Spaziergänger will Wolf im Kreis Gütersloh gesehen haben: Was sagen Experten dazu?

Schloß Holte-Stukenbrock. In Stemwede im Kreis Minden-Lübbecke sind in diesem Monat eine Ziege und circa zwei Dutzend Schafe von einem Wolf oder mehreren Wölfen gerissen worden. Die offizielle Bestätigung des Landesamtes für Naturschutz (LANUV) steht noch aus. Der jüngste Fall ereignete sich in der Nacht zu Sonntag. In Schloß Holte-Stukenbrock soll es am Dienstag eine Begegnung mit einem Wolf im Holter Wald gegeben haben. Das wird auf Facebook behauptet. Die Beweisführung ist schwierig, Fachleute wollen das Aufeinandertreffen aber auch nicht ausschließen. Die Warnung des Facebook-Users, in den nächsten Tagen vorsichtig zu sein, halten sie aber für übertrieben. In sozialen Medien werden häufiger Wolfssichtungen gepostet. Mitunter auch Fotos, die den vermeintlichen Wolf zeigen. Nicht selten stellt sich das Bild als bewusste Fälschung oder Verwechselung mit einem freilaufenden Hund heraus. Der Post in der Facebookgruppe &bdquo;Schloß Holte-Stukenbrock“ beinhaltet kein Foto. Tier angeblich mit Gebrüll und Lärm verscheucht Geschildert wird, dass am Dienstagabend ein Mann beim Spaziergang mit seinem Hund einem Wolf begegnet sei. Es war offenbar schon dunkel, weil der Mann den Wolf im Schein der Taschenlampe gesehen haben will. Der Wolf sei &bdquo;nicht sonderlich scheu“ gewesen und habe sich dem Mann genähert. Der Mann habe das Tier mit viel Gebrüll und Lärm verscheucht. Robert Willeke ist seit Oktober im Forstbetrieb Tenge-Rietberg für den Holter Wald zuständig. Er habe noch keine Spuren eines Wolfes feststellen können, sagt er auf Anfrage der Neuen Westfälischen. Allerdings sei das auch schwierig, weil viele Menschen mit ihren Hunden im Wald unterwegs seien und Spuren überdecken und verwischen. &bdquo;Man müsste schon genau an der Stelle suchen, wo der Wolf gewesen sein soll“, sagt er. Spuren finden und DNA sicherstellen. Abwegig sei die Beobachtung indes nicht. Holter Wald im Kreis Gütersloh ist für ein Wolfsrevier zu klein Es könne sich um einen Wolf auf der Durchreise gehandelt haben. Etwa ab dem dritten Lebensjahr suchen sich junge Wölfe ein eigenes Revier. Eine andere Möglichkeit sei, dass es ein Wolf war, der sein Revier in der Senne abläuft und dabei sozusagen mal über die Grenze tritt. &bdquo;Eine Gefahr für Menschen sehe ich nicht“, sagt Robert Willeke. Das unterstreicht auch Otmar Lüke. Er ist Vorsitzender des Nabu-Kreisverbandes Paderborn und Ansprechpartner in der Region SHS zum Thema &bdquo;Wolf“. Die Wahrscheinlichkeit, dass es ein Wolf war, schätzt er als gering ein, will es aber ebenfalls nicht ausschließen. Wenn es ein durchziehender Wolf war, könnte es ein neugieriges Jungtier gewesen sein, dass sich dort einen Schlafplatz gesucht hat. Das Tier bleibe aber nur ein, zwei Tage und ziehe dann weiter. Denn der Holter Wald ist für ein Wolfsrevier zu klein. Das Verhalten des Mannes sei richtig gewesen, sagt Otmar Lüke. Bei Lärm verziehen sich die Wölfe. Seit 2018 hat es vier Wolfsnachweise in SHS gegeben. Im September 2018 hat innerhalb von drei Tagen eine Fotofalle ausgelöst, wurde ein Mufflonlamm gerissen und zwei Tage später ein Nutztier. In diesem Jahr, am 20. Februar, wurde auf einer waldnahen Wiese in SHS ein totes Mufflon gefunden, das einen deutlichen Kehlbiss mit großflächigen Blutergüssen im Unterhautgewebe aufwies, teilt das LANUV mit. Wolfsriss im Februar war sicher nicht in der Nähe des Holter Waldes Das Senckenberg-Forschungsinstitut Gelnhausen stellte genetisches Material von einem Wolf sowie eine starke Kontamination durch Fuchs-DNA fest. Den betreffenden Wolf individuell zu bestimmen sei nicht mehr möglich gewesen. Das Mufflon hatte offenbar schon eine Weile tot gelegen. Kadaver werden von Wildtieren – unabhängig von den Todesursachen – nach kurzer Zeit von aasfressenden Säugetieren wie Füchsen und Wildschweinen und Vögeln wie Kolkraben und Krähen gefunden und können in wenigen Stunden weitgehend aufgefressen werden. Das gilt auch für Beutereste von Wölfen. Der Wolfsriss im Februar war sicher nicht in der Nähe des Holter Waldes, vermutet Otmar Lüke. &bdquo;Mufflons haben wir nur im Bereich des Naturschutzgebietes ,Furlbachtal’ und in der Nähe des Golfplatzes.“ Zur Gefahr durch Wölfe für Menschen ergänzt er: &bdquo;In Europa hat es seit vielen Jahren keine tödlichen Wolfsangriffe auf Menschen gegeben. 2018 sind laut Statistik mindestens vier Jäger – also erfahrene Menschen im Umgang mit Wildtieren – durch Wildschweine zu Tode gekommen.“ Das Landesamt für Naturschutz verweist auf die Internetseite wolf.nrw, auf der unter anderem Wolfsnachweise und Ansprechpartner zu finden sind. Die Pressestelle bittet darum, dem Landesamt alle Wolfssichtungen zu melden (gern auch mit Belegfotos), egal, ob sie sich als wahr oder falsch herausstellen.

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