Arminia Bielefeld im Finale: Polizei meldet Anstieg der Fake-Ticket-Verkäufe

Bielefeld. Das große Highlight aller Arminia-Fans rückt näher: Das DFB-Pokalfinale am 24. Mai im Berliner Olympiastadion ist vermutlich eine einmalige Sache im Leben eines jeden Fans. Die Bereitschaft, für Tickets alles zu tun, ist also groß. Nur leider wissen das auch Ticketbetrüger. Wie Polizeisprecherin Sarah Siedschlag mitteilt, waren schon im Vorfeld des DFB-Pokalhalbfinales gegen Bayer Leverkusen mehrere Strafanzeigen im Betrugskommissariat des Polizeipräsidiums Bielefeld eingegangen. &bdquo;Die Fans hatten für angebotene Tickets per Vorkasse bezahlt, dann aber keine Tickets erhalten.“ Jetzt vor dem Finale steige die Zahl der Betrugsfälle deutlich an, sagt Siedschlag: &bdquo;Das ist schon sehr auffällig.“ Die Polizei ermittelt. Doch wie kommen die Täter eigentlich an ihre Opfer? Zumeist sind es kurze Angebotstexte in den üblichen sozialen Netzwerken. Auf Hinweis eines Lesers macht sich die Lokalredaktion auf die Spur von Michael K. Er bietet via Facebook vier Tickets für das Pokalfinale zu je 150 Euro in der Kategorie II an (Originalpreis des DFB: 140 Euro). Betrüger fordern 150 Euro, Viagogo-Anbieter mehr als 900 Euro Das ist angesichts der Wucherpreise auf dem Zweitmarktportal Viagogo (derzeit liegen dort die Preise zwischen 940 und 3.452 Euro pro Ticket) sehr moderat. Kein Wunder also, dass viele Facebook-Nutzer mit Michael K. Kontakt aufnehmen, oder zumindest mit der Person, die sich für Michael K. ausgibt. Zum Thema Viagogo: Arminia im Pokalfinale: Risiken und Wucher-Preise beim Ticketkauf Er berichtet, dass seine Frau einen Unfall gehabt habe und sie deshalb entschieden hätten, das Spiel nicht mehr zu besuchen. Er nennt auf Nachfrage den Block und die Sitzplätze der vier Karten, aber er blockt jeden Versuch eines persönlichen Treffens ab. Er müsse arbeiten und sich anschließend um seine Frau kümmern: &bdquo;Leider bin ich für eine Abholung nicht erreichbar“, schreibt er im Chat. Wo er wohnt und wo er abends seine Frau im Krankenhaus besucht, das lässt er trotz Nachfragen offen. Immerhin bietet Michael K. an, ein Foto der Tickets und zur zusätzlichen Sicherheit noch ein Selfie-Foto mit seinem Ausweis in der Hand zu verschicken. Doch diese Fotos übermittle er nur im direkten WhatsApp-Chat. Wer WhatsApp nicht verwenden will, weil er damit seine persönliche Handynummer preisgibt, beißt bei ihm auf Granit. Der Verkäufer wird unfreundlich, als es nicht weitergeht: &bdquo;Welches Problem hast Du genau?“ Ein freundlicher Mann vorm Camper zeigt seinen Ausweis Wer auf WhatsApp-Kommunikation zu K. umschaltet, erhält von ihm die versprochenen Fotos. Der Verkäufer hat damit nun einen Namen und eine dazugehörige Handynummer, die er theoretisch als Datensatz verkaufen könnte. Sein Foto zeigt einen freundlich lachenden Mann mit Haarkranz vor seinem Camper. Er hält seinen Ausweis in der Hand. Der Name stimmt und das Foto auf dem Ausweis stimmt auch mit dem Mann vor dem Camper überein. Aber all das beweist leider nicht, dass der Verkäufer im Chat auch tatsächlich der in Bochum geborene Mann auf dem Ausweis ist. Wichtig für Berlin-Fahrer: Arminia Bielefeld gibt Ort für das Fanfest zum DFB-Pokalfinale in Berlin bekannt Solche Fotos ringen Betrüger bei Kleinanzeigen-Verkaufsgesprächen oft ihren arglosen Opfern ab. Sie argumentieren, dass sie sich mit dem Foto vom Ausweis vor Betrug schützen wollen. Das freundlicherweise versendete Foto mit Ausweis landet schnell in dunklen Kanälen, wo Kriminelle drauf zugreifen, um damit ihre Betrugsmaschen zu perfektionieren. Auch das Facebook-Profil von Michael K. ist verdächtig: Es ist nahezu leer. Ein langjähriger Social-Media-Account würde zahlreiche Fotos und eine lange Freundesliste aufweisen. Doch bei Michael K. steht nur das Ticket-Angebot. Einen Tag später ist auch das wieder gelöscht. Dabei versichert der Verkäufer, dass seine vier Tickets immer noch zu haben sind. Verkäufer auf zahlreichen Facebook-Gruppen aktiv Wer das Profil des Verkäufers näher kontrolliert, stellt fest, dass der Unbekannte Mitglied zahlreicher Facebook-Gruppen ist: &bdquo;Wohnungsmarkt Bielefeld“, &bdquo;Flohmarkt Bielefeld und Umgebung“, &bdquo;Subkultur Bielefeld & Umgebung“, &bdquo;Immobilien Bielefeld“, &bdquo;WG Zimmer Hamburg“, &bdquo;Wohnung mieten Köln“, &bdquo;Bayern München Ticketbörse 2024“, &bdquo;Dortmund aktuell“ und &bdquo;Gelsenkirchen“. In all diesen Gruppen veröffentlicht der Mann, der hinter dem Profil von Michael K. steckt, immer wieder Ticketangebote vor allem für Bundesligaspiele von Borussia Dortmund und Bayern München. Aber er hat auch einige Anzeigen für ein &bdquo;Böhse Onkelz“-Konzert darunter. All das geschieht nicht einmalig, seit November finden sich in aller Regelmäßigkeit pro Facebook-Gruppe ein bis zwei Anzeigen. Möglicherweise ein Profi. Oft lauten seine Anzeigen fast identisch. Manche variieren. Die jüngste Anzeige ist erst vier Tage alt: &bdquo;Habe noch vier Tickets BVB – Wolfsburg abzugeben. 50 Euro pro Karte.“ Die Anzeige vom 30. November lautet &bdquo;Hallo zusammen. Ich verkaufe 4x Tickets für das Spiel BVB Dortmund vs. Bayern.“ Es ist anzunehmen, dass er für Kaufinteressenten immer wieder die Geschichte vom Unfall seiner Frau hervorholt. Vielleicht arbeitet er auch mit Variationen. Polizei: Die Bankverbindung ist der beste Weg zum Täter Für die Polizei ist die übermittelte Bankverbindung, auf die das Geld der Ticketkäufer eingehen soll, der vielversprechendste Ermittlungsansatz. Einem &bdquo;NW“-Leser hat K. eine IBAN-Nummer der Postbank in Berlin-Moabit zugeschickt. Doch Polizeisprecherin Sarah Siedschlag macht nicht allzu viel Hoffnung, dass der mutmaßliche Täter damit zu überführen ist: &bdquo;Oft laufen die Ermittlungen dann zu einem Konto, dessen Inhaber gar nicht weiß, dass über seine Bankverbindung Betrugsstraftaten verübt werden.“ Die Kontoinhaber seien meist Opfer von Phishing-Mails, über die die Betrüger Zugriff auf das fremde Konto erlangen und so vermutlich das Konto eines Berliners unbemerkt leer räumen können. Auch spannend: Wir radeln nach Berlin! Sie auch? &bdquo;NW“ organisiert Arminia-Reise zum DFB-Pokalfinale in Berlin Die Polizei rät deshalb grundsätzlich von Käufen von Zweitmarkttickets ab, sagt Siedschlag. Das Risiko, Opfer von Betrug zu werden oder Wucherpreise zahlen zu müssen, sei einfach zu groß. Zudem schließen die Vereine wie Arminia Bielefeld oder Veranstalter wie der DFB in Berlin in ihren Geschäftsbedingungen Ticketkäufe auf dem Zweitmarkt kategorisch aus. Also auch die Personen, die über private Wege oder über Ticketbörsen, Eintrittskarten erwerben, begehen strenggenommen Vertragsbruch, erklärt die Polizeisprecherin. Sollten Besucher mit Tickets erscheinen, die über einen anderen Namen registriert sind (etwa bei personalisierten Tickets), kann der Veranstalter den Eintritt verweigern. Unglaubwürdig: Vier Pokaltickets nach fünf Tagen noch verfügbar Michael K. ist übrigens nur einer von vielen. Die Verkäufer der Pokalfinaltickets heißen auch Wolf und Enrico und sie wechseln regelmäßig ihre Namen und ihre Profile. Sie setzen darauf, dass die Käufer vor lauter Begeisterung nicht mehr an ein paar Sicherheitsaspekte denken. Oder wer glaubt wirklich, dass ein Anbieter vier Tickets fürs DFB-Pokalfinale hat und diese trotz intensiver Bewerbung nach vier Tagen immer noch nicht losgeworden ist: Schon am Freitag, 2. Mai, hatte Michael K. seine vier Tickets einem &bdquo;NW“-Leser angeboten. Am Mittwoch, 7. Mai, hat er die vier Tickets immer noch. Für den Fall, dass es doch der Zweitmarkt sein soll, rät die Polizei, folgenden Sicherheitstipps zu beherzigen: Informieren Sie sich über die Verkaufsplattform bzw. den Verkäufer. Ticketbörsen, Kleinanzeigenportale oder Angebote auf Social Media bieten meist weniger Sicherheit. Bezahlen Sie nur mit sicheren Zahlungsmitteln, wie Kreditkarte, Lastschrift oder über Zahlungsdienstleister mit Käuferschutz. Diese bieten Ihnen unter Umständen die Möglichkeit, im Betrugsfall Ihr Geld zurückzufordern. Auf Bezahlmöglichkeiten mit Käuferschutz achten (etwa bei PayPal &bdquo;Artikel oder Dienstleistung bezahlen“, bei Kleinanzeigen die &bdquo;Sicher Bezahlen“-Funktion). Achten Sie grundsätzlich auf eine sichere Internetverbindung (&bdquo;https“), wenn Sie persönliche Daten an einen Online-Shop übermitteln. Infos zum Thema Zweitmarkttickets: Verbraucherzentrale: Online-Ticketbörsen: Risiken beim Ticketkauf auf dem Zweitmarkt Tickettool: Prüfen Sie Ihre Ansprüche bei Ärger mit Veranstaltungen Die Kriminalpolizei rät: Fan-Shop oder Fake-Shop?

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