Viele Besucher beim Start der Pollhans-Kirmes in Schloß Holte-Stukenbrock

Schloß Holte-Stukenbrock. Kirmes, Bauernmarkt, Wirtschaftszelt. Das sind die drei Pollhanssäulen. Besucher können alles in diesem Jahr ausnahmsweise vier Tage lang ansehen und feiern. Und weil es traditionell eine Viertelstunde lang nach der offiziellen Eröffnung am Samstagnachmittag Gratisfahrten in allen Fahrgeschäften gibt, ist der Andrang groß. Viele Familien kommen, lange Schlangen bilden sich vor Musik-Express, Riesenrad, Autoscooter und Co. Weil das beliebte Volksfest vor mehr als 350 Jahren als Kirchweihfest zu Ehren der Heiligen Ursula am Holter Schloss begann, darf auch der geistige Segen an diesem Tag nicht fehlen, bevor Bürgermeister Hubert Erichlandwehr und Schaustellersprecher Anton Sertic das Fest am Kettenkarussel eröffnen. Anschließend geht's zum Fassbieranstich, bei dem der Bürgermeister in diesem Jahr mit einem Problem zu kämpfen hat. Die obligatorische Spritzschutzschürze muss sein. Allein wegen der Optik. Doch diesmal ist sie nicht nur Zierde. Obwohl Hubert Erichlandwehr seit vielen Jahren den Fassbieranstich meist souverän mit wenigen Schlägen meistert, will der Zapfhahn auch nach mehrmaligem Hau-Drauf diesmal nicht stecken bleiben. Das original Oktoberfestbier spritzt durch die Gegend. Ehefrau Natascha ruft ihm zu: "Denk daran, dass Du kein Wechselhemd dabei hast!" Als Festwirt Adolf Steuer ("Almhütte") schließlich einen neuen Zapfhahn ins Spiel bringt, dauert's nur noch zwei Hiebe, und das Freibier fließt aus dem 30-Liter-Fass. Danach kostet der halbe Liter 5 Euro - deutlich weniger als auf der Wiesn in München. Geteilte Ansicht über zusätzlichen Kirmes-Tag Pollhans ist im Jahreskalender neben Weihnachten ein guter Grund für Fortgezogene, Freunde und Verwandte wiederzutreffen und mit ihnen zu feiern. Stefan Burckardt unterbricht seinen Jahresurlaub extra für das Fest. Schließlich ist er als Vorsitzender des Ordnungsausschusses zum ersten Mal "Pollhansbürgermeister" und geleitet in dieser Funktion am Montagmorgen die Ehrengäste über das Fest. Mit Spazierstock und Luftballons. An dieser Tradition will er festhalten, sagt er. Zuvor war Jürgen Gärnter Pollhansbürgermeister. Einen Spazierstock hat sich Stefan Burckardt gerade im Urlaub an der Müritz gekauft, am Dienstag geht es dann wieder zurück an die Seenplatte. Ob der zusätzliche Kirmestag am Freitag ein Gewinn ist, darüber herrscht bei Schaustellern und Händlern geteilte Ansicht. Die Kirmes war - anders als der Bauernmarkt - gut besucht. Doch am meisten profitierten bei einer Stichprobenumfrage Fahrgeschäfte, Kirmesbuden wie Dosenwerfen und die Getränkestände. "Für mich ist der Freitag ein Bonustag", sagt Benjamin Dorenkamp. Mit seiner Partnerin betreibt er ein Kinderkarussell, diesmal an einem anderen Standort gegenüber dem Autoscooter. Für manchen Süßwarenhändler ist der Freitagabend eher mau gewesen. Die Gesamtbilanz nach dem Fest wird's zeigen. Besucher sind froh, dass Pollhans wieder stattfindet Angst vor Coronainfektionen scheinen die wenigsten Gäste zu haben. Kaum jemand trägt eine Maske, auch nicht im Wirtschaftszelt. Dort holen sich Christina Makowski aus Bielefeld und Marlies Peters gerade ihre Überraschung am Stand der Neuen Westfälischen ab. Als langjährige Abonnenten haben sie aus der Zeitung von der Aktion erfahren und ihre NW-Karten mitgebracht. Wer sie vorzeigt, erhält einen praktischen Helfer zur Blumenpflege. Handwerker sind dort in diesem Jahr kaum vertreten, trotzdem gibt es viel Sehens- und Wissenswertes zum Beispiel über Fahrräder, Fliesen, Pelletheizungen, Saunen oder Schwimmbäder. Viel Spaß hat auch Tom Müller der mit Mutter Anke und Oma Mechthild über die Kirmes bummelt. "Wir sind froh, dass Pollhans endlich wieder stattfindet", sagt Anke Müller, während ihr Sohn auf dem Tresen von Meyers Dosenwurfbude kniet und - fast - abräumt. Und welchen Preis wählt der E-Jugend-Kicker des VfB Schloß Holte? Natürlich einen Fußball.

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