Der Fischotter kehrt zurück nach Schloß Holte-Stukenbrock

Schloß Holte-Stukenbrock. Der Fischotter kommt zurück. Mitte des 20. Jahrhunderts galt er in Nordrhein-Westfalen als ausgestorben. Nur durch strengen Schutz und Renaturierung der Flüsse und Bäche gelingt dem muskulösen Wassermarder eine langsame Wiederbesiedlung seines angestammten Lebensraumes. Der Biologe Christian Venne vermutet sogar, dass das Wildtier des Jahres 2021 wieder in der Region heimisch sein könnte. Nachgewiesen ist das noch nicht, aber die Sennebäche wären eine ideale Heimat für den Fischotter. Natürliche Feinde hat der Fischotter nicht mehr. Wolf, Luchs und Seeadler haben so gut wie keine Auswirkungen auf die Population. Der Mensch macht aber seit Jahrhunderten Jagd auf den pelzigen Meisterschwimmer. Nach einer alten Klosterregel durften warmblütige Tiere in der Fastenzeit, die sich einst nicht nur auf die Oster-, sondern auch auf die Adventszeit erstreckte, nicht gegessen werden. Das machte die Katholiken erfinderisch, auf dem Konzil von Konstanz (1414-1418) wurde alles, was im Wasser lebt, als Fisch bewertet. Somit kamen neben Fischen auch Biber (wegen ihres geschuppten Schwanzes) und Fischotter in der Fastenzeit auf den Tisch. Das soll angeblich fast zur Ausrottung der Tiere geführt haben, heißt es auf katholisch.de. Das scheint zumindest für unsere Region übertrieben, denn vor dem Ersten Weltkrieg war der Fischotter in Westfalen so weit verbreitet, dass Jäger ihm mit Otterhunden nachstellten und jährlich bis zu 10.000 Tiere erlegten, berichtet das Landesamt für Naturschutz. Die Jäger hatten es auf das Fell des Otters abgesehen. Das gilt als das dichteste Fell aller heimischen Wildtierarten. Auf einem Quadratzentimeter Haut befinden sich bis zu 70.000 Haare – der Mensch hat dagegen auf gleicher Fläche im Durchschnitt nur 200 Haare auf dem Kopf. Der Pelz des Fischotters war sehr beliebt Sein extrem dichtes Fell schützt den Fischotter gegen Nässe und Kälte, er hat keine isolierende Fettschicht wie Wale oder Robben. Die Haare sind miteinander verzahnt, so dass auch unter Wasser Luft eingeschlossen bleibt. Bei Tauchgängen werden diese Luftpolster durch den Druck zum Teil wieder aus dem Fell gepresst, was zu langen Blasenketten führt, die tauchende Otter hinter sich herziehen. Die Haut des Otters bleibt so immer trocken und warm. Ein Pelz aus Fischotterfell war daher beliebt. Aber nicht nur Jäger töteten den Otter, Fischzüchter sahen ihn als Schädling an. Den Garaus machte dem Fischotter aber der Verlust seines Lebensraumes. In den verdreckten Flüssen gab es weniger Fische, Krebse und Insekten, also weniger Nahrung. Zudem wurden Flüsse und Bäche in Formen gepresst, für seine Erdhöhlen am Ufer oder Verstecke im Wurzelwerk war kein Platz mehr. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gab es in NRW nur noch vereinzelt Fischotter-Nachweise. Bis zu 20 Kilometer in einer Nacht Erst die ganzjährige Schonzeit und die Renaturierung der Flüsse nach der europäischen Wasserrahmenrichtlinie zeigen Wirkung. In den Jahren 2007 bis 2009 entdeckten Naturschützer eine kleine Population im Münsterland. Anhand genetischer Untersuchungen von Kotproben zogen Forscher Rückschlüsse auf den Ursprung der Population. Es handelt sich um Tiere, die mit den Fischottern in Niedersachsen verwandt sind. Im Westen des Münsterlandes besteht Kontakt zu Fischottern aus den Niederlanden, die auf ein Wiederansiedlungsprojekt zurückgehen, bei dem Tiere aus Osteuropa ausgesetzt wurden. Christian Venne von der Biologischen Station vermutet, dass der Fischotter entlang der Ems auch in unsere Region zurückkommt. In Herzebrock-Clarholz wurden 2011 Otterspuren und ein lebendiges Tier gesehen. Auf der anderen Seite des Teutoburger Waldes gibt es mehrere Nachweise im Kreis Herford. In Leopoldshöhe wurde 2009 ein toter Fischotter gefunden. Heute hat er noch einen weiteren Feind: den Straßenverkehr. Fischotter leben keineswegs nur an Flüssen, sie können pro Nacht bis zu 20 Kilometer im Wasser und an Land zurücklegen. Unter Brücken scheint er nicht gern hindurchzuschwimmen, lieber nimmt er den Weg über die Straße. In Gegenden mit viel menschlicher Aktivität zieht er sich überwiegend in die Nacht zurück. Die Spuren und der Kot des Fischotters sind jedoch charakteristisch und mit etwas Übung leicht zu erkennen.

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