Drama im Kreis Gütersloh: Erinnerungen an einen tragischen Unfall im Safariland

Schloß Holte-Stukenbrock. Das Safariland im Kreis Gütersloh feiert in diesem Jahr sein 55-jähriges Bestehen. In Prägend in dieser Zeit unter anderem: ein angriffslustiger Affe und das Drama um eine Löwin. Pavian beißt Vierjährigen Im Schmerzensgeld-Prozess um die von einem Pavian abgebissene Fingerspitze eines Kindes schließen im Juli 2000 die Parteien vor dem Amtsgericht Bielefeld einen Vergleich. Die Betreiber des Stukenbrocker Safarilandes, in dem sich der Unfall 1999 ereignete, zahlen dem Vierjährigen 4.500 Mark. Er war damals mit seiner Großmutter im sogenannten Affen-Express gefahren. Dort sitzen die Passagiere in Waggons, die mit engmaschigem Geflecht aus Stahldraht geschützt sind, und dürfen die Paviane während der Fahrt mit Popcorn füttern. Bei einer Fahrt im Jahr 1999 kam es zur Verletzung eines Vierjährigen. Es blieb strittig, ob einer der Affen an diesem Tag durch das Gitter gegriffen und den rechten Zeigefinger des Kindes herausgezerrt oder ob das Kind unvorsichtigerweise den Finger durch die Maschen gestreckt hatte. Lesen Sie auch: Sensation im Kreis Gütersloh – Erinnerung an besonderen Nachwuchs im Safariland Beim ersten Gerichtstermin hatte der Anwalt des Jungen ein WDR-Video als Beweis dafür angeboten, dass es den Affen – entgegen der Behauptungen der Beklagten – durchaus möglich ist, durch das Gitter zu greifen. Vorgeführt werden musste das Video nicht, da sich die Parteien einigten. Ursprünglich war ein Schmerzensgeld von 8.000 Mark gefordert worden. Richter Wilfried Hölscher sagte dazu: &bdquo;Es handelte sich um einen Unfall, nicht um den Angriff eines auf Aggressivität dressierten Kampfaffen“. Löwin ertrinkt im Safariland &bdquo;Heute lassen wir die weißen Löwen raus“, entschied Safariland-Chef Fritz Wurms im April 2002: Endlich durften sie nach der langen Winterpause die Frühlingssonne genießen. Mit Vergnügen beobachteten Wurms und Raubtierpflegerin Inka Schumacher, wie Löwenmutter Konya mit ihren sieben Monate alten Kindern Ice und Snow ausgelassen im Freigehege herumturnte. Doch plötzlich ein Aufschrei unter den rund 300 Menschen, die den Frühlings-Ausgang mitverfolgten. &bdquo;Der Löwe ertrinkt“, hallt es aus der entsetzten Menge, nachdem Snow im Wasserbecken versunken war. Wurms zögerte keine Sekunde. Er warf seine Jacke auf den Boden, stürzte sich ins eiskalte Wasser und zog nach wenigen Minuten das Löwenkind heraus. Doch alle Rettungsversuche waren vergebens. Einer der Lieblinge der Besucher war tot. Tierarzt Nieder weiß aus Erfahrung: &bdquo;Wenn Raubkatzen in diesem Alter ins Wasser fallen, verschließt sich, ähnlich wie bei Kindern, der Kehlkopf. Die Folge dieses Reflexes: Sauerstoffmangel und -unterversorgung. Das kann innerhalb einer halben Minute zum Tode führen. Lesen Sie auch: Mega-Andrang im Safariland im Kreis Gütersloh: Erinnerung an Sensation im Freizeitpark Wurms stand auch im Nachgang noch ganz unter dem Eindruck des traurigen Geschehens: &bdquo;In 32 Jahren hat es hier kein solches Tierdrama gegeben. Ich bin tief betroffen, denn die Tiere bedeuten mir alles. Sie sind mein Leben.“ Ihm sei erst später bewusst geworden, in welche Gefahr er sich selbst bei seiner Rettungsaktion gebracht habe. &bdquo;Wir standen zwar innerhalb der Anlage. Aber außerhalb des Bereiches, in dem sich die Löwenmutter mit ihren beiden Jungen befand. Als ich die Schreie der Zuschauer hörte, bin ich natürlich sofort durch die Tür des Sicherheitstraktes in das Gehege gerannt.“ Rettung für Löwin Snow kommt zu spät Die Löwin sei auf ihn zugekommen, allerdings keinesfalls aggressiv. Er wisse nicht mehr, wie er es fertiggebracht habe, Konya und Ice in das Vorgehege zu treiben. Aber irgendwie habe er es geschafft. Wurms musste mehrfach im trüben Wasser nach dem Löwenbaby tauchen. Dabei gaben ihm die Besucher Hinweise. Als Wurms Snow endlich aus dem Wasser geholt hatte, leitete er zusammen mit Schumacher sofort Wiederbelebungsversuche ein. Doch jede Hilfe kam zu spät.

Meistgelesen