollen im Museum ausgestellt werden - das ist selbstverständlich immer einen Besuch wert.

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