Schloß Holte-Stukenbrock. Gegen Krieg und Militäreinsätze und für das Erinnern in der erweiterten Gedenkstätte Stalag 326 sprachen sich jetzt die Redner auf dem Ehrenfriedhof sowjetischer Kriegsgefangener aus. „Mit Krieg werden Probleme nicht gelöst, sondern eskaliert", sagte Hauptrednerin Annelie Buntenbach.
Das Defilee der Kränze war beeindruckend. Mehr als ein Dutzend Vereine, Organisationen und Parteien legten anlässlich des Antikriegstags Kränze mit Blumen und Schleifen am Obelisken auf dem Ehrenfriedhof sowjetischer Kriegsgefangener nieder. Neben dem russischen Generalkonsul Alexey Dronow, dem Präsident des NRW-Landtags André Kuper und der stellvertretenden Landrätin Christine Disselkamp sowie weiteren Abgeordneten nahmen auch etwa zwei Dutzend junge Leute vom Antifa-Jugendcamp an der Gedenkveranstaltung teil, die insgesamt an die hundert Teilnehmer hatte.
„Der Umgang mit den Opfern und dem Stalag ist bis heute geprägt von Verleugnung, Verschweigen und Verharmlosung", sagte der Vorsitzende des Arbeitskreises Blumen für Stukenbrock, Hubert Kniesburges. Es sei der Verdienst des Arbeitskreises und seiner seit 1967 abgehaltenen Gedenkveranstaltungen, zu mahnen, „dass nie vergessen wird, was in Stukenbrock geschah". Die erweiterte Gedenkstätte solle auch die vielen Begegnungen mit den Überlebenden dokumentieren, regte Kniesburges an.
"Ein Debakel und ein Beispiel politischer Verantwortungslosigkeit"
„Fassungslos, wütend und traurig" sei sie über das, was Menschen anderen Menschen antun können, sagte Annelie Buntenbach in ihrer Gedenkansprache. Sie sei froh, dass so viele Menschen an der Kranzniederlegung teilnehmen und sich bewusst machen, „wohin das Wiedererstarken von Nationalismus und Militarismus, von Menschenfeindlichkeit und Rassismus führen kann."
Die „Niederlage in Afghanistan" mit dem Abzug der Truppen, der viele Menschen in Lebensgefährdung zurücklässt „ist ein Debakel und ein Beispiel politischer Verantwortungslosigkeit", sagte Buntenbach. „Mit Krieg lässt sich weder erfolgreich Terror bekämpfen noch Demokratie durchsetzen", betonte sie unter dem Beifall der Zuhörer. Eine stabile globale Friedensordnung erreiche man nur mit Russland und China.
Sie dankte allen, die sich für „diesen Ort der Erinnerung an den NS-Terror und die Verbrechen der Wehrmacht stark machen" und begrüßte die geplante Weiterentwicklung zur Gedenkstätte von nationaler und internationaler Bedeutung. Jetzt müsse ein gemeinsames Konzept erstellt werden, damit die Erinnerungsarbeit in die „Breite wirken kann". Um die Zivilgesellschaft einzubeziehen, brauche es eine Stiftung bürgerlichen Rechts.