SHS im Corona-Jahr

Schloß Holte-Stukenbrock. So ein Jahr hat sicher kein Wahrsager in seinen Karten, den Sternen oder seiner Glaskugel vorhergesehen. Die Corona-Pandemie verändert die Gesellschaft in bislang nicht bekannter Weise. Schulunterricht und Kinderbetreuung werden teilweise ins eigene Zuhause verlagert, die Arbeit häufig auch. Wir gewöhnen uns aus Solidarität mit Alten und Schwachen und aus Selbstschutz an das Tragen von Mund-Nase-Masken, aber müssen auch wahrnehmen, wie Corona-Leugner die Pandemie verharmlosen und schon verunsicherte Menschen mit Lügen noch mehr verwirren. Hinzu kommen Existenznöte wegen der Kurzarbeit, oder weil das Geschäft wegbricht. Angehörige trauern um ihre Verstorbenen. Und dann, am Ende des Jahres, ein Lichtblick: die ersten Impfungen machen Hoffnung auf ein besseres Jahr 2021. Fast alle Veranstaltungen fallen aus, Vereinsjubiläen, runde Geburtstage, Ehejubiläen und fast das gesamte Programm zum Stadtjubiläum &bdquo;50 Jahre Schloß Holte-Stukenbrock". Mit mehreren Aktionen will die Stadt ihren Geburtstag feiern und den Zusammenhalt demonstrieren, der im Lauf eines halben Jahrhunderts nach einem holprigen Fusionsstart der Gemeinden erwachsen ist. Die Mitmachspielshow &bdquo;Funny Sunday", der Stadtbrunch und das Senne-Brass-Festival sollen die Höhepunkte werden. Zwei Jubiläumsvorhaben können trotz Corona verwirklicht werden: das Kunst-Ensemble &bdquo;Alltagsmenschen" und die Obstbaumvergabe. Wichtige Entscheidungen fallen in der Lokalpolitik und zur Zukunft der Gedenkstätte Stalag 326. VOR CORONA Das Jahr beginnt mit einer traurigen Nachricht für viele Katholiken. Pfarrer Wolfgang Braun stirbt am 2. Januar kurz vor seinem 85. Geburtstag. Er wird auf dem Waldfriedhof beigesetzt. Hunderte von Menschen verabschieden sich von dem Geistlichen, der 27 Jahre lang in der Gemeinde gewirkt hat. Tage später beginnt der Umbau des Hallenbades. 3,2 Millionen Euro investiert die Stadt in die Modernisierung des 45 Jahre alten Bades. Fast alles wird erneuert. Der Termin der Wiedereröffnung im Dezember kann nicht gehalten werden, die Stadt geht vom ersten Quartal 2021 aus. Derweil eskaliert der Streit um den Weihnachtsmarkt in Schloß Holte. Geschäftsleute haben sich beschwert, dass die Buden zu nah an den Häusern stehen. Im Internet rufen Einzelne zum Boykott der Geschäfte auf, das geht den Organisatoren, der Ortsgemeinschaft Schloß Holte, zu weit. Dennoch pochen sie auf verbindliche Aussagen der Stadt. Nach mehreren Gesprächen wird der Streit beigelegt, der Weihnachtsmarkt darf auch zukünftig stattfinden, allerdings verkleinert. Dann überschlagen sich die Ereignisse Im Februar schließt das Sozialkaufhaus &bdquo;La Mina" an der Alten Spellerstraße. Auch der Standort der Flüchtlingshilfe, die ihre Räume im selben Gebäude hat, steht auf der Kippe. Im Herbst stellt der Verein &bdquo;Pro Arbeit" dann seine Pläne vor, in der ehemaligen Gaststätte &bdquo;Buschkrug" einen Second-Hand-Laden eröffnen zu wollen. Seinen Abschied gibt auch das Whatever-Happens-Festival bekannt. Dreimal hat es auf dem Hof Brechmann in Stukenbrock stattgefunden, demnächst auf dem Kulturgut Nottbeck in Oelde. Kurz vor dem Aus steht Mitte Februar die CSB. Britta Rusch sucht neue Mitstreiter und wird fündig. Der Verein tritt bei der Kommunalwahl an. MIT CORONA Die Menschen feiern ausgelassen Karneval, dann wird der Corona-Ausbruch in Heinsberg bekannt. Am 11. März tagt zum ersten Mal der Krisenstab der Stadt. Die WHO stuft die Infektion als Pandemie ein, im Kreis treten die ersten Coronafälle auf. Die Stadt reagiert und sagt die ersten Veranstaltungen ab. Das Rentnercafé, das Frauenfrühstück und die Berufsinformationsbörse. Dann überschlagen sich die Ereignisse. Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie werden beschlossen, Betriebe müssen schließen. Die Nachbarschaftshilfe gründet sich am Wochenende und Bürgermeister Hubert Erichlandwehr teilt mit, sich ebenfalls mit dem Virus infiziert zu haben. Die Schulen gehen ab dem 18. März in den Notstand, ein paar Tage später auch die Verwaltung, die Redakteure der Neuen Westfälischen – bis heute – ins Homeoffice. Die Menschen gehen auf Abstand. Desinfektionsmittel werden zum Begleiter, das Händeschütteln vermieden. Stattdessen ein Kopfnicken, eine Verbeugung oder ein Winken. Manche Mitbürger praktizieren ein neues, für viele ein albern anmutendes Ritual: den &bdquo;Coronagruß" mit den Ellbogen. Typisch &bdquo;Ellbogen-Gesellschaft" spotten Kabarettisten. Die Corona-Lage entspannt sich im Sommer, Menschen fahren sogar wieder in den Urlaub. Mitten hinein platzt der Tönnies-Skandal und zwingt die Menschen in den Kreisen Gütersloh und Warendorf in den zweiten Lockdown. Seitdem ist der Begriff &bdquo;Lockdown" populär. Im Herbst explodieren die Infektionszahlen, Pollhans wird zum dritten Mal in der jahrhundertealten Geschichte abgesagt, das Coronavirus findet seinen Weg in die Altenheime, vorwiegend ältere Menschen sterben. Der dritte Lockdown soll Abhilfe schaffen. KOMMUNALWAHL Mitten im Coronajahr findet die Kommunalwahl statt. Bürgermeister Hubert Erichlandwehr stellt sich zum fünften Mal zur Wahl und setzt sich mit 64,8 Prozent Zustimmung gegen seine drei Herausforderer durch. Stärkste Partei bleibt die CDU, sie rutscht aber erstmals unter 50 Prozent (49,7) und verliert die absolute Mehrheit. In der Lokalpolitik herrscht Gleichstand zwischen CDU und Opposition. Weil der Bürgermeister im Rat ebenfalls stimmberechtigt ist, kann er der CDU zu einer zusätzlichen Stimme verhelfen. Als Gewinner darf sich Bündnis 90 / Die Grünen fühlen. 20,5 Prozent Stimmanteil und zweitstärkste Fraktion im Rat. Diesen Platz hatte zuvor die SPD, die auf 10,4 Prozent abstürzt. Mit neuen Leuten und den SPD-Senioren im Rücken kämpfen die Genossen gegen die drohende Bedeutungslosigkeit an. GEDENKSTÄTTE STALAG 326 Ein starkes Zeichen für die Erinnerungskultur setzt die Politik am Jahresende. Der Bund und das Land NRW sagen jeweils Fördermittel in Höhe von jeweils 25 Millionen Euro zu, um die Gedenkstätte in Stukenbrock-Senne zu einer Erinnerungsstätte von nationaler und internationaler Bedeutung aufzuwerten. Seit Jahren wird die Idee von verschiedenen Akteuren vorangetrieben, Anstoß war der Besuch des ehemaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck im Jahr 2015. Über die Trägerstruktur wird noch entschieden, auch über die Ausgestaltung und die Einbindung in den Ort.

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