Geld ins Ausland überwiesen Kurioser Fall im Kreis Gütersloh: Mutmaßliche Betrügerin wird öffentlich angeprangert

Schloß Holte-Stukenbrock. Eine Frau wirft einer anderen Betrug vor. Sie wendet sich nicht nur an die Polizei, sondern nennt den Namen der mutmaßlichen Betrügerin auch in einer öffentlichen Facebookgruppe, um andere vor ihr zu warnen. Genau das ist jetzt in der Gruppe &bdquo;Schloß Holte-Stukenbrock“ vorgefallen. Auch wenn die Beschuldigte den Betrug begangen haben sollte, kann diese Art des Anprangerns problematisch sein. Betroffene können sich wehren. Eine Spurensuche. Eine Frau aus Mecklenburg-Vorpommern meldet sich in der Gruppe zu Wort. Sie nennt den Namen der mutmaßlichen Betrügerin aus SHS und fragt, wann sie endlich ihr Geld zurückbekommt. Die Angesprochene ist Mitglied der Gruppe. &bdquo;Sie haben mir und anderen Waren mit geklauten Bildern verkauft und das Geld kassiert. Das ist Betrug!“ Denn die Ware hat sie nie erhalten. 40 Kommentare erzeugt dieser Post, bis er von den Administratoren gelöscht wird. Dem Post vorausgegangen ist der Kauf einer Pferdedecke für 50 Euro. Das Geld habe die Käuferin überwiesen, auf die Decke wartet sie bis heute. In Kontakt getreten sind die beiden Frauen über Facebook, auf einer Seite für Hobbyreiter. Die mutmaßliche Betrügerin hat ihr eine Satteldecke, eine Schabracke, angeboten. Die Käuferin schlug zu. Nun ist sie aber davon überzeugt, dass die Frau aus SHS die Ware nie besessen und sie mit einem aus dem Internet heruntergeladenen Foto in die Irre geführt hat. Frau lässt sich auf Kauf ein und überweist Geld ins Ausland Schon beim Kauf ist die Frau aus Norddeutschland stutzig geworden. Sie sollte das Geld nicht auf ein deutsches Konto überweisen, sondern einem Kreditinstitut in den Niederlanden. Die Bank mit Sitz in Amsterdam steht in dem Ruf, es Betrügern wegen nachlässiger Identitätsprüfungen einfach zu machen. Das Verbraucherschutzforum &bdquo;Auktionshilfe.info“ warnt vor Überweisungen auf bestimmte Konten dieser Bank. Die von der Verkäuferin angegebene Bankleitzahl gehört zu den Warnungen. Das wusste die Käuferin zum Zeitpunkt der Überweisung noch nicht, sie ließ sich auf den Kauf ein. Weil die Ware aber nie kam, schrieb die Käuferin die Verkäuferin an – und wurde vertröstet. Auch am Telefon sei sie abgewimmelt worden. Die Käuferin wurde immer ungeduldiger, forderte die Ware oder ihr Geld – und recherchierte. Sie fand die Verkäuferin und deren Firma in mehreren Internetportalen. In einer geschlossenen Facebookgruppe für Pferdefreunde warnt eine dritte Frau davor, mit der Verkäuferin aus SHS Geschäfte zu machen. Der Post liegt der "NW" vor. Darin beschreibt sie das gleiche Vorgehensmuster: Die Verkäuferin behauptet, kein Geld erhalten zu haben, und versendet den vereinbarten Artikel nicht. Vater der mutmaßlichen Betrügerin ermutigt zur Anzeige Die Käuferin aus Mecklenburg-Vorpommern macht sogar den Vater der Verkäuferin aus und schreibt ihn über Facebook an. Der reagiert überraschend. &bdquo;Leider sind Sie offensichtlich kein Einzelfall“, schreibt er. Der Kontakt zur Tochter sei abgebrochen. Und er ermutigt die Käuferin, Anzeige zu erstatten. &bdquo;Nur so haben Sie die Möglichkeit, dieser Frau das Handwerk zu legen und vielleicht an Ihr Geld zu kommen.“ Weitere Kontaktaufnahmen zur Verkäuferin sind nicht mehr möglich, sagt die Käuferin im Gespräch mit der "NW". Die Frau aus SHS habe die Käuferin in sämtlichen Portalen blockiert. Deshalb hat die Käuferin am 27. Februar Strafanzeige in Ribnitz-Damgarten an der Ostsee gestellt. Der Fall sei mittlerweile an die Polizeiwache in SHS verwiesen worden, teilt die Polizei Stralsund mit. Auf die Gesprächsanfrage der "NW" antwortet die Frau aus SHS schriftlich. Zu dem konkreten Vorwurf äußert sie sich nicht, kündigt aber an, den Fall strafrechtlich verfolgen zu lassen. Frau aus SHS wurde bereits wegen Betrugs verurteilt Eine Anfrage beim Amtsgericht Bielefeld ergibt, dass die Frau aus SHS bereits einmal wegen eines Betrugs verurteilt wurde. Im Oktober hat sie einen Mann aus dem Raum Kiel über E-Bay-Kleinanzeigen betrogen. Der Schaden beträgt 1.200 Euro. In der öffentlichen Facebookgruppe &bdquo;Schloß Holte-Stukenbrock“ wurde der Betrugsvorwurf der Käuferin 40-mal kommentiert. Allerdings nicht so hitzig und unter der Gürtellinie wie es sonst bei öffentlichen Anprangerungen durchaus vorkommen kann. Die Verkäuferin wurde aufgefordert, zu dem Fall Stellung zu beziehen. Das tat sie nicht. Es wurde auch die Möglichkeit eingeräumt, dass es sich um ein gefälschtes Facebook-Profil handeln könne. Das scheint nach "NW"-Recherchen nicht der Fall zu sein. Weil sich niemand über den Post beschwert hat, ist er den Administratoren erst gar nicht aufgefallen. Nach der Anfrage der "NW" stellten sich die Administratoren die Frage, wie damit umzugehen sei. Ist es als eine Warnung für andere User vor einer Betrugsmasche zu werten oder als Verunglimpfung einer Person? Anwalt für Medienrecht warnt vor Anprangerungen im Netz Die Administratoren haben sich dazu entschlossen, den Post zu löschen. &bdquo;So etwas gehört nicht in eine öffentliche Gruppe.“ Ein von der "NW" befragter Rechtsanwalt für Medienrecht bewertet die Sache ähnlich. Eine identifizierende öffentliche Anprangerung anderer Personen sei rechtlich höchst problematisch und könne die Persönlichkeitsrechte sowie datenschutzrechtliche Belange des Betroffenen verletzen. Ob Betrügerin oder nicht. Wer selbst von einer Anprangerung betroffen ist, kann die Löschung des Inhalts verlangen und den Ersteller gegebenenfalls anzeigen.

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