Große Trauer: Bekannte Bäckerei-Chefin im Kreis Gütersloh gestorben

Schloß Holte-Stukenbrock. Dinge einfach geschehen lassen, mit der eigenen Meinung hinterm Berg halten – nein, das hätte so gar nicht zu Rita Wölke gepasst. Am Montag, 20. Januar, ist die patente Seniorchefin der Bäckerei Wölke im Alter von 77 Jahren verstorben. Im Gedächtnis der Menschen aber wird sie bleiben. Die Nachricht hat sich in der Stadt und auch weit darüber hinaus wie ein Lauffeuer verbreitet. Die Betroffenheit ist groß, aber auch Dank und Respekt für eine Frau, die sich auf so einzigartige Weise für andere eingesetzt hat, schwingen in allen Gesprächen mit. Kaum jemand, der über sie in der Vergangenheitsform spricht, denn dass Rita Wölke, die wohl zu den bekanntesten Persönlichkeiten der Stadt gehört, plötzlich nicht mehr in ihrem Wohnzimmer, der Bäckerei, zu finden ist, das kann und mag sich niemand vorstellen. Die Frau mit dem großen Herzen hat einen so hohen Bekanntheitsgrad, dass jeder und jede sofort die von morgens bis abends wuselnde Unternehmerin vor Augen hat. Jeder verbindet eine Geschichte mit ihr. &bdquo;Deshalb ist die Anteilnahme wohl auch so groß“, vermutet die Tochter. Alexandra Wölke erzählt von der Kindheit ihrer Mutter, die in Sende mit sieben Geschwistern (Heinrich, Bernhard, Josef, Mechthild, Elisabeth, Gertrud und Hildegard) aufgewachsen ist. Lesen Sie auch: &bdquo;Wir backen noch alles selbst“ - Bäckerei aus Kreis Gütersloh gibt es seit 90 Jahren Unternehmerin aus Kreis Gütersloh musste früh mit anpacken Rita Wölkes Vater Daniel hatte im Krieg einen Arm und ein Auge verloren, aber überlebt. Dass er kurze Zeit später auf tragische Weise durch einen elektrischen Schlag im eigenen Garten starb, Mutter Elisabeth früh mit acht Kindern alleine blieb, war ein traumatisches Erlebnis. &bdquo;Alle mussten tatkräftig mit anpacken“, weiß Alexandra Wölke aus Gesprächen mit ihrer Mutter. &bdquo;Vielleicht“, sagt sie, &bdquo;sind deshalb alle Workaholics geworden.“ Hühner rupfen, im Stall mit anpacken und auf dem Markt, für Rita Wölke gehörte der frühe Arbeitsalltag zum Leben. In Jobs, die sie später annahm, &bdquo;ist sie durch ihre Willensstärke und ihren eigenen Kopf aufgefallen“, erzählt Alexandra Wölke von der Durchsetz-ungsstärke der Mutter. Mit dem Kopf durch die Wand und ohne Regeln, so könne man es beschreiben. &bdquo;Vor allem aber ist sie durch ihre Herzlichkeit aufgefallen.“ Das kann auch Giesela Hörster voll und ganz bestätigen. &bdquo;Es tut mir in der Seele leid, dass Rita Wölke nicht mehr lebt“, sagt die 84-Jährige. Auch, als es ihr gesundheitlich nicht mehr so gut ging, habe sie sich immer wieder aufgerappelt. Seit Pollhans 1995 half Giesela Hörster in der Wölke-Küche mit, und zwar 15 Jahre lang. Unternehmerin aus Kreis Gütersloh war die gute Seele im Betrieb Rita Wölke lernte sie in dieser Zeit als &bdquo;tolle, tüchtige Frau“ kennen, &bdquo;die aus jeder Notlage etwas Gutes gemacht hat“. Und wenn es sein musste, dann seien auch mal deftige Ausdrücke gefallen, die aber nie böse gemeint gewesen seien. &bdquo;Ihr Hauptanliegen waren Menschen mit einer Behinderung“, erzählt Giesela Hörster. &bdquo;Für die hat Rita Wölke alles getan.“ Auch die Flüchtlingshilfe SHS habe sie stets unterstützt. &bdquo;Sie hatte ein großes, manchmal vielleicht ein zu großes Herz.“ Für den Betrieb sei sie die gute Seele gewesen. &bdquo;Sie hatte Augen und Ohren für alle, vor allem für ihre Angestellten und hat jedem zugehört.“ Im Grunde könne man fragen, wen man wolle. &bdquo;Alle würden bestätigen, dass Rita Wölke immer sofort geholfen hat, wenn Hilfe notwendig war.“ Gemeinsam rauchten die beiden Frauen ab und zu ein Zigarettchen, bildeten gemeinsam Lehrlinge aus, sind immer freundschaftlich verbunden gewesen. &bdquo;Es war eine schöne Zeit mit ihr“, sagt Giesela Hörster, die es eigentlich immer noch nicht fassen kann. Unternehmerin aus Kreis Gütersloh hinterlässt eine Lücke Auch Simon Oekenpöhler sagt: &bdquo;Es hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen.“ Rita Wölke gehöre zu den Urgesteinen, von denen es nur noch ganz wenige gebe. &bdquo;Wenn es irgendwo brannte, hat sie am selben Tag ein großes Glas auf den Geschäftstresen gestellt, um zu sammeln.“ Etwa für die Ukraine-Hilfe. Der Kita an der Ottenheide schenkte sie spontan 1.111 Stutenkerle. &bdquo;So etwas Beklopptes im positiven Sinne macht nur Rita“, sagt Oekenpöhler, der auch ihr Engagement im Stukenbrocker Kinderkarneval hervorhebt. &bdquo;Nicht kleckern, sondern klotzen“, das sei ihre Devise gewesen. In allem habe &bdquo;unheimlich viel Liebe gesteckt“. Und deshalb ist es eben auch noch unvorstellbar, dass sie nun nicht mehr lebt. &bdquo;Für mich“, sagt Simon Oekenpöhler, &bdquo;ist sie noch nicht weg.“ So geht es wohl auch vielen anderen Menschen, die das Glück gehabt haben, Rita Wölke kennenzulernen. Frühzeitig hat sie dafür gesorgt, dass ihr Sohn Daniel Wölke den Betrieb weiterführt. Lesen Sie auch: Warum eine Bäckerei im Kreis Gütersloh seinen Kunden ein Käsebrötchen schenkte Einen ihrer letzten Wünsche konnte Rita Wölke noch umsetzen, und der lautete: &bdquo;Allen Mitarbeitern Weihnachtsgeld schenken.“ Neben der Familie, zu der auch Schwiegersohn Christoph Sondermann-Wölke und die Enkelkinder Jonathan (14) und Tabea (12) gehören, sind die Mitarbeiter unglaublich traurig. Das Requiem für Rita Wölke findet am Dienstag, 28. Januar, um 14 Uhr in der Pfarrkirche St. Heinrich Sende statt. Im Anschluss an die Trauerfeier ist die Beisetzung auf dem Sender Friedhof.

Meistgelesen