Schloß Holte-Stukenbrock. Die Igel-Mama war tot, die beiden Jungtiere hilflos, noch zu klein, um sich selbst zu helfen. „Hier hat der Mensch alles richtig gemacht, die beiden Jungtiere gerettet“, sagt Svenja Wulfhorst, Tiermedizinische Fachangestellte und Mitarbeiterin des Tierärztlichen Gesundheitszentrums Heiner Vorbohle. Die beiden Kleinen werden mit Katzenfutter aufgepäppelt. Aber: Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht.
Es werden gerade viele Igelchen eingesammelt und zur Tierarztpraxis Vorbohle gebracht. 15 Tiere waren es allein in diesem Spätsommer. Und nicht immer wäre das nötig gewesen. „Längst nicht jeder Igel braucht unsere Hilfe“, sagt Tierärztin Anett Striewe und informiert alle Freunde der kleinen Stacheltiere.
Igel gehen ab November in den Winterschlaf

Es ist normal, wenn die Igel jetzt auch tagsüber im Garten aktiv sind. Die Igelmütter versorgen die Kleinen, gehen gemeinsam mit ihnen auf Nahrungssuche, und erst, wenn es richtig Herbst wird, also ab November etwa, gehen die Igel in den Winterschlaf. „Wenn sie nicht verletzt, krank oder die Jungen verwaist sind: Lassen Sie Stacheltiere bitte in der Natur oder im Garten“, sagt Anett Striewe.
Der frühe Herbst ist Babyboom-Zeit bei den Igeln. Und gerade jetzt sind vermehrt Igelmamas mit ihren Jungen unterwegs – auf Futtersuche, auch tagsüber. Bevor die Temperaturen dauerhaft unter fünf Grad fallen, sind die Tiere aktiv. Kein Grund also, diese Igel „zu retten“. Nicht immer und überall ist der Tisch in der Natur oder im Garten für Igel reich gedeckt. In der Natur fressen sie Laufkäfer, Larven von Nachtschmetterlingen und sonstige Insekten, Regenwürmer, Ohrwürmer, Schnecken, Hundert- und Tausendfüßer und Spinnen.
Milch ist für Igel absolut tabu
Wer den Tieren dabei helfen will, satt zu werden und Winterspeck anzulegen, darf ihnen Futter anbieten: Hochwertiges Katzenfutter, trocken oder nass mit einem Fleischanteil von mindestens 70 Prozent, schlabbrig gebratenes Rührei ohne Salz, gekochtes Hühnerfleisch, durchgebratenes Hühner- oder Rinderhack (ungewürzt) mögen die stacheligen Tierchen gerne.
Milch ist absolut tabu. Igel vertragen den Milchzucker nicht und bekommen Durchfall. Stattdessen mögen sie frisches Wasser. Die Futter- und Wasserschalen sollten regelmäßig gereinigt und neu befüllt werden. „Bitte beobachten Sie die Igel genau. Nur, weil sie jetzt auch tagsüber unterwegs sind, besteht absolut kein Grund, die Wildtiere einzusammeln.“
Wann Igel wirklich Hilfe benötigen
Aber wann brauchen Igel Hilfe? Bei Verletzungen oder Fliegeneier- und Madenbefall benötigen die Tiere menschliche Hilfe, oder dann, wenn sie völlig apathisch sind, stark röcheln, sich nicht mehr einrollen, wenn sie völlig ausgehungert sind. Das erkennt man am sogenannten Hungerknick.
Gemeint ist eine tiefe Einbuchtung zwischen Kopf und Körper, sichtbar hervorstehende Hüftknochen, deutlich eingefallenen Flanken. Hilfe brauchen auch junge Igel, die im November weniger als 500 Gramm wiegen. Ihr Gewicht reicht dann nicht aus, um den langen Winter zu überstehen. Wer im November einen kleinen Igel findet, sollte ihn also zunächst wiegen. Verwaiste Igelsäuglinge (geschlossene Augen und Ohren, tagsüber außerhalb des Nestes) brauchen ebenfalls Hilfe.
So können Igel im Kreis Gütersloh unterstützt werden
Wer einen Igel im Garten hat, kann ihn bei seinen Winterschlafvorbereitungen unterstützen. Dichtes Gebüsch, Reisig- und Komposthaufen oder trockene Hohlräume unter Holzstapeln in Gartenhäuschen oder unter Treppen eignen sich als Schlafplatz. Auch Blätter, Gestrüpp, Reisig und Zweige dürfen in einer Gartenecke liegenbleiben.
Diese Materialien nutzen Igel, um ihre Nester zu isolieren und sich während des Winterschlafs darin einzuwickeln. Je größer der Haufen, desto besser ist die Wärmedämmung. Weitere Informationen unter: ?www.pro-igel.de