Wie man auch spätes Familienglück genießen kann

Schloß Holte-Stukenbrock. Jasmin (3) verlangt nach Milch, Julian (2) schlüpft in die Rolle eines pikenden Krebses. Die beiden aufgeweckten Lockenköpfe sind die Kinder von Werner Scheips. &bdquo;Was kann einem Schöneres passieren“, fragt der 60-Jährige. Im November 2017 hat er geheiratet. &bdquo;Mein spätes Glück“, sagt Scheips. Die beiden Kinder &bdquo;haben das Familienglück vollendet“. Kinder um sich zu haben, das ist für ihn nicht neu. &bdquo;Bei Kolping hatte ich in den vergangenen Jahrzehnten mit Kindern aller Altersphasen zu tun.“ Wenn Werner Scheips an die eigene frühe Kindheit zurückdenkt, dann war diese Zeit vor allem von Aufenthalten in einer Spezialklinik und Rehabilitationen bestimmt. Werner Scheips gehört zu den weltweit etwa 5.000 bis 10.000 Menschen, die durch das an Schwangere verabreichte Medikament Contergan mit Fehlbildungen auf die Welt kamen. Bei Werner Scheips sind vor allem die Hände betroffen. An einer Hand hat er nur vier Finger. &bdquo;Einer davon ist von den Ärzten als Daumen umfunktioniert worden.“ Zahlreiche Operationen hat er über sich ergehen lassen müssen. Über einen Zeitraum von fast zwei Jahren war er immer wieder in einer Münsteraner Klinik. &bdquo;Sie war damals fast mein zweites Zuhause“, erinnert sich der heute 60-Jährige. Als er ein Jahr später als üblich eingeschult wurde, &bdquo;war die Skepsis da, ob ich das schaffe, aber ich habe mich durchgesetzt“, erzählt Werner Scheips. &bdquo;Schule ist doch ohnehin mehr Kopfsache.“ Messdiener war er und schloss sich schon früh der Kolpingjugend in Schloß Holte an. &bdquo;Da bin ich dann hängengeblieben“, sagt er. Die Arbeit in der Gemeinschaft bereitete ihm Freude, und er scheute sich nicht, Verantwortung zu übernehmen. Als Jugendleiter zunächst, dann als Vorsitzender der gesamten Kolpingjugend und schließlich 1994 im direkten Anschluss als Vorsitzender der Kolpingfamilie St. Ursula Schloß Holte. 34 Jahre alt war er da. &bdquo;Der Vorsitz der Kolpingsfamilie mit rund 250 Mitgliedern, das war natürlich eine andere Verantwortung, eine andere Ebene“, sagt Werner Scheips. &bdquo;Aber ich konnte mich immer auf einen gut funktionierenden Vorstand und die Hilfe anderer Aktiver verlassen, alleine kann man das nicht schaffen.“ Verschiedene Gruppen, Projekte und Angebote gab und gibt es unter dem Dach der Kolpingfamilie. &bdquo;Meine Aufgabe war es, alles im Griff zu haben und es zusammenzuhalten“, sagtt Scheips. Sitzungen führen, das Jahresprogramm mit anderen aufstellen, die Aktion &bdquo;Rumpelkammer“ organisieren, Karneval, Gedenkveranstaltungen, Projektarbeit, das alles gehörte dazu. &bdquo;Ich habe es umgekehrt gemacht“ &bdquo;Die Aktion ,Rumpelkammer’ hat in diesem Jahr erstmals seit mehr als 50 Jahren nicht stattfinden können“, erzählt Werner Scheips vom coronabedingten Ausfall der beliebten Aktion. Im Umkehrschluss bedeutete das, dass die finanzielle Hilfe, die über einen Entwicklungshilfe-Verein in verschiedenen Ländern Südamerikas abgewickelt wird, diesmal ausblieb. &bdquo;Jedes Jahr ist normalerweise eine der 17 Kolpingfamilien im Bezirk Wiedenbrück Patenfamilie der Entwicklungshilfe“, sagt Scheips. Über das Jahr verteilt kämen zwischen 10.000 bis 20.000 Euro für den guten Zweck zusammen, die nun fehlen. Als die Kolpingfamilie St. Ursula Patenfamilie gewesen sei, habe Gerd Hano seine guten Kontakte spielen lassen und einen Getränkestand auf Pollhans organisiert. &bdquo;Seither sind wir immer noch auf dem dortigen Bauernmarkt vertreten“, sagt Werner Scheips, der den Kolpingvorsitz im Jahr 2016 abgab. Seither steht die Familie an erster Stelle. Früher hat Werner Scheips, der weiterhin als Beisitzer im erweiterten Vorstand mitarbeitet, bis zu seinem 50. Lebensjahr beim FC Hövelriege &bdquo;bis auf Torwart alles gespielt“. Auch Jugendtrainer war er. &bdquo;Eigentlich war ich die ganze Woche über mit Kolping und Fußball unterwegs“, erzählt Werner Scheips, der als Maschinenbautechniker bei der Firma Gildemeister in Sennestadt arbeitet, von einem ausgefüllten Freizeitleben. Dazu gehörten auch Reisen nach Australien, Neuseeland, Amerika und in viele Länder Europas mit drei Kumpels. &bdquo;Ich habe es umgekehrt gemacht“, sagt Werner Scheips. Der 60-Jährige hat als Junggeselle die Welt entdeckt und ist nun rundum glücklich mit seiner Familie.

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