Unternehmen aus dem Kreis Gütersloh sucht seit zwei Jahren verzweifelt neue Mitarbeiter

Schloß Holte-Stukenbrock. Elektro Erdbories ist umgezogen, hat ein neues Lager und ein neues Büro. Das Unternehmen würde gern weiter wachsen, bemüht sich aber vergeblich um Fachkräfte. In Stukenbrock will Mickys Kiosk Treffpunkt sein. Der Einkauf wird bis in die Abendstunden sogar aufgeliefert. Paul-Josef Erdbories führt ein florierendes Familienunternehmen. Er hat eine Nische gefunden und sich darin spezialisiert. Das ist Fluch und Segen zugleich. Das Unternehmen ist stetig gewachsen, doch nun kann der Firmenchef gar nicht mehr alle Anfragen bedienen. Es fehlt schlichtweg an qualifizierten Mitarbeitern. Seit mehr als zwei Jahren schaltet Tochter Angela Erdbories überall Stellenanzeigen. Sie veröffentlicht sie mittlerweile in sozialen Medien und spricht alle an, die sie kennt. &bdquo;Kennst Du nicht jemanden, der...“ Es sei fast zum Verzweifeln. Sie vermutet: &bdquo;Wir gehen in der Flut der Stellenangebote unter.“ Ihr Vater nennt noch einen weiteren Grund. Firma wartet und repariert Maschinen aus der Schweiz für Gewerbetreibende Paul-Josef Erdbories (70) hat 1975 bei Miele als Kundendiensttechniker angefangen, seinen Meister absolviert und sich 1984 selbstständig gemacht. Er übernahm den Außendienst und reparierte Wäschereimaschinen, seine Frau Marion erledigte die Büroarbeit. Seit 2007 arbeitet Erdbories ausschließlich mit der Schweizer Firma &bdquo;Schulthess“ zusammen, die hochwertige und langlebige Waschmaschinen und -trockner produziert. Elektro Erdbories ist nach eigenen Angaben größter deutscher Vertriebs- und Service-Partner. Die Firma aus SHS verkauft, wartet und repariert die Schweizer Maschinen für Gewerbetreibende und Institutionen. Hauptkunden sind Wäschereien, Altenheime, Krankenhäuser, Kindergärten, auch in Feuerwehren stehen Hochleistungswaschmaschinen. Aus der Region gehören das Tierheim in Paderborn und Krankenhäuser in Bielefeld und Gütersloh zu den Kunden. Die meisten verkauften Gewerbe-Maschinen waschen zwischen 8 und 50 Kilogramm Wäsche in einem Waschgang. So ein Gerät kostet dann mehrere tausend Euro. 400 bis 500 Geräte verkaufen und montieren Paul-Josef Erdbories, Tochter Angela und die sechs Mitarbeiter pro Jahr. &bdquo;Wir könnten expandieren, die Nachfrage ist da“, sagt der Firmengründer. Er könnte sie auch bedienen – hätte er mehr Mitarbeiter. Das Unternehmen bietet Interessenten einiges All die Stellenanzeigen der vergangenen Jahre haben keinen Erfolg gehabt, obwohl Elektro Erdbories bereit ist, den Mitarbeitern einiges zu bieten. 13,5 Monatsgehälter, Bezahlung über dem Elektrohandwerkstarif, Spesengeld, Weiterbildungsmöglichkeiten und Schulungen in der Schweiz, Notebooks, Firmenwagen und moderne Firmenhandys auch für die private Nutzung, zählt Angela Erdbories auf. Eines ist ihr besonders wichtig: &bdquo;Das Wort ,Ausbrennen’ existiert bei uns nicht.“ Sie hat selbst einen Burnout durchgestanden und legt daher Wert auf eine gesunde Arbeitsbelastung. Paul-Josef Erdbories glaubt, dass der Außendienst abschreckend auf potentielle Mitarbeiter wirkt. Elektriker können sich ihren Arbeitgeber aussuchen. Die Bundesagentur für Arbeit listet in einem 25-Kilometer-Radius um SHS 120 Jobs für Elektriker. Eine Ausbildung ermöglicht Elektro Erdbories bisher nicht. Die Arbeit sei so spezialisiert, dass Azubis wahrscheinlich Schwierigkeiten hätten, die Prüfung zu bestehen, sagt Paul-Josef Erdbories. 2019 ist das Unternehmen mit seinem Lager und der Werkstatt vom Stammsitz am Lippstädter Weg an den Fienhofweg 35 gezogen. Dort hatte die Deutsche Post zuvor ihren Zustellstützpunkt. Auf 200 Quadratmeter Fläche stehen nun Waschmaschinen. Vor zwei Wochen sind auch die Büros an den neuen Standort gezogen. Der Komplex in Stukenbrock-Senne wird noch als Ersatzteillager verwendet. Selbst für 30 Jahre alte Geräte gebe es noch Ersatzteile, sagt Paul-Josef Erdbories. Kiosk in SHS hat seit drei Jahren eine treue Stammkundschaft Mikeyil Milusoy gönnt sich kaum Ruhe. In seinem Kiosk &bdquo;Micky’s Späti“ ist er fast rund um die Uhr anzutreffen. Vor drei Jahren hat er im Gebäude der Fleischerei Sonnet neben der St.-Johannes-Kirche in Stukenbrock seinen Kiosk eröffnet, weil er den Menschen das bieten wollte, was ihm damals selbst am meisten gefehlt hat, sagt er. Abends noch einkaufen zu können oder einfach einen Plausch zu halten. Hygieneartikel, Handy-Ladekabel, Eis, Bonbons, Knabbereien, gekühlte Getränke, Spirituosen, Tabak und sogar Grundnahrungsmittel wie Nudeln, Eier, Zucker, Milch und Aufbackbrötchen hat der 37-Jährige im Sortiment. Doch auch nach drei Jahren sagt er, dass der Laden noch nicht so richtig fertig sei. Das Warensortiment passe er immer wieder neu an, je nach Nachfrage der Kunden. Und obwohl nur hundert Meter weiter ein Supermarkt existiert, hat Mikeyil Milusoy seine treue Kundschaft. Mittags ist es meist noch ruhig, nachmittags schauen schon mehr Kunden rein, die meisten kommen abends. Der Kiosk ist montags bis samstags von 12 bis 24 Uhr geöffnet, sonntags von 12 bis 21 Uhr. Auch eine DHL-Paketstation beinhaltet der Shop. Um die langen Öffnungszeiten zu bewältigen, hilft mittags seine Frau mit, sonntags eine Aushilfe. &bdquo;Schneller als Amazon“ sei der Lieferservice, sagt der Kioskbetreiber Neben den ausgedehnten Öffnungszeiten setzt Mikeyil Milusoy auf zwei weitere Aspekte. &bdquo;Der Kiosk ist ein sozialer Treffpunkt“, sagt er. Draußen können Kunden Platz nehmen oder am Stehtisch im Geschäft. Viele kommen, um einfach mal zu reden. Stammkunden dürfen auch mal bei ihm anschreiben, wenn nicht genug Geld im Portemonnaie steckt. Das funktioniert, &bdquo;weil wir hier eine gute Ortsgemeinschaft haben“, sagt er. Zudem bietet er bis eine halbe Stunde vor Ladenschluss einen Lieferservice an. &bdquo;Schneller als Amazon“, sagt er. Ab einem Bestellwert von 10 Euro gehen die Waren raus. Beim Lieferdienst kooperiert er mit seinem Bruder Sarvan Milusoy, der im Nebengebäude die Pizzeria &bdquo;El-Chefo“ betreibt.

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