„Maßlose Erhöhung“: Darüber ärgern sich Eltern im Kreis Gütersloh

Steinhagen. Markus K. ist sauer. Sauer wegen der neuen Staffelung der OGS-Gebühren in Steinhagen, die zum 1. August in Kraft tritt. Denn für ihn bedeutet das eine 70-prozentige Erhöhung des Beitrags. Ab dem kommenden Schuljahr gibt es in Steinhagen statt bislang fünf jetzt neun Beitragsgruppen. In der höchsten Stufe der Personen mit einem jährlichen Haushaltseinkommen von mehr als 100.000 Euro steigt der monatliche Beitrag von bislang 100 Euro auf 170 Euro für das erste Kind. Essensgeld und die Gebühr für eine etwaige verlängerte Betreuung sind in diesem Betrag nicht mit drin. &bdquo;Aber 70 Prozent Plus – das ist schon viel" Markus K. hat Anfang Mai einen Brief an Bürgermeisterin Sarah Süß geschrieben, in dem er sich über die Erhöhung der Elternbeiträge beschwert. Sie sei angesichts der aktuellen Situation und den ohnehin schon hohen Gas- und Stromkosten keinesfalls gerechtfertigt. K. bezeichnet die Erhöhung in dem Brief als &bdquo;maßlos". Voll berufstätige Eltern wolle man allem Anschein nach doppelt benachteiligen – denn die Einkommensteuern seien schon hoch. Es dränge sich die Frage auf, &bdquo;ob man auf dem Rücken der Kinder und Familien einen sozialen Klassenkampf initiieren" wolle. Zudem stelle sich die Frage, so Markus K. weiter, &bdquo;warum man die OGS-Betreuung angesichts der überdurchschnittlich hohen Steuerquote Steinhagens nicht komplett kostenfrei stellt und somit alle Kinder gleich behandelt". Das Wort &bdquo;gleich" hat der Steinhagener in seinem Brief unterstrichen. Erklärtes Ziel der Steinhagener Gemeindeverwaltung ist es, mit den neuen OGS-Beiträgen untere Einkommensstufen zu entlasten. Erst ab einem Jahreshaushaltseinkommen von mehr als 68.000 Euro steigt der Beitrag im Vergleich zu der bisherigen Regelung. Schulamtsleiterin Gabi Schneegaß wies im Fachausschuss Ende Januar zudem darauf hin, dass das Essensgeld in Steinhagen im Vergleich zu Nachbarkommunen &bdquo;im unteren Bereich" liege. Bei dieser Ausschusssitzung segnete die Lokalpolitik den Beitragsvorschlag der Verwaltung einstimmig ab. Bürgermeisterin Sarah Süß, an die Markus K. seinen Brief adressiert hat, hat dem Steinhagener mittlerweile geantwortet. &bdquo;Ich verstehe den Ärger", sagt die Bürgermeisterin im Gespräch mit dieser Zeitung. Allerdings gehöre es zu ihrem Verständnis von einem Solidarmodell von Gesellschaft, dass höhere Einkommen mehr bezahlen. &bdquo;Wir haben die hohen Beiträge umverteilt", sagt sie und verweist in ihrem Antwortschreiben darauf, dass Familien mit einem Jahreseinkommen ab 50.000 Euro bisher genauso viel zahlen mussten wie Einkommen ab 100.000 Euro. Dagegen gelte etwa der Minimalbetrag von zehn Euro pro Monat fürs erste Kind jetzt bis zu einem Jahreseinkommen bis 30.000 Euro – bisher war 20.000 Euro hier die Grenze. Kostenfrei könne die Gemeinde Steinhagen die OGS nicht stellen, so Sarah Süß. Das sei nicht leistbar, schreibt die Bürgermeisterin an Markus K. Reaktionen auf Facebook: "Vielen Dank für gar nichts!" &bdquo;Ich sehe es nach wie vor so, dass es eine Benachteiligung von Eltern gibt, die beide berufstätig sind", sagt Markus K. zum Brief von Sarah Süß. Grundsätzlich sei es zwar verständlich, dass niedrigere Einkommen auch weniger zahlten. &bdquo;Aber 70 Prozent Plus ist schon viel. Das als ,etwas mehr zu bezeichnen, ist schon frech", meint K. in Bezug auf das Antwortschreiben von Sarah Süß. Auch bei Facebook wird das Thema diskutiert. &bdquo;Vielen Dank für gar nichts", richtet eine Nutzerin in der Gruppe &bdquo;Steinhagen Live" hier ihre Kritik an die Gemeinde. Andere Kreise und Städte beschlössen kostenlose Kinderbetreuung für ihre Bürger. &bdquo;Wir dürfen nun mal wieder mehr zahlen", schreibt sie. Sie stellt zudem die Frage, warum so drastisch erhöht und nicht nach Zeiten aufgeteilt werde. Eine weitere Nutzerin sagt bei Facebook, ihre Tochter jetzt von der offenen Ganztagsschule abmelden zu müssen. &bdquo;So teuer wie Einkäufe et cetera geworden sind – da sind 30 bis 40 Euro sehr viel Geld." Auch bei Facebook beteiligt sich Sarah Süß. &bdquo;Die Beiträge wurden für den Großteil der Familien gesenkt. Damit werden vor allem Familien mit einem geringeren Einkommen entlastet", entgegnet sie der erstzitierten Nutzerin.

Meistgelesen